Berlin | Der ehemalige Außenminister und derzeitige Vorsitzende der Atlantik-Brücke, Sigmar Gabriel (SPD), warnt davor, dass US-Präsident Donald Trump im Falle einer Wahlniederlage nicht freiwillig gehen könnte. „Gegen eine klare Niederlage wird auch Trump nichts machen können. Aber sonst wird er jeden Taschenspielertrick nutzen, um das Weiße Haus nicht zu verlassen“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“.

Die größte Gefahr sehe er, dass es am Wahlabend bei den abgegebenen Stimmen eine Mehrheit für Trump gebe, die sich aber durch die Auszählung der Briefwahl-Stimmen in eine Mehrheit für Biden drehe. „Dann wird Trump die Legitimität der Briefwahl anzweifeln und die USA geraten in eine Verfassungskrise“, so der USA-Experte.

Die Gefahr eines US-Bürgerkriegs nach der US-Wahl sieht Gabriel indes als gering an: „Ich halte diese apokalyptischen Visionen bewaffneten Bürgerkriegs in den USA für völlig überzogen. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es an einzelnen Orten zu Ausschreitungen kommt.“ Über einen weiteren Wahlsieg von Trump würden sich laut Gabriel die politischen Führungen in China und Russland freuen: „Denn ein US-Präsident, der alle erfolgreichen Bündnisse und Partnerschaften der USA zerstört, schwächt die westlichen Demokratien und stärkt die Autoritären in der Welt.“

Autor: dts