Düsseldorf | aktualisiert 13:03 Uhr | In Nordrhein-Westfalen haben sich 2011 weniger Menschen neu mit dem Aids-Virus HIV angesteckt. Die Zahl sank gegenüber 2010 um fünf Prozent auf 650, wie die Aids-Hilfe NRW heute berichtete. Die Gesamtzahl der Menschen mit HIV bleibe mit landesweit 17.500 jedoch auf Rekordhöhe. Die Betroffenen sind zu 80 Prozent Männer.

Nach Feststellung der Aids-Hilfe konnten neue Therapien die Lebensqualität der Infizierten deutlich verbessern. Bei einer gut verlaufenden antiretrovitalenTherapie (ART) seien die Betroffenen nicht mehr infektiös. Die ART ist eine medikamentöse Behandlung, die die Vermehrung der HIV-Viren im Körper bremst. In NRW machen laut Angaben rund drei Viertel der Infizierten diese Therapie. Trotz der Erfolge bei der ART lehnt die Aids-Hilfe NRW eine Verpflichtung zu dieser Therapie ab. „Die Schutzwirkung einer erfolgreichen Therapie darf nicht dazu führen, Menschen gegen ihren Willen und ohne medizinische Notwendigkeit vorzeitig zu einer Therapie zu überreden, um mögliche Ansteckungen zu verhindern“, sagte Aids-Hilfe-Vorstand Arne Kayser.

Zugleich wandte sich Kayser gegen Massenscreenings, um „möglichst jeder HIV-Infektion auf die Spur“ zu kommen. Dahinter stünden Wünsche nach umfassendem staatlichen Schutz und vollständiger Kontrolle. Auch dürfe weiterhin niemand ohne seine Zustimmung auf HIV getestet oder zu einem Test gezwungen werden. „Es gibt auch ein Recht auf Nichtwissen“, sagte Kayser. Trotz der ART-Erfolge sollten HIV-Infizierte auch künftig weiter selbst entscheiden dürfen, ob sie sich einer medizinischen Therapie unterziehen wollen, merkte Kayser weiter an. Bei vielen Betroffenen bestehe aber der Wunsch, nicht mehr infektiös sein zu wollen.

Autor: dapd | Foto: Scen Hoppe/ fotolia