Köln | Rund 250 Bürgerinnen und Bürger kamen am vergangenen Wochenende ins Kölner Rathaus. Die Verantwortlichen von Stadt Köln und der Kölner Verkehrs-Betriebe AG KVB informierten die Anwesenden über die Ergebnisse dieser Analyse.

Demnach bleiben von den sieben eingereichten Vorschläge nach eingehender Begutachtung des Kosten-Nutzen-Verhältnisses vier mögliche Varianten übrig. Neben einer oberirdischen Lösung, die mit einem Kostenrahmen von 250 Millionen Euro und einem Kosten-Nutzen-Indikator von 2,3 den höchsten Wert aufweist, liegt die so genannte „kleine Tunnellösung“. Sie sieht einen Tunnel bis zum Neumarkt vor. Der Kostenrahmen von 300 Millionen Euro entspräche einem Kosten-Nutzen-Indikator von 2,1.

Auch die „mittlere Tunnellösung“ mit Kosten von 560 bzw. 760 Millionen Euro (Variante 2+) käme demnach noch als Alternative in die engere Auswahl. Diese Variante sieht einen Tunnel bis Rudolfplatz bzw. Zülpicher Platz vor. Die Variante 2+ will den Tunnel gar bis zum Eisenbahnring vorantreiben, was die Differenz von rund 200 Millionen Euro erklärt.

Die „kleine Tunnellösung“ hat als unterirdische Variante das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis.  Grafik: Stadt Köln/KVB

Raus aus dem Rennen scheinen nach dieser Einteilung die Varianten 3, 4, 6 und 7. Sie sehen „große Tunnellösungen“ vor, die teilweise sogar bis zum Melatengürtel verlaufen sollen (Variante 4 – Kosten: rund 1,05 Milliarden Euro bei einem Kosten-Nutzen-Indikator von 0,8). Die teuerste Variante (Variante 6) mit einem Tunnel unter dem Rhein bis Deutz kommt sogar auf 1,13 Milliarden Euro, hat aber einen Kosten-Nutzen-Indikator von lediglich 0,4. Auch die große Lösung mit einem Tunnel für die Linie 7 bis zur Dürener Straße fällt mit Kosten von 1,08 Milliarden Euro und einem Indikator von 0,9 unter die Schwelle von „1“.

Vorschlag der Grünen wird separat betrachtet

Der Vorschlag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN ist separat zu betrachten, da diese Variante eine ergänzende Perspektive einnimmt und die generelle Umstrukturierung der innerstädtischen Verkehrsflüsse vorsieht. Am gleichen Tag hatte die Mitgliederversammlung des Kreisverbandes dazu einen weitreichenden Beschluss gefasst. „Wir setzen voll auf eine oberirdische Lösung, denn diese ist am schnellsten zu verwirklichen und am kostengünstigsten. Wir können als Stadt nur eine förderfähige Variante realisieren, bei der uns Land und Bund finanziell unterstützen“, begründete der neue Fraktionsgeschäftsführer und verkehrspolitische Sprecher der Ratsfraktion, Lino Hammer, den Vorschlag.

Der Vorschlag der Grünen sieht neben einer oberirdischen Variante auch die Unterbindung des Durchgangsverkehrs vor.  Grafik: Stadt Köln/KVB

„Von der Deutzer Brücke kommend soll die Stadtbahn auf ihrem eigenen Gleiskörper geführt werden. Wir favorisieren hierbei eine modifizierte Variante aus dem Masterplan. Dem in der Bürger*innenbeteiligung einstimmig geäußerten Wunsch nach einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) und nach einer Neuaufteilung des Verkehrsraumes schließen wir uns ausdrücklich an und setzen uns für eine deutliche Reduzierung des Platzes für den MIV inklusive des oberirdischen Parkens ein. Für die Stadtbahn setzen wir auf eine absolute Vorrangschaltung“, so der Wortlaut des Beschlusses.

Inhaltlich sieht der Vorschlag der Grünen eine Unterbindung von Durchfahrtsmöglichkeiten auf der Ost-West-Achse vor. Der motorisierte Individualverkehr soll über die Bäche und die Nord-Süd-Fahrt umgeleitet werden. Die Verkehre von Westen sollen um den Neumarkt herumgeführt werden, so der vorgelegte Vorschlag. Die Deutzer Brücke wäre aber weiterhin für Autos nutzbar, Durch die Unterbindung des Durchgangsverkehrs würde sich die Zahl der durchfahrenden Fahrzeuge um 38 bis 44 Prozent reduzieren, so die Berechnungen der Stadt. Auf den Ausweichstrecken würden die Verkehre in der Regel um acht bis zwölf Prozent zulegen. Lediglich die Abfahrt von der Deutzer Brücke aus dem Rechtsrheinischen in Richtung Bäche würde mit einem Plus von 74 Prozent deutlich stärker belastet.

Schon am 13. November soll der Verkehrsausschuss über eine Vorentscheidung informiert werden. Wegen der Förderfähigkeit scheint die kleine Tunnellösung (Vorschlag der CDU-Fraktion) derzeit Favorit zu sein. Bis spätestens Ende dieses Jahres soll dann endgültig über das Vorhaben an der Ost-West-Achse entschieden werden, so dass die Ausschreibungen im kommenden Jahr vorbereitet werden können. Die entscheidende Sitzung des Stadtrates findet am 18. Dezember dieses Jahres statt.

Autor: ag
Foto: Auch am Neumarkt soll die Ost-West-Achse zukunftig neu sortiert werden. Eine „kleine“ Tunnellösung ist die wahrscheinlichste Variante.