Caracas | Venezuelas Parlamentspräsident Juan Guaidó hat sich am Mittwoch zum Interimspräsidenten des Landes erklärt. US-Präsident Donald Trump erklärte nur Minuten später, er werde den bisherigen Oppositionschef als Staatsoberhaupt Venezuelas anerkennen. Zehntausende Gegner und Anhänger des amtierenden Präsidenten Nicolás Maduro waren am Vormittag (Ortszeit) in der venezolanischen Hauptstadt Caracas auf die Straße gegangen.

Der 35-Jährige frühere Studentenführer Guaidó gehört der Oppositionspartei Voluntad Popular (VP) an. Entscheidend dürfte nun sein, wie sich das venezolanische Militär verhält. Maduro ist seit 2013 Staatspräsident Venezuelas.

Die wirtschaftliche Lage des Landes hatte sich seitdem zunehmend verschlechtert. Die Präsidentschaftswahl im vergangenen Mai erfolgte unter Ausschluss internationaler Beobachter und gilt als manipuliert.

Venezuela bricht diplomatische Beziehung zu USA ab

Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro hat den Abbruch der diplomatischen Beziehung zu den USA erklärt. Das US-Botschaftspersonal habe 72 Stunden Zeit, das Land zu verlassen, sagte Maduro am Mittwoch vor Hunderten Anhängern in Caracas. Die Einmischung in innere Angelegenheiten durch die USA sei respektlos den Venezolanern gegenüber.

Washington habe einen Putsch geplant, um eine Marionettenregierung zu installieren. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump erklärt, er werde den venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó als Interimspräsidenten anerkennen. Der hatte sich am Mittwoch auf einer Protestveranstaltung in Venezuelas Hauptstadt Caracas vor seinen Anhängern selbst zum „amtierenden Präsidenten“ erklärt und auch gleich selbst vereidigt. Das werde ein „Thema für die Justiz“, sagte Maduro.

Venezuelas Oppositionschef: Diplomaten sollen im Land bleiben

Der Machtkampf in Venezuela eskaliert weiter – und die Mitarbeiter der US-Botschaft geraten nun in den Mittelpunkt. Kurz nachdem Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro verkündete, dass die Diplomaten das Land innerhalb von 72 Stunden verlassen sollen, rief Oppositionschef Juan Guaidó dazu auf, diesen Erlass zu ignorieren. „Wir werden weiterhin diplomatische Beziehungen zu allen Ländern der Welt unterhalten“, schrieb Guaidó und setzte unter seinem Namen das Wort „Presidente“.

Rufe nach Anerkennung von Guaidó als Präsident Venezuelas

Nach der Erklärung von Venezuelas Parlamentspräsident Juan Guaidó zum Interimspräsidenten des Landes werden Rufe nach seiner Anerkennung als neuen Präsidenten Venezuelas lauter. „Deutschland sollte Guaido als neuen Präsidenten anerkennen. Und wir sollten dem leidgeprüften Land schnell helfen beim Wiederaufbau, der jetzt ansteht“, sagte der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir der „Bild-Zeitung“ (Donnerstagsausgabe).

Alles werde jetzt benötigt: „Vor allem Lebensmittel, dann Hilfe bei der Infrastruktur, für das eigentlich reiche Land“, so Özdemir weiter. Er sei gespannt, ob „sich Frau Wagenknecht auch freut für die Menschen in Venezuela, dass Hunger und Unterdrückung enden“, sagte der Grünen-Politiker. Der CDU-Außenpolitiker Elmar Brok äußerte sich ähnlich: „Die Menschen in Venezuela verhungern, weil der korrupte, abgewählte Präsident Maduro sich illegal an der Macht hält. Die EU sollte sich hinter den vom Parlament legitimierten Juan Gaido stellen“, sagte Brok der „Bild-Zeitung“. Guaidó sei „als Übergangspräsident vom Volk akzeptiert“.

Autor: dts