Frankfurt/Main | DFB-Präsident Reinhard Grindel hat davor gewarnt, das Thema Kommerzialisierung im Fußball zu sehr zu dramatisieren. „Die Fans von Bayern München machen gerade die Erfahrung, dass man in Paris oder Anderlecht 80 bis 100 Euro für eine Karte bezahlt, für die man in München 20 Euro bezahlt“, sagte Grindel der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitagsausgabe). „Dass es VIP-Bereiche in Stadien gibt, bedeutet auch, dass die günstigeren Stehplätze quersubventioniert werden und die Eintrittspreise noch relativ zivil sind“, erklärte Grindel und machte bezogen auf die Ausweitung der Anstoßzeiten in der Fußball-Bundesliga deutlich: „Was bei aller Diskussion übersehen wird, ist, dass wir in Deutschland immer noch die wenigsten Anstoßzeiten aller großen fünf europäischen Ligen haben.“

Der DFB-Präsident glaubt zudem, dass auch in den unteren Ligen die Leute mittlerweile einen „gewissen Eventcharakter“ erwarten. „Wenn sich manche Amateurvereine über ihre Zuschauerzahlen beklagen und man schaut dann zu Vereinen, bei denen es besser läuft, dann sieht man: Da wird auch neben dem Platz etwas geboten“, sagte Grindel. „Wenn du am Sonntag bei Regen nicht mal einen heißen Tee oder eine ordentliche Wurst kriegst, darf man sich nicht wundern, wenn keiner kommt. Auch im Amateurbereich muss neben dem Platz ein bisschen was passieren.“ Der DFB-Präsident versucht etwa einmal im Monat ein Amateurspiel zu besuchen. „Ich bin gerne dort, wo ich persönlichen Kontakt mit Trainern und Verantwortlichen aus einem Verein habe, um nicht aus dem Blick zu verlieren, wie die Basis tickt“, sagte Grindel.

Doch auch die Zeit bei der Nationalmannschaft genießt der ehemalige Bundestagsabgeordnete. „Als DFB-Präsident verarbeite ich in gewisser Weise eine Menge Kindheitserlebnisse. Den Traum, Nationalspieler zu werden, konnte ich nicht realisieren, aber jetzt darf ich mit der Nationalmannschaft zusammen sein“, sagte Grindel: „Ich weiß, welch großes Privileg ich da genießen darf.“

Autor: dts