Gummersbach | Der VfL enttäuschte heute gegen den Abstiegskandidaten aus Minden, der einen hochverdienten Sieg einfuhr. Vor allem die ersten 15 Minuten in Durchgang zwei gingen deutlich an den Gast und hatten vorentscheidenden Charakter. Der VfL wurde in dieser Phase förmlich an die Wand gespielt.

Nach dem 16:22 (43.) war der Tiefpunkt erreicht. Gummersbach wirkte hilflos in Angriff und Deckung, ließ jegliche Aggressivität vermissen und Minden kombinierte und traf nach Belieben. Ohne Matthias Puhle, der in der Pause kam, stark hielt und damit Schlimmeres verhinderte, wäre die Partie binnen zehn Minuten entschieden gewesen. Nach dem 17:23 (46.), wurde der VfL aber noch einmal geweckt. Ein Treffer von Florian von Gruchalla und ein erfolgreicher Tempogegenstoß über Schröder, riss dann auch die Schwalbe arena aus ihrer Lethargie. Der VfL war wieder da, und nun schlug die Stunde von Magnus Persson. Durch vier schöne Rückraumtreffer brachte er sein Team auf 24:27 heran.

Nun war die Halle komplett wieder da, aber der VfL war heute nicht in der Verfassung, dieses Spiel noch zu drehen. Minden schwächelte zwar kurz, fiel aber nicht, denn zu viel stand für den Gast auf dem Spiel. Als dann auch noch Santos beim Siebenmeter mit einem Heberversuch scheiterte und Sekunden später von außen vergab, schwanden die Hoffnungen. Das 24:29 durch den Rückraumriesen der Gäste Bilbija war die Entscheidung. Den Schlusspunkt setzte der überragende Spielmacher der Gäste Dalibor Doder mit einem Distanzwurf, der mit dem Schlusspfiff in die Maschen einschlug. Der Erfolg der Mindener war letztendlich auch in dieser Höhe verdient, denn sowohl spielerisch als auch kämpferisch waren die Gäste dem VfL heute überlegen.

Zu Beginn sah es noch anders aus. Der VfL fand gut in die Partie, und Mark Bult sorgte mit zwei Treffern für die 2:1-Führung. In den folgenden Minuten konnte sich dann Torhüter Carsten Lichtlein gleich dreimal auszeichnen, so dass sich der VfL durch von Gruchalla, Ernst und Santos auf 5:2 absetzen konnte (6.). Dann schlichen sich allerdings im Angriff die ersten technischen Fehler ein und auch die Abwehr offenbarte Lücken. Schnell und zu leicht kam Minden zum Ausgleich und ging durch drei Tore in Folge gar mit 6:9 in Führung. In dieser Phase berappelten sich die Gastgeber aber wieder und schlugen durch Kühn (2) und von Gruchalla binnen zwei Minuten zurück – 9:9-Ausgleich. Nun war es wieder ein offener Schlagtausch, bis der VfL in den letzten zwei Minuten Nerven zeigte und Minden mit 13:15 in Führung ging. Hinzu kam, dass Alexander Becker zwei Sekunden vor dem Pausenpfiff freistehend am starken Keeper Gerrie Eijlers scheiterte.

Stimmen zum Spiel:

Frank Carstens (Trainer TSV GWD Minden): „Natürlich sind wir sehr erleichtert. Wir hatten heute sehr starke Aktionen, aber natürlich gab es auch Situationen, wo dem einen oder anderen die Hand gewackelt hat. Das ist in unserer Situation verständlich. Vielleicht war es die Angst vorm Gewinnen. Aber wir hatten heute gute Antworten. Antworten auf die starke Anfangsphase des VfL, auf den druckvollen Angriff und auf die Deckung. Es war eine tolle Leistung des Kollektivs, gepaart mit starken individuellen Vorstellungen.“

Emir Kurtagic (Trainer VfL Gummersbach): „Wir haben heute zunächst schwach und unglücklich verteidigt. Immer wieder war Minden trotz angezeigtem Zeitspiel erfolgreich. Das hat uns zugesetzt, zeigt aber auch gleichermaßen die Klasse und die Erfahrung des Gegners, der in diesen Phasen die entscheidenden Nadelstiche gesetzt hat. Uns hat heute aber in erster Linie die Aggressivität gefehlt. Meine Mannschaft hat müde gewirkt, was ich mir nicht gänzlich erklären kann und was auch keine Entschuldigung für die wahrscheinlich schwächste Leistung dieses Jahres sein soll. Ich kann mich nicht erinnern, wann hier zuletzt ein Gegner außer den Rhein-Neckar Löwen 32 Tore erzielen konnte. Das sagt eigentlich alles über unsere Leistung aus.“

Frank Flatten (Manager VfL Gummersbach): „Emir hat es schon richtig gesagt. Uns hat heute die nötige Aggressivität gefehlt. So kann man in der Liga kein Spiel gewinnen. Wir haben eine schwere Auswärtsreise hinter uns, und leider haben wir heute nicht die VfL-Mannschaft gesehen, die wir kennen. Vom Tabellenstand werden wir die Niederlage verkraften, aber wir müssen jetzt wieder aufstehen und wieder zu unserem Leistungsvermögen finden. Dennoch blicken wir auf eine äußerst erfreuliche Saison zurück, aber wir müssen unseren Entwicklungsprozess auch in den nächsten Spielen wieder weiter vorantreiben.“

Autor: ag, Q.: VFL