Köln | aktualisiert |Rund 25 Vertreter der als rechtsextrem geltenden „Pro Köln“ standen vor, aber auch in der Filale der Sparkasse Köln Bonn in Porz Urbach. Sie haben gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in einem Hotel in Porz-Urbach agitiert und damit genau das Gegenteil erreicht. Viele Menschen und 20 Initiativen erklärten sich sofort solidarisch mit den Flüchtlingen und fangen an, sich über Integration und das Miteinander im Veedel Gedanken zu machen. Gemeinsam mit den Früchtlingen frühstückten mehr als 100 Menschen und die evangelische und katholische Kirche segneten das Haus.

Willkommen in Porz Urbach

Es gab an einer langen Tafel Berliner, Kaffee, selbstgebackenen Kuchen, aber auch herzhaftes wie Mettbröttchen oder Würstchen. Der Frühstücksraum des kleinen Hotels in Porz-Urbach ist völlig überfüllt. Draußen an den Scheiben kleben selbstgemalte Plakate mit Aufschriften, wie „Schön, dass ihr da seid“, „Mir all sin nur Minsche“ oder Zeilen aus dem bekannten Bläck Fööss Song „Stammbaum“, die wir hier in der richtigen Schreibweise darstellen „Ich wor ne stolze Römer, kom met Caesar‘s Legion, un ich ben ne Franzus, kom mem Napoleon. Ich ben Buur, Schreiner, Fescher, Bettler un Edelmann, Sänger un Gaukler, su fing alles aan… “

Im Frühstücksraum Porzer Bürgerinnen und Bürger, Macherinnen und Macher von 20 Initiativen, kirchlichen oder sozialen Institutionen im Veedel. Sie eint etwas für die Flüchtlinge zu tun, sich als Menschen solidarisch zu zeigen und da stört es nicht, wenn etwa die Pfadfinder sagen, wir wissen noch nicht genau, was und wie wir tun wollen, aber wir werden uns auf jeden Fall einbringen. Die Politik ist auch da, darf aber nichts sagen. Linke, Piraten, von der SPD ist Martin Dörmann, MdB da, der auch seinen Wahlkreis hier hat und Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Die Vertreter der Kirchen ziehen durch das Haus und segnen es mit Weihwasser und mahnen“Wenn ein Fremdling unter uns ist, so lasst ihn uns ansehen, wie einen von uns“. Auch Hotelbesitzer Odenthal, der seit etwa fünf Wochen Herbergsvater für die Flüchtlinge ist, freut sich über so viel Zuspruch und Solidarität. Damals hätten sich alle gefragt, wie das alles gehen werde, aber mittlerweile habe man sehr viel Spaß. Vor allem die 30 Kinder würden für viel Trubel sorgen und jetzt sei immer was los. Im Frühstücksraum, der jetzt eine Art sozialer Treffpunkt geworden sei, habe man sogar ein richtige Spielecke eingeweiht.

Offenes Köln

Martin Dörmann sieht im großen Engagement der Bürgerschaft, dass der Rechtsstaat funktioniere und die Menschen das Asylrecht nicht in Frage stellen, auch wenn jeder einzelne Fall geprüft werden müsse. Dies sei vor allem bedeutsam, wenn man sehe das die Urbacher Bürger sich nicht von fremdenfeindlichen Organisationen wir „Pro Köln“ irritieren ließen, die nur Vorurteile schüren und gegen Menschen Stimmung machten. „Pro Köln“ sei Antimenschlich und wolle nur auf dem Rücken von Menschen ihr Süppchen kochen, so der SPD-Bundestagsabgeordnete. Und das dies von einer Gruppe ausgehe, gegen deren Ratsfraktion die Staatsanwaltschaft wegen bandenmäßigen Betruges ermittelt habe, sei besonders bemerkenswert. Auch Volker Beck sieht den heutigen Samstag als einen Tag der ein Signal sende, dass Flüchtlinge in Köln willkommen geheißen werden und damit zeige dass unsere Stadt (Köln) weltoffen sei. „Pro Köln“ sei eine winzige Minderheit, die sich mit ekelhaften Positionen präsentiere, so der grüne Bundestagsabgeordnete.

Minigruppe von „Pro Köln“

Wie klein die Gruppe mittlerweile ist konnte jeder auf der Kaiserstraße sehen. Hinter einem Mietwagen der Sprinterklasse und Polizeifahrzeugen versteckt, waren zwischen 22 und 30 Anhänger und vor allem Funktionäre von „Pro Köln“ erschienen. Wer die so genannten Mahnwachen, die „Pro Köln“ immer wieder ins Leben ruft länger beobachtet merkt, dass es immer die gleichen handelnden Personen sind, vor allem die Funktionäre aus dem Stadtrat, wie Judith Wolters, Jörg Uckermann, und Markus Wiener. In Porz Urbach auch noch die Pro Köln Bezirksvertreterin Regina Wilden. Der Unterstützerkreis der offen mit auf die Straße geht, wird allerdings immer kleiner. Eine Erklärung warum man gerade in Urbach aktiv wird, zeigt ein Blick auf das Kommunalwahlergebnis 2009. Dort holte „Pro Köln“ 8,3 Prozent der Stimmen, das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als im gesamten Bezirk Porz ( und sogar 2,9 Prozent mehr auf die Gesamtstadt (5,4) gesehen. Auch hier, ähnlich wie in Kalk schaffte es „Pro Köln“ seine Ergebnisse zu verbessern und auch zu verfestigen. Denn bei der Kommunalwahl 2004 erreichte man lediglich 6,5 Prozent in Urbach. Bei beiden Wahlen trat man mit dem gleichen Kandidaten Heinz Petereit an.

Sparkasse Köln Bonn sollte auf poltische Neutralität achten

20 Initiativen in Porz Urbach denken jetzt darüber nach, wie sie in der aktuellen Situation, den Asylbewerbern helfen können, sie auch integrieren wollen. Etwa wie die Kinder Deutsch lernen und zur Schule gehen können, wie man Informationswissen für denn Alltag vermittelt und zu einem wirklichen Miteinander finden kann. Die lokale Politik ist eng mit dabei. Dieter Röhrig, der stellvertretende Vorsitzende eines Pfarrgemeinderates, mahnte dass man nicht Vorurteile pflegen solle und dass die Hilfe und das Gemeinsame nachhaltig, über den heutigen Tag hinaus organisiert werden müsse. „Pro Köln“ fror derweil draußen auf der Straße, wenn man sich nicht gerade in der örtlichen Filiale der Sparkasse Köln Bonn aufwärmte, in deren Räumen man übrigens auch Flugblätter anbot und verteilte. Die Sparkasse Köln Bonn und die anwesenden Polizeibeamten unternahmen dagegen nichts. Nur wenige Menschen griffen allerdings bei den Flugblättern und Zeitungen zu, die „Pro Köln“ verteilte. Von der Sparkasse Köln Bonn sollte man allerdings mehr politische Neutralität erwarten. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite demonstrierten „Die Falken“, „die Linke“, die „Grüne Jugend“ und andere gegen die Aktionen von „Pro Köln“.

Sparkasse Köln Bonn: „Wir dulden keine Demonstration, keine Gewalt oder Diffamierung auf unserem Grund und Boden“

Der Sprecher der Sparkasse Köln Bonn Norbert Minwegen hat sich auf Nachfrage von report-k.de mittlerweile zu den Vorfällen im Rahmen der Mahnwache von „Pro Köln“ geäußert: „Die Porzer Filiale ist am Samstag geschlossen und
lediglich der SB-Bereich ist geöffnet. Die angekündigte Demonstration fand auf Öffentlichem Grund und Boden statt und wurde von der Stadt Köln genehmigt. Wir sind nicht daran beteiligt. Generelle Linie unseres Hauses ist, dass wir keine Demonstrationen auf unserem Grund und Boden zulassen. Auch die Verteilung von Flugblättern und oder Werbung ist generell untersagt. Wir haben jedoch keinen Einfluss darauf, dass Personen den SB Bereich betreten und sich gegen die Hausordnung verhalten. Wir erinnern an ähnliche Situationen bei den Demonstrationen der Autonomen  Szene. Auch diese haben Flugblätter verteilt. Wir dulden keine Demonstration, keine Gewalt oder Diffamierung auf unserem Grund und Boden. Nicht umsonst waren wir Ende des Jahres einer der Hauptunterstützer des Konzerts Arsch huh. Ohne unsere finanzielle Unterstützung hätte es dieses Konzert nicht gegeben.“

Autor: Andi Goral
Foto: Segen für die Flüchtlinge