Köln | Die Polizei Köln baute eine massive Drohkulisse vor dem Fußballspiel des 1. FC Köln gegen Dynamo Dresden auf. Die Gastmannschaft aus Sachsen reagierte bereits im Vorfeld mit harscher Kritik an der Kölner Polizeiführung um Polizeipräsident Uwe Jacob. Jacob setzt die Linie seines Vorgängers Matthies, der ins Innenministerium NRW wechselte fort. Dort will Reul ja auch das Polizeigesetz NRW ändern und fordert von der Polizei ein „robusteres“ Vorgehen. Am Ende entpuppte sich die Einschätzung der Kölner Polizei als falsch und es bleibt fraglich ob breit in die Öffentlichkeit getragene Vorverurteilungen ein probates Mittel des Rechtsstaats ist.

Der Kölner Polizeipräsident Jacob hatte unter anderem einen Fanmarsch verboten. Der Dresdner Fußballverein erklärte noch am Vorabend des Spiels: „Es ist richtig, dass unsere aktive Fanszene offiziell bei uns die Möglichkeit eines Fanmarsches in Köln angefragt hat. Dies wurde von den Kölner Behörden im Anschluss abgelehnt, die Entscheidung wurde von unserer aktiven Fanszene auch akzeptiert. Anders als von der Kölner Polizei heute suggeriert, waren die Fanmärsche unserer Anhänger in der Vergangenheit immer im Voraus offiziell angemeldet und durch die entsprechenden Sicherheitsbehörden genehmigt worden“, erklärte der kaufmännische Geschäftsführer von Dynamo Dresden, Michael Born und weiter „Es ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, weshalb man seitens der Kölner Polizei einen Tag vor diesem Spiel eine derartige kommunikative Drohkulisse aufbaut. Zudem ist irritierend, dass mehrfach behauptet wurde, dass ein Fanmarsch stattfinden soll, der nirgendwo kommuniziert wurde und nach unserer Kenntnis von niemandem geplant ist.“

Holger Scholze, Präsident von Dynamo Dresden erklärte vor dem Spiel: „Solche öffentlichen Auftritte wie heute von der Kölner Polizei befeuern unsachliche und schlicht falsche Medienberichterstattung, schüren die Stigmatisierung von Fußballfans und führen meiner Meinung nach zu selbsterfüllenden Prophezeiungen. Der Fußball und die Stadien in Deutschland waren nie sicherer als sie es heute sind. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass der Kölner Polizeipräsident auf einer Pressekonferenz eine derartige Drohkulisse für die gesamte Stadt Köln heraufbeschwört. Wir wissen, dass auch aus unserer Fanszene heraus immer wieder schwere Verfehlungen und Straftaten passieren. Es gilt jedoch für die Polizei- und Ermittlungsbehörden trotz aller Emotionen stets zu differenzieren und keine ungleichen Maßstäbe anzulegen. Es ist in unseren Augen die Aufgabe der Polizei, die tatsächlichen Täter zu identifizieren, damit ein ordentliches Gericht sich mit den Konsequenzen für diese Personen beschäftigen kann. Jedoch alle Fans eines Vereins bzw. 5.000 Dynamo-Fans pauschal über einen Kamm zu scheren, wird einem differenzierten und komplexen Gesamtbild einer Fanszene nicht im Ansatz gerecht“.
Der von der Polizei Köln im Nachgang des Spiels veröffentlichte Bericht führt einige Straftaten auf und behauptet man habe einen Fanmarsch verhindert. Diese Interpretation ist nach der eigenen Darstellung der Kölner Behörde allerdings nicht nachzuvollziehen, vor allem, weil in NRW noch das Polizeigesetz gilt, dass der Polizei reaktives Handeln vorschreibt. Das bedeutet, sie kann erst dann eingreifen, wenn Straftaten stattfinden.

Die Polizei spricht davon, dass Fans von Dynamo Dresden im Stadion Pyrotechnik zündeten und vereinzelt sich vermummten. Das Spiel wurde unterbrochen und die Polizei wird Strafanzeigen wegen schweren Landfriedensbruch erstatten. Auf einem der Parkplätze soll ein Dresdner Fan den Hitlergruß gezeigt haben. Die Polizei wird eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung stellen. Zudem soll ein Dresdener Fan Polizeibeamte aus dem fahrenden Auto heraus beleidigt haben.

Die Kölner Polizei ist, trotz der massiven Kritik aus Dresden von ihrem Kommunikations- und Einsatzkonzept überzeugt und geht auch nicht auf die Vorwürfe ein. Schriftlich wird Polizeipräsident Uwe Jacob zititert: „Unser Konzept ist vollständig aufgegangen. Durch die offene Kommunikation unserer Erkenntnisse haben wir gleichzeitig signalisiert, dass wir Gewalt konsequent begegnen und im Keim ersticken.“
 

Autor: Andi Goral