Köln | Am kommenden Sonntag trifft der 1. FC Köln zum Bundesliga „Re-Start“ auf den 1. FSV Mainz 05. Über die Spielvorbereitung während der Corona-Pandemie, einen möglicherweise fehlenden Heimvorteil und Ihre Sicht auf die Frage nach der Menschlichkeit im Fußball sprachen FC-Cheftrainer Markus Gisdol und FC-Geschäftsführer Horst Heldt heute.

Es wird ein Spiel der besonderen Art, wenn am kommenden Sonntag ab 15.30 Uhr der Ball in der Bundesliga wieder zwischen dem 1. FC Köln und dem 1. FSV Mainz 05 rollt. Wenngleich der Bundesliga „Re-Start“ umstritten ist, ist die Vorfreude im Lager des Kölner Vereins riesig. „Besonders die Spieler freuen sich wie die Kinder“, sagte Horst Heldt, Geschäftsführer des 1. FC Köln.
Nach dem 25. Spieltag Mitte März war die deutsche Fußball-Bundesliga wegen der Corona-Schutzmaßnahmen unterbrochen worden. Jetzt sieht sich die deutsche Eliteliga, unter etlichen Auflagen, bereit zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Wegen der Coronapandemie war nicht nur der Wettbewerb, sondern auch das Training ausgesetzt, beziehungsweise eingeschränkt worden.

Anfang Mai wurde dann die geplante Fortsetzung der Profiliga vom Deutschen Fußball Liga angekündigt. Die Vorbereitungen auf die ersten Spiele liefen bei den verschiedenen Mannschaften seither mit Hochdruck. Bei den Trainingseinheiten legte man den Fokus aber mehr auf die eigenen Qualitäten als auf die des Gegners, so Kölns Cheftrainer Markus Gisdol. Zwar waren auch Video-Analysen des Gegners Teil der Vorbereitung, doch nach der Trainingspause ging es eher darum das eigene Spielsystem wieder zu verinnerlichen. Wie die Mannschaften nach der Trainingspause spielerisch auf den Platz zurückkommen sei ohnehin nicht abzuschätzen. Wichtig ist für Trainer Gisdol, dass die Stimmung im eigenen Team passt. Nachdem die vergangenen Tage gemeinsam als Mannschaft in einem „Quarantäne-Hotel“ verbracht wurden, habe er ein gutes Gefühl in dieser Hinsicht. Auch wenn es zwei bis drei Tage dauerte bis die Leistung der Spieler wieder an die vor der Unterbrechung anknüpfte, hat Gisdol ein gutes Gefühl. „Alle freuen sich wieder auf den Wettbewerb“, sagte der Cheftrainer Kölns. Zu der Freude haben wohl auch die fünf Geburtstage im Team geführt, die in den letzten Tagen gemeinsam in der Quarantäne erlebt wurden.

Fehlender Heimvorteil?

Ob man den guten Lauf, den der 1. FC Köln vor der Spielpause hatte, wird bestätigen können, zeigt sich am Sonntag. Besonders heimstark hatte sich die Mannschaft in den letzten Spielen gezeigt. Ob der „Heimvorteil“ durch die Fans von außen bei den angesetzten „Geisterspielen“ fehlen wird, wagte Gisdol dennoch zu bezweifeln: „Wir spielen immer noch zu Hause und sind an unser Heim-Stadion gewöhnt.“ Auch Emotionen und Ehrgeiz werden von Markus Gisdol ohne Einbußen von den Spielern erwartet.

„Die Menschlichkeit darf nicht vergessen werden!“

Ein wichtiger Punkt war für Trainer Markus Gisdol die Menschlichkeit auf und neben dem Platz. Auch die Bundesliga hat für den „Re-Start“ einige Auflagen zu erfüllen. So sollen die Spieler nach einem Torerfolg nicht mehr gemeinsam jubeln oder einem Gegenspieler aufgeholfen werden. „Wenn ich einem am Boden liegenden Spieler aufhelfe, dann ist das doch nur menschlich“, meinte Gisdol. Er sieht auch nicht wie solche Ereignisse verhindert werden können. „Da denkt der Spieler in der Situation doch kaum drüber nach.“ Desweiteren seien alle Spieler, die am Wochenende auf dem Feld stehen, zuvor negativ auf das Coronavirus getestet worden. Die etwaigen Strafen und Konsequenzen bei Missachtung der Regeln waren weder Gisdol noch Heldt bekannt.

Auch seinen Augsburger Trainer-Kollegen Heiko Herrlich nahm Kölns Cheftrainer in Schutz. Dieser hatte vor Kurzem das Augsburger „Quarantäne-Hotel“ verlassen, um Zahnpasta und ähnliches zu kaufen. „Kleine Fehltritte sind doch menschlich“, sagte Gisdol. Die Verurteilung Herrlichs in der Öffentlichkeit gehe ihm zu weit.

Wie der Wiedereinstieg in den Spielbetrieb für den 1. FC Köln gelingt zeigt sich am Sonntag. „Bei aller Vorfreude liegt der Fokus der Mannschaft auf dem kommenden Spiel“, so Gisdol. „Wir wollen so bereit sein wie möglich!“ Mit der Busfahrt am Sonntag vom Hotel zum Stadion endet für die Mannschaft auch die Zeit in Quarantäne. Danach dürfen alle Spieler, Trainer, Betreuer und sonstige wieder nach Hause zu ihren Familien.

Autor: Christoph de Vries