Köln | Die SPD im Kölner Stadtrat stellte gestern eine kühne Variante für die Überlegungen zur Planung der neuen Ost-West-Achse der Kölner Verkehrsbetriebe vor. Die Linie 1 und 9 würden als Metrolinie unterirdisch von Deutz unter dem Rhein bis zur Moltkestraße fahren und etwa auf Höhe des Aachener Weihers wieder an der Oberfläche erscheinen. Die Linie 7 würde von Porz-Süd bis Sülz oberirdisch den innerstädtischen Bereich durchfahren. Damit würden im Bereich Heumarkt und Neumarkt zwei Linien übereinander fahren. Das diese Idee aktuell nicht nach den Regeln des Bundes und Landes förderfähig wäre, stört Martin Börschel, den Fraktionsvorsitzenden der Rats-SPD zunächst nicht, denn er sagt, die Förderrichtlinien müssen an die modernen Anforderungen und neuen Verkehrskonzepte angepaßt werden. Zumindest, so Börschel diskutiert werden.

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Für die SPD im Kölner Rat ist völlig klar: Köln wächst und braucht mehr denn je einen funktionierenden ÖPNV, wenn die Mobilitätswende geschafft werden soll. Eine zentrale Rolle spielt dabei, so die SPD, die Ost-West-Achse. Am vergangenen Samstag startete die Stadt Köln die Bürgerbeteiligung zur Ost-West-Achse. Daher wolle nun auch die SPD ihren Teil und ihre Ideen dazu beitragen, so Martin Börschel. Der sagt weiter: „Köln braucht an dieser Stelle die beste und zukunftsfähigste und nicht eine halbherzige Lösung“. Die bisher vorgestellten Lösungen haben, so Börschel, die SPD im Kölner Rat bislang nicht überzeugt.

Andreas Pöttgen, der verkehrspolitische Sprecher der SPD Ratsfraktion, spricht bei der Deutzer Brücke von einem Nadelöhr, über das aktuell die Linien 1,7 und 9 fahren und dessen Kapazität vollständig ausgelastet sei. Vor allem bei weiterer Umsetzung des Konzepts „Köln mobil 2025“, dem Ausbau von Porz-Süd und damit dem verbundenen Weiterbau der Linie 7 sowie der Entwicklung des Deutzer Hafens werde die Zahl der Fahrgäste gerade auf dieser Strecke stark ansteigen und damit eine Taktverdichtung notwendig machen. Aber so Pöttgen, die Deutzer Brücke bleibe das Nadelöhr.

Die SPD hat eine klare Vorstellung, wie die Ertüchtigung der Ost-West-Achse in Phasen erfolgen könnte. Zunächst fordert die SPD den Ausbau der oberirdischen Bahnsteige auf den betroffenen Linien 1,7, und 9, so dass drei Züge statt zwei auf der Ost-West-Achse aneinander gekoppelt fahren können und damit möglichst schnell die Kapazität erhöht wird. Dies ist sogenannte Dreifachtraktion. Parallel fordert die SPD eine Machbarkeitsstudie für einen Tunnel unter dem Rhein. Als Argument führt die SPD in die Diskussion ein, dass Tunnel unter Flüßen schon in anderen Städten wie Frankfurt am Main, Rotterdam oder New York funktionieren. In die unterirdische Metrolinie soll die Haltestelle Deutzer Freiheit integriert werden. Damit müsste im rechtsrheinischen Köln keine neue Tunnelmündung gebaut werden. Die einzige Tunnelmündung würde dann im linksrheinischen Köln entstehen und zwar auf Höhe des Aachener Weihers.

Am Ende sollen vier Schienen übereinander auf der Ost-West-Achse das Nadelöhr zwischen Deutz und Neumarkt leistungsfähiger machen. Zwei unterirdisch und zwei überirdisch. Die Linie 7 wird als Straßenbahnlinie erhalten und nach Sülz geführt, geht es nach diesem Vorschlag. Die Linien 1 und 9 würden dann unterirdisch fahren. Für die Tunnellösung fordert die Kölner SPD eine Machbarkeitsstufe, die parallel zum Ausbau der oberirdischen Strecke stattfinden soll.

Auch der PKW-Verkehr soll verändert werden. Der Neumarkt soll nur noch auf der Südseite befahrbahr bleiben, die Nordschleife wird zurückgebaut. Die Linksabbieger für den PKW-Verkehr sollen abgeschafft werden, sowohl an der Pippinstraße, wie am Neumarkt.

Problem: Finanzierung

Die SPD fordert Veränderungen bei den Förderrichtlinien, da die aktuellen Regeln keine zukunftsfähigen ÖPNV-Lösungen möglich mache, vor allem vor dem Hintergrund des Modal Split. Die Kriterien für den modernen Mobilitätsmix werden durch die alten Richtlinien nicht abgebildet, meint die Kölner SPD. Daher kontert man die Kritik anderer Parteien, die sich an der aktuellen Realität von aktuellen Förderrichtlinien sich festklammern, dass man zunächst die oberirdische Variante wolle und für die unterirdische Lösung eine Machbarkeitsstudie. In der Zwischenzeit und mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie kann man eine politische Diskussion über die Förderrichtlinien führen und voranbringen.

Auch die KVB äußerte sich zu dem SPD-Vorstoß

Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB, äußerte sich schriftlich zu den Vorschlägen der SPD-Fraktion: „Ein Rheintunnel wurde auch schon bei der Bürgerbeteiligung im Rathaus und bei der KVB-Lounge in die Diskussion gebracht. Daher ist es nachvollziehbar, dass diese Variante auch geprüft wird. Wichtig ist aber, dass diese Prüfung zügig erfolgt, damit im Herbst eine endgültige Entscheidung durch den Rat der Stadt Köln getroffen werden kann. Diese Entscheidung wird von der KVB dringend für die Lösung ihrer Kapazitätsprobleme benötigt.“

Autor: Andi Goral
Foto: Diese Visualisierung der Stadtratsfraktion der SPD zeigt die Idee oberirdisch mit einer Trambahn und unterirdisch mit einer U-Bahn zu fahren