Bagdad | Livebericht | Die Al-Asad-Airbase im Irak ist in der Nacht zu Mittwoch unter Raketenbeschuss gekommen. Laut verschiedener unbestätigter Medienberichte wurden sechs bis neun Raketeneinschläge gezählt. Gleichzeitig war davon die Rede, dass die „Revanche“ durch den Iran begonnen habe. Zu den möglichen Opfern gibt es widersprüchliche Meldungen. Beklagt wird, dass der UN-Sicherheitsrat untätig blieb. Deutschlands Verteidigungsministerin und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer kritisierte die Raketenangriffe.

US-Präsident will neuen Deal mit dem Iran

21:42 Uhr >US-Präsident Donald Trump hat einen neuen „Deal“ mit dem Iran angeregt. Konkret sprach er Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Russland und China an, vom bisherigen Atomabkommen Abstand zu nehmen. Eine neue Vereinbarung müsse sicherstellen, dass der Iran keine Gefahr für die Welt mehr darstelle, sagte Trump am Mittwochmorgen (US-Ostküstenzeit) in einer Fernsehansprache im Beisein seines Verteidigungs- und Außenministers, seines Vizepräsidenten und hochrangiger Militärs.

Bei dem iranischen Militärschlag auf eine US-Basis im Irak hatte es nach Trumps Angaben keine Todesopfer gegeben, weder unter US-Soldaten noch unter den Irakern. Kein Amerikaner sei verletzt worden, es habe nur minimalen Schaden gegeben, das Frühwarnsystem habe „sehr gut“ funktioniert. „Iran appears to be standing down“, sagte der US-Präsident wörtlich.

Gleichzeitig warf er Teheran vor, der „führende Finanzier des Terrorismus“ zu sein. Dies würden die USA künftig nicht mehr dulden. Dazu sollten weitere Sanktionen gegen den Iran verhängt werden, solange bis das Regime sein Verhalten ändere.

Die Al-Asad-Airbase im Irak war in der Nacht zu Mittwoch (Ortszeit) unter Raketenbeschuss aus dem Iran gekommen. Der Militärflugplatz beherbergt Streitkräfte des Iraks, aber auch der Vereinigten Staaten. Der Iran hatte einen Vergeltungsschlag gegen die USA angekündigt, nachdem die Vereinigten Staaten den iranischen Top-Militär Qasem Soleimani gezielt durch einen US-Drohnenangriff im Irak getötet hatten.

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Iranische Raketenangriffe: Widersprüchliche Meldungen über Opfer

08:04 Uhr >Nach den iranischen Raketenangriffen auf zwei irakische Militärstützpunkte mit US-Soldaten gibt es widersprüchliche Angaben über mögliche Opfer. Iranische Staatsmedien berichten, dass mehrere US-Soldaten ums Leben gekommen seien. Die Rede war von bis zu 80 Getöteten.

Der US-Nachrichtensender CNN berichtet dagegen unter Berufung auf irakische und US-Quellen, dass es wohl keine Todesopfer gegeben habe. Der Iran hatte in der Nacht zu Mittwoch die Al-Asad-Airbase im Zentrum des Landes sowie eine Basis in Erbil im Nordirak angegriffen. US-Präsident Donald Trump reagierte bei Twitter gelassen auf die Attacken.

„All is well!“, schrieb er auf Twitter. Man bewerte aktuell die Schäden. Die USA hätten das stärkste und am besten ausgestattete Militär auf der Welt, so Trump weiter.

Er werde am Mittwochmorgen (Ortszeit) eine Erklärung abgegeben, kündigte der US-Präsident an. Unterdessen sprach Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif von „Selbstverteidigung“. Man strebe keinen Krieg an, werde sich aber gegen jede Aggression verteidigen, teilte er über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Der Iran hatte einen Vergeltungsschlag gegen die USA angekündigt, nachdem die Vereinigten Staaten den iranischen Top-Militär Qasem Soleimani gezielt durch einen US-Drohnenangriff im Irak getötet hatten.

Diplomaten beklagen Tatenlosigkeit des UN-Sicherheitsrats

Die Vereinten Nationen sind nach Ansicht eigener Diplomaten derart geschwächt, dass die Eskalation des Nahost-Konflikts nicht angemessen im Sicherheitsrat zum Thema gemacht werden wird. Eine so zentrale Frage für die Bewahrung von Frieden und Sicherheit gehöre auf die Tagesordnung des Gremiums, es passiere aber nichts, beklagen UN-Diplomaten laut eines Berichts der „Rheinischen Post“ (Mittwochsausgabe). Generalsekretär António Guterres sei kein Schwergewicht in der Auseinandersetzung mit US-Präsident Donald Trump und Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei.

Die USA verzichteten darauf, im Sicherheitsrat ihren tödlichen Raketenangriff auf Generäle des Iran und Irak zu verteidigen, weil sie die Vereinten Nationen als wenig relevant ansähen und auch wüssten, dass ihre Rechtfertigung nicht tragen würde. Die Europäer seien auch nicht interessiert, weil sie ebenso wie die Russen und Chinesen eine polarisierende Debatte im Sicherheitsrat vermeiden wollten. Damit bleibe der Sicherheitsrat außen vor, das Völkerrecht werde erneut ignoriert.

Der stellvertretende Unionsfraktionschef Johann Wadephul forderte die Bundesregierung auf, im UN-Sicherheitsrat aktiv zu werden.

AKK kritisiert iranische Raketenangriffe

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat die iranischen Raketenangriffe auf zwei irakische Militärstützpunkte mit US-Soldaten scharf kritisiert. Die Attacken seien Reaktionen, „die nicht ganz unvorhergesehen gekommen sind“, sagte die CDU-Chefin am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin. „Es sind allerdings Reaktionen, zu denen sich der iranische Staat bekannt hat.“

Diese Aggressionen weise man „auf das Schärfste“ zurück. Es müsse jetzt alles getan werden, um die Lage zu beruhigen, so die Verteidigungsministerin weiter. Die aktuelle Eskalationsspirale dürfe sich nicht weiter nach oben drehen.

Deutsche Opfer gab es nach Angaben der Ministerin bei den Luftangriffen nicht. „Von unseren Soldatinnen und Soldaten ist niemand verletzt. Das heißt, die erhöhten Schutzmaßnahmen, die wir auch schon angeordnet hatten, haben gegriffen“, sagte sie.

Alle nicht benötigten Kräfte würden keinem „unnötigen Risiko“ ausgesetzt, fügte die CDU-Politikerin hinzu.

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00:49 Uhr > Der Militärflugplatz beherbergt Streitkräfte des Iraks, aber auch der Vereinigten Staaten. Die Al-Asad-Airbase liegt im Westen Iraks in der Provinz al-Anbar, etwa 13 Kilometer südwestlich der Ortschaft Chan al-Baghdadi. Sie war im Irakkrieg 2003 die zweitgrößte US-Militärbasis.

Der Iran hatte einen Vergeltungsschlag gegen die USA angekündigt, nachdem die Vereinigten Staaten den iranischen Top-Militär Qasem Soleimani gezielt durch einen US-Drohnenangriff im Irak getötet hatten.

Autor: dts