Washington | Die USA verhängen nun doch Strafzölle auf Stahl und Aluminium gegen die Europäische Union und weitere Länder. Das teilte US-Handelsminister Wilbur Ross am Donnerstag in Washington mit. Damit endet eine Ausnahmeregelung in der Nacht auf Freitag um Punkt Mitternacht.

Auch für Kanada und Mexiko gibt es dann keine Ausnahme mehr. Anfang März hatte US-Präsident Donald Trump entsprechende Strafzölle bereits angekündigt und ein Dekret unterschrieben, dann aber gegen eine Anzahl von Ländern vorläufig außer Kraft gesetzt. Die EU hatte für den Fall, dass die Strafzölle tatsächlich kommen, „Gegenmaßnahmen“ angekündigt. Dadurch droht ein sogenannter Handelskrieg.

Nach US-Strafzöllen: EVP-Fraktionschef will „klare Botschaft“

Der Vorsitzende der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament, Manfred Weber, hat eine entschlossene Antwort der Europäer auf die neuen US-Zölle angekündigt. „Europa ist ein mächtiger Handelspartner, das werden wir jetzt deutlich machen“, sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben). „Europa wird geschlossen reagieren mit einer klaren Botschaft, besonnen und verhältnismäßig.“

Die Tür für Gespräche und gemeinsame Lösungen bleibe offen. Weber nannte Trumps Entscheidung einen „Rückschlag für alle, die an einen freien und fairen Welthandel glauben“.

Deutscher Außenminister kündigt Gegenmaßnahmen zu US-Strafzöllen an

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat Gegenmaßnahmen zu den am Freitag inkrafttretenden US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium angekündigt. „Unsere Antwort auf `America First` kann nur heißen: `Europe united`“, sagte Maas am Donnerstagnachmittag. Die EU sei vorbereitet, um „mit entsprechenden Gegenmaßnahmen angemessen zu reagieren“.

Einseitige Maßnahme der US-Amerikaner seien „rechtswidrig“, so der Bundesaußenminister wörtlich. „Wir halten es für unzutreffend, die Zölle auf Stahl und Aluminium und Überlegungen solche auf Automobilimporte zu verhängen, mit der nationalen Sicherheit der USA zu begründen“, sagte Maas. Deutschland habe den US-Amerikanern immer wieder deutlich gemacht, dass an einer Eskalation in den Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA kein Interesse bestehe.

„Handelskonflikte kennen keine Gewinner“, sagte Maas. Deutschland werde sich auch weiterhin gegenüber der US-Regierung für ein offenes und multilaterales Handelssystem einsetzen.

Handelskrieg droht: DAX lässt kräftig nach

Am Donnerstag hat der DAX angesichts eines akut drohenden Handelskrieges zwischen den USA und der EU deutlich ins Minus gedreht. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 12.604,89 Punkten berechnet, ein Minus in Höhe von 1,40 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss. Bis kurz vor Handelsschluss hielten sich nur Aktien der Deutschen Börse im Plus.

Größter Kursverlierer waren hingegen Papiere der Deutschen Bank, die zu diesem Zeitpunkt über sieben Prozent nachließen. Auch Commerzbank-Aktien waren mit einem Abschlag von drei Prozent am Ende der Kursliste zu finden. Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Donnerstagnachmittag dagegen fast unverändert. Ein Euro kostete 1,1663 US-Dollar (-0,04 Prozent).

Autor: dts