Köln | Den einen hat es gefallen, die anderen üben scharfe Kritik am Startplatz der ADAC Rallye Deutschland 2013 auf dem Roncalliplatz vor dem Kölner Dom. Die Polizei lobt, Oberbürgermeister Jürgen Roters lobt, Elfi Scho-Antwerpes, SPD lobt, die Grünen üben scharfe Kritik, vor allem vor dem Hintergrund der Umweltzone und des Platzkonzeptes, dass in ganz besonderer Art und Weise auch den Roncalliplatz berührt. Die Kölner Ratskoalition und Oberbürgermeister Roters, der ja mal gemeinsamer Kandidat von Rot-Grün war, scheinen wieder einmal sehr konträrer Auffassung zu sein. Der ADAC hat angekündigt auch gerne nächstes Jahr wieder vom Roncalliplatz aus starten zu wollen.

Fotostrecke: Impressionen vom Roncalliplatz >

Die Fakten

Gestern Nachmittag wurde auf dem Roncalliplatz die ADAC Rallye Deutschland mit ihrem Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft gestartet. Laut Veranstalter ADAC nahmen 76 Teams aus 28 Nationen teil, die die erste Etappe von der Kölner Domplatte nach Trier bewältigten. Der ADAC spricht von 25.000 Besuchern der ersten Etappe. Der Roncalliplatz ist Bestandteil des Vergabekonzeptes für innerstädtische Plätze in Köln, das Veranstaltungen dieser Art eigentlich ausschließt. Die Verwaltung der Stadt Köln hatte die ADAC Veranstaltung genehmigt, bei der auch an mehreren Stellen Werbeflyer verteilt wurden.

Die Jubelfraktion

In der Kölner Innenstadt ging gestern Nachmittag fast nichts mehr. Auch für Fußgänger, denn für die Durchfahrt der röhrenden Boliden musste auch immer wieder etwa der Übergang Am Hof gesperrt werden. Am Sperrkonzept sollte vor allem die Kölner Polizei noch arbeiten. So ließ man etwa den Verkehr An den Dominikanern erst einmal in die Engstelle einfahren, um ihn dann über die Marzellengasse und die Komödienstraße wieder 50 Meter weiter auf die Tunisstraße auszuleiten. Ein völlig sinnfreier U-Turn bei dem das auch nicht ausgebliebene Verkehrschaos vorprogrammiert war. In ihrer Meldung schreibt die Kölner Polizei dann: „Die Sportgroßveranstaltung mit Auftakt in Köln und Wertungsprüfung im Kreis Euskirchen ist aus polizeilicher Sicht problemlos verlaufen.“ und Einsatzleiter Polizeirat Michael Esser jubelt: „Eine interessante Sportveranstaltung, die aus polizeilicher Sicht einen guten Verlauf genommen hat“. Wer einen Termin in der Kölner Innenstadt hatte, wird die Aussage der Polizei, dass es nur zu leichten Verkehrsbehinderungen kam, nicht ganz nachvollziehen können.

Oberbürgermeister Jürgen Roters lässt via ADAC Pressemitteilung mitteilen: „Für die Sportstadt Köln stellt die ADAC Rallye Deutschland mit ihrem Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft eine große Bereicherung dar. Wir freuen uns auf ein herausragendes Sportereignis. Die Kölnerinnen und Kölner haben den internationalen Rallye-Stars einen begeisternden Empfang bereitet. Köln war für den Start der ADAC Rallye Deutschland der perfekte Rahmen und das auf historischem Boden: Von hier aus konnte man schon vor 2000 Jahren auf einer Römerstraße nach Trier aufbrechen. Nun nehmen die Rallye-Stars diesen Weg.“

Beim Stadtempfang zitiert der ADAC die Kölner Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, SPD: „Der ADAC als Ausrichter dieses Weltmeisterschaftslaufes ist für uns als Stadt Köln ein vertrauensvoller, wertvoller und vor allem zuverlässiger Partner. Die Umsetzung der Fahrerpräsentation vor dem Dom hier in Köln war für uns eine logistische Herausforderung, der wir uns gerne gestellt haben. Die ADAC Rallye Deutschland passt großartig zum Wirtschaftsstandort und zur Sportstadt Köln. Köln ist ohnehin die Stadt des Automobils. Der Auto-Bau und seine Zulieferer geben der Stadt ihr Gesicht. Von daher passt die Rallye sehr gut zu Köln und ist so eine echte Bereicherung.“

Scharfe Kritik der Kölner Grünen

Köln setze die falschen Signale, so die Kölner Grünen, die kritisieren, dass der Dom mit Veranstaltungen dieser Art zur billigen Werbekulisse verkomme. Eine Kritik mit der sie nicht alleine sind. Besonders beklagt man, dass das Vergabekonzept für Veranstaltungen auf zentralen Innenstadtplätzen erst vor kurzem durch den dafür zuständigen Verwaltungsausschuss verlängert wurde und das Sportveranstaltungen mit Produktwerbungen für den Roncalliplatz ausschließe. Wörtlich heißt es in Ziffer 4.1.: „Veranstaltungen müssen sich in das Ambiente der gesamten Umgebung einfügen und der Würde des Doms als Weltkulturerbe gerecht werden.“ Beim ADAC preist man die Veranstaltung mit den Worten „Mit einer faszinierenden Showeinlage im Schatten des 765 Jahre alten Kölner Doms wurde heute die ADAC Rallye Deutschland 2013 gestartet.“

„Die Verwaltung missachtet dieses Konzept, dem sie selbst verpflichtet ist. Aber auch umweltpoli-tisch wird ein falsches Signal gesetzt.“, so Jörg Frank, Geschäftsführer der grünen Ratsfraktion. „Luftreinhalteplan, Lärmaktionsplan, Kölner Umweltzone, alles nur leere Worte? Wo bleibt die umweltpolitische Verantwortung der Verwaltungsspitze?“, fragt Matthias Welpmann, umweltpolitischer Sprecher der grünen Ratsfraktion, vor dem Hintergrund, dass die EU-Kommission weiterhin die zu hohen Schadstoffmengen in der Kölner Luft rügte.

Autor: Andi Goral | Fotos: Laura Weigele
Foto: Werbung und Bolide vor dem Hauptportal des Kölner Domes