Köln | 24 Jugendliche mit und ohne Behinderung sind heute für ein gemeinsames Ziel in See gestochen: Zusammen wollen sie auf einem barreriefreien Großsegler von Emden bis nach London segeln. Zum krönenden Abschluss ihrer Tour besuchen sie dort die Eröffnungsfeier der Paralympics Spiele. Auch einige Kölner sind bei der Reise mit dabei.

Von Emden bis London unter dem Segeltuch

Henrik Vieregge (18) ist begeisterter Segler und trainiert sogar eigene Segelgruppen für Kinder. Einige Zeit musste er jedoch auf sein Hobby verzichten. Denn bei Henrik wurde ein Hirntumor festgestellt. Nachdem er nun wieder genesen ist, freut er sich auf einen ganz besonderen Segeltörn. Zusammen mit 23 weiteren Jugendlichen startete er heute von Emden aus in See. Über die Nordsee geht es nun mit dem Großsegler „Tenacious“ bis zum Hafen mitten in London. Dort wollen die Jugendlichen am 29. August 2012 ankommen – pünktlich zur Eröffnungsfeier der Paralympics.

Organisiert wird der Segeltörn von dem Behindertensportverband NRW (BSNW), der teilweise auch die Begleiter für die Tour stellt. So kommt es, dass sich die Crew der Reise aus Jugendlichen mit und ohne Behinderung zusammensetzt. Neben Henrik fährt auch Luzie aus Köln mit. Mit 14 Jahren ist sie die jüngste Teilnehmern. Luzie sitzt im Rollstuhl, weil ihre Beine gelähmt sind. Vom Sport hat sie das jedoch nicht abgehalten. Luzie schwimmt beim MTV Köln und spielt Rollstuhlbasketball. Mit einigen Klassenkameraden war sie außerdem schon auf einem Segelboot unterwegs. Mit dabei ist auch der 16-jährige Max. Auch er sitzt im Rollstuhl, und hat zudem eine Sehbehinderung. Max großer Wunsch: Er will mithelfen, das Segelboot nach London zu navigieren.

Mit dem Rolli in den Ausguck

Auf der „Tenacious“ ist das kein Problem. Denn der Großsegler ist barrierefrei. Der Kompass etwa kann „sprechen“, alle Decks sind mit Aufzügen erreichbar und sogar der Ausguck kann mit dem Rollstuhl erklommen werden. Das Schiff ist nicht nur für Rollstuhlfahrer ausgelegt, sondern für Handycaps jeder Art. So sind zahlreiche Geräte mit akustischen Signalen für Sehbehinderte ausgestattet und in den Betten etwa liegen so genannte „Rüttelmatten“. Bei einem Alarm rütteln sie Hörgeschädigte wach und signalisieren so eine Gefahrensituation. Alle Aufgaben – vom Kochen bis zum Segel hissen – können von den Jugendlichen mit und ohne Behinderung somit gemeinsam bewältigt werden. Dadurch wird das Projekt „Challenge“ des Behindertensportverbands NRW zu wahrer „gelebter Integration“, so Projektleiter Dieter Keuther.

Das Projekt „Challenge“ ist eines von drei Aktionen, die der Behindertensportverband NRW in diesem Jahr rund um die Paralympics in London anbietet. Im Rahmen von dem Projekt „Inspiration“ fahren 40 Jugendliche mit und ohne Behinderung aus Oberhausen gemeinsam nach London. Mit dem Programm „Excellence“ legt der Verband zudem erste Grundsteine für die gemeinsame Förderung von Leistungssportlern mit und ohne Behinderung. Langfristig sollen sie in einem Verband gemeinsam trainiert und gefördert werden. Der Behindertensportverband könnte damit irgendwann wohl überflüssig werden. „Die nächsten 30 bis 40 Jahre werden wir aber wohl noch gebraucht“, so Kreuther.

Autor: cs | Foto: BSNW
Foto: Die „Crew“ für den Segeltörn lernte sich gestern erstmals in Köln kennen