Dortmund/Köln | Ein härteres Durchgreifen gegen Hooligans wird nach den schweren Ausschreitungen beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 diskutiert. Die Polizeigewerkschaften forderten die Politik am Montag zum Handeln auf, um Bereichsbetretungsverbote und Meldeauflagen verhängen zu können. Sie mahnten außerdem den Einsatz spezieller Fußballstaatsanwälte an. Aus der CDU kamen Forderungen nach Meldeauflagen und Stadionverbote für gewaltbereite Fans. Vertreter der SPD kündigten an, der Innenausschuss des Landtags werde sich auf seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.

Bei der Randale rund um das Fußballspiel waren am Samstag acht Polizisten verletzt worden, etwa 200 Randalierer wurden festgenommen. Weil bereits im Vorhinein mit Auseinandersetzungen gerechnet worden war, waren mehr als 1.000 Beamte zum Einsatz gekommen, etwa viermal so viele wie bei normalen Bundesliga-Spielen in Dortmund.

Bei zahlreichen Festgenommenen hatten die Einsatzkräfte ein ganzes Arsenal an Pyrotechnik wie Bengalos, Handfackeln und Rauchpulver sowie Pfefferspray, Quarzhandschuhe, Sturmhauben und Beißschienen gefunden. Für ihn sehe das so aus, „dass hier gezielt die Gewalt gesucht wurde“, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Arnold Plickert, im Radiosender WDR 2. „Wenn die Politik nicht handelt, wird es genau so weitergehen“, warnte er.

SPD will Dialog mit Fans verbessern

Die stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Landtagsfraktion, Eva Voigt-Küppers und Hans-Willi Körfges, erklärten, Vereine, Politik und Einsatzkräfte seien nun dazu aufgefordert, den Dialog mit der Fanszene zu intensivieren. Plickert sieht darin jedoch keinen Sinn mehr. Für Gewaltbereite müsse die Zeit der Runden Tische vorbei sein, sagte er. Es gebe etwa 4.000 Hooligans und Ultras, die nicht mit der Polizei sprechen wollten. Gegen sie müssten nun andere Maßnahmen ergriffen werden.

Wie der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Peter Biesenbach, sprach sich Plickert unter anderem für Stadionverbote und Meldeauflagen aus. Denn wenn sich jemand zum normalen Spielanpfiff um 15.30 Uhr am Samstag bei seiner Heimatdienststelle der Polizei melden müsse, könne er nicht bei einem Auswärtsspiel woanders herumlaufen und Gewalttaten begehen. Für solche Maßnahmen seien jedoch klare gesetzliche Regelungen nötig. Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft in NRW, Erich Rettinghaus, sagte: „Strafen müssen spürbar und so nachhaltig sein, dass es zu abschreckender Wirkung kommt.“ Unter anderem müsse auch über Hausarrest nachgedacht werden.

Nach Berechnungen der Deutschen Polizeigewerkschaft (DpolG) verschlingt der polizeiliche Schutz von Fußballstadien derzeit pro Saison etwa 100 Millionen Euro an Steuergeldern.

Autor: Tonia Haag, dapd