Köln | Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger glaubt, dass der noch amtierende US-Präsident Donald Trump mit seinen Versuchen, das Ergebnis der Präsidentschaftswahl zu ändern, weiter scheitern wird. „Trump putscht derzeit seine Anhänger auf und spielt ja schon länger mit Gedanken, auch anders zu putschen“, sagte Jäger dem Nachrichtenportal Watson. Allein, dass über den Einsatz der Streitkräfte im Innern der USA nachgedacht werde – um Neuwahlen zu erzwingen, Wahlautomaten zu konfiszieren, die öffentliche Ordnung zu garantieren – zeige, wie sehr Trump der US-Demokratie geschadet habe.

Jäger ergänzte aber: „Das wird er weiter tun, aber auch immer wieder an den staatlichen Institutionen – Parlamenten, Behörden und Gerichten – scheitern.“ Am Montag hatte die „Washington Post“ den Mitschnitt eines Telefonats veröffentlicht, in dem Trump den Secretary of State des Bundesstaats Georgia, Brad Raffensperger, dazu auffordert, über zehntausend Stimmen für den Präsidenten zu „finden“. Der Journalist Carl Bernstein nannte Trumps Anruf daraufhin im TV-Sender CNN „viel schlimmer als Watergate“.

Jäger, der an der Universität zu Köln den Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik innehat, hält den Vergleich mit dem Skandal – wegen dessen Enthüllung 1974 der damalige US-Präsident Richard Nixon zurücktrat – für schief. „Während Nixon und seine Helfershelfer im Dunkeln arbeiteten und versuchten, ihre illegalen Machenschaften zu verheimlichen, tritt Trump offen auf“, so Jäger. „Er sucht die Bühne, um andere unter Druck zu setzen, nicht das Hinterzimmer. Denn was aus dem Anruf mit den Verantwortlichen in Georgia bekannt wurde, hat Trump ja auch schon öffentlich gesagt. Dass er es weiterhin hintenherum versucht, verwundert nicht. Aber wo Nixon sich versteckte, kämpft Trump mit offenem Visier.“

Autor: dts