Köln | Unter dem Titel „Rio plus 20 – nachhaltige Entwicklung in Rio de Janeiro und Köln“ wurden heute im Kölner Rathaus vorbildliche Projekte zum Thema Nachhaltigkeit aus Köln und der neuen Partnerstadt Rio de Janeiro vorgestellt. Schätzungen zufolge sollen 80 Prozent der weltweit verfügbaren Ressourcen in städtischen Ballungsräumen verbraucht werden. „Daher tragen Städte wie Köln und Rio de Janeiro auch eine große Verantwortung.“, betone Oberbürgermeister Jürgen Roters. „Rio plus 20“ lautete auch der Titel der UN-Gipfels zur Nachhaltigkeit im Juni diesen Jahres, der nach Einschätzung der Anwesenden enttäuschend verlief und nur wenig nennenswerte Ergebnisse hervorbrachte. Ebenso wichtig wie globale Übereinkünfte sei jedoch auch das Engagement einzelner Menschen auf kommunaler Ebene, erklärte Wolfgang Obenland, Programmdirektor von Global Policy Forum Europa, eine Nichtregierungsorganisation, die sich für Nachhaltigkeit einsetzt.

Wolfgang Obenland betonte, dass zwar einige Verbesserungen innerhalb der Vereinten Nationen beschlossen worden seien, es aber immer noch viel zu tun gebe. „In Rio de Janeiro wurde verabschiedet, dass man Ziele für die nachhaltige Entwicklung formulieren will. Genau solche Ziele braucht es. Aber alle globalen Beschlüsse sind nichts wert, wenn es nicht auch Leute gibt, die vor Ort die Dinge in die Hand nehmen.“, so Obenland. Hierbei müssten sich auch die Kommunen engagieren. Dabei sei nicht immer finanzielle Förderung nötig. Oftmals genüge schon der Abbau von bürokratischen Barrieren, die soziales und politisches Engagement verhindern, erklärte Obenland. Oberbürgermeister Jürgen Roters sieht die politischen Bestrebungen der Stadt Köln zum Thema Nachhaltigkeit durch die aktuelle Haushaltslage gefährdet. „Die Stadt Köln muss handlungsfähig bleiben und alles daran setzen, einen Nothaushalt abzuwenden. Nur so ist eine Förderung der Nachhaltigkeit möglich.“, erklärte Roters.

Auf der Veranstaltung präsentierte unter anderem Dinei Medina aus Rio de Janeiro das von ihm gegründete Projekt „Favela Verde“, das sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen und die Förderung des ökologischen Bewusstseins in den den problematischen Stadtteilen Chapéu Mangueira und Babilônia in Rio de Janeiro einsetzt. Mit Wohnungsbaumaßnahmen, Putzaktionen und Gemüseanbau auf den Dächern der Häuser habe das Projekt bereits einiges an der Situation in den Vierteln verbessert, so Medina. Für die Fußball-WM 2014 in Rio de Janeiro kooperiere man sogar mit der Stadt Rio und werde Touristen in den neu eingerichteten Hostels in den Stadtteilen beherbergen.

Autor: Christian Bauer
Foto: Wolfgang Obenland sieht weiter Handlungsbedarf in der Politik.