Köln | Der 1. FC Köln hielt am gestrigen Montagabend seine Mitgliederversammlung in der Lanxess Arena ab. Über 6000 kamen und der Club und Lanxess Arena waren zunächst damit überfordert. Die Stimmung changierte zwischen kuschelig wie in den Jahren zuvor und Buh-Rufen und Pfiffen. Präsident Werner Spinner schallten auch Worte wie „Heuchler“ entgegen. Die Kernthemen mit Reibungspotential waren Stadionneubau, Kommerzialisierung und wer über Investoren entscheiden darf. Am Antrag der Initiative 100% FC schieden sich die Geister und sie wurde abgelehnt. Die Mitgliederversammlung dauerte bis in den heutigen Morgen.

Alles andere als ein Traumstart

Anders als in den vergangenen Jahren nutzte man in diesem Jahr das Theaterformat, also der halbierten Lanxess Arena und hatte prompt Probleme die vielen Fans unterzubringen. So mussten auch die Oberränge besetzt werden und man hatte zuwenig Abstimmungsmaschinen. Noch schlimmer die Technik war nicht auf die Masse auf Abstimmungsgeräten vorbereitet. Die Abstimmungskarte diente dann bei Wahlen, allerdings war das Abstimmungsergebnis der Oberränge nur schwer erkennbar. Die, die auf den Oberrängen saßen, hatten zudem das Problem dass sie zu Beginn nichts hörten, da die Lautsprecheranlage darauf nicht eingerichtet war. Als Werner Spinner immer wieder die Versammlung starten wollte schallten ihm Buhrufe und Pfiffe entgegen, weil die Mitglieder in den Oberrängen ihn einfach nicht verstanden und sie blieben nicht die einzigen an diesem Abend. Der FC hat also nicht nur sportlich Startschwierigkeiten und so begann die Mitgliederversammlung mit 30 Minuten Verspätung. Später fiel das elektronische Abstimmungssystem dann vollständig aus.

Standing Ovations für die Mannschaft

Trotz des schwierigen sportlichen Starts gab es von den Mitgliedern viel Applaus, sogar Standing Ovations für die Mannschaft und das Trainerteam des 1. FC Köln. Es ist eindeutig zu spüren, dass die Mitglieder hinter der Mannschaft stehen. Die Mannschaft blieb bis die Rede von Sportchef Jörg Schmadtke begann. Stefan Knittler sang live die FC Hymne und hatte Unterstützung aus 6.404 Kehlen. Nach eigenen Angaben hat der 1. FC Köln jetzt 100.419 Mitglieder.

Der Präsident der nun auch Gegenwind spürt

Werner Spinner machte deutlich, dass der 1. FC Köln in der 1. Bundesliga bleiben wolle. Anders als in den vergangenen Mitgliederversammlungen war es für Spinner dieses Mal kein reiner Jubelauftritt. Er appellierte an Mitglieder und Fans weiterhin zusammenzuhalten und gemeinsam am Motto „Spürbar anders“ festzuhalten, gerade in schwierigen Zeiten, so wie es die Hymne des Vereins als Botschaft vermittle.

Das Stadion und sein Neubau sei nicht nur ein langfristiges, sondern das zentrale Zukunftsthema für den Verein, so Spinner. Auf der Warteliste für Dauerkarten stehen 15.000 Mitglieder und für rund fünf bis sechs Spiele könne man 75.000 Karten verkaufen. Spinner zeigte auf, warum in Müngersdorf die Erweiterung in der jetzigen Form schwierig sei. Spinner gab zu Bedenken, dass im Thema Stadion noch nichts entschieden sei.

Wenn der FC baue, dann ein Fußballstadion und keinen Kommerztempel. Viel Kritik gab es für Spinners Aussagen zu einem möglichen Investor für die Profiabteilung, etwa bei einem möglichen Stadionneubau. Hier gibt es eine Initiative 100 Prozent FC, die etwa fordert, dass, sollte es zu einer Beteiligung eines Investors kommen, dann die Mitglieder darüber entscheiden sollten. Dies schloss Spinner de facto aus und erinnerte an die Beteiligung der Mitglieder etwa durch den Mitgliederrat, sollten strategische Allianzen geschmiedet werden. Spinner sah sich vielen Buh-Rufen ausgesetzt, vor allem als er Bayern München als positives Beispiel für Beteiligung von Investoren nannte.

Man habe „Keine Schande von London erlebt“, sagte Spinner, sondern eine emotionalisierte und positive Invasion von FC Fans. Nur eine kleine Minderheit habe sich daneben benommen. Spinner sieht allerdings ein organisatorisches Versagen auf der englischen Seite. Zum Thema Problemfans sagte Spinner, dass der der Grenzen überschreite Konsequenzen zu erwarten habe, aber auch die Bereitschaft zeigen muss, diese Konsequenzen zu tragen. Spinner sprach sich für konstruktiven Dialog aus.

FC-Geschäftsführer Wehrle kündigte weitere Steigerungen bei Umsatz und Erlösen an und zeigte die rosige wirtschaftliche Entwicklung auf und betonte dabei, dass der 1. FC Köln immer noch nicht wie ein traditionelles Wirtschaftsunternehmen agiere. Die Bürgerinitiativen, die sich gegen die Ausbaupläne im Grüngürtel oder zum Stadionausbau äußerten, sprach Wehrle einen Außenseiterstatus zu, da sie sich gegen die Mehrheit der Kölner positionierten. Jörg Schmadtke warb in der aktuellen sportlichen Situation für Vertrauen in die sportliche Führung und die Mannschaft, die den 1. FC Köln auch in Europa League geführt habe. Es sei für die Mannschaft schwieriger geworden, weil die anderen Vereine der Bundesliga sich stärker auf die Spielweise der Kölner eingestellt hätten. Schmadtke warb um Verständnis, dass sich die Mannschaft auf die neue Situation einstellen müsse.

100% FC

Die aktuelle Satzung des 1. FC Köln sieht vor, dass die Mitglieder erst befragt werden müssen, wenn ein Investor sich mit mehr als 25 Prozent am Verein beteiligen will. Darunter entscheidet ein siebenköpfiges Gremium, dem auch Vertreter des Mitgliederrats angehören, ob Teile des 1. FC Köln veräußert werden können. Präsident Spinner machte deutlich, dass der Klub einen Investor, etwa bei einem Stadionneubau gebrauchen könne. Die Initiative 100% FC ist nicht prinzipiell gegen Investoren, will aber ein anderes Verfahren und die Beteiligung der Mitglieder. Befürchtungen ein Beteiligungsverfahren könne potentielle Investoren abschrecken, ließ man nicht gelten. Wer seriös sei, werde auch den Dialog mit den Mitgliedern suchen. Gegner der Initiative, die eine Satzungsänderung erreichen wollte, sehen die 1. FC Köln, bei der aktuellen Entwicklung und immer stärkeren Kommerzialisierung gezwungen sich für Investoren zu öffnen, weil man sonst nicht mithalten könne und ein dauerhafter Verbleib in der 1. Bundesliga nicht gesichert sei. Bei der Abstimmung sprachen sich 3017 Mitglieder gegen den Antrag der Initiative und 1.577 für eine Satzungsänderung aus. Damit ist die Initiative 100 % FC mit ihrem Antrag gescheitert.

Autor: Andi Goral