Köln | Der Stadtsportbund Köln hat zum sechsten Mal im Kölner Theater am Tanzbrunnen die „Kölsche Sportnaach“ veranstaltet. Ausgezeichnet wurden Persönlichkeiten im Kölner Sport. Die Gewinner 2012 überraschten wenig: Kölns Sportlerin des Jahres ist Britta Heidemann, Kölns Sportler des Jahres ist Holger Nikelis und das beste Team sind die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann.

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Die Kölsche Sportnaach in Bildern >
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Der Veranstalter spricht von 600 Gästen und einem ausverkauften Haus. Die Sportler/das Team des Jahres, die und das zuvor von einer Jury festgelegt wurden, konnten in einer Online-Abstimmung gewählt werden. Laut Angaben des Stadtsportbundes gab es 33.328 Votes. Neben den Spitzensportlern wurde auch die Kölner Nachwuchssportlerin gewählt werden. 2012 ist dies die Hochspringerin Alexandra Paza. Sie hat den 1. Platz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2012 belegt und den 4. Platz bei der U20-WM in Barcelona. Das Ziel der jungen Abiturientin, deren Bestmarke aktuell bei 1,87 m liegt, sind die Olympischen Spiele 2014 in Rio de Janeiro. Sie strebt dabei die 2m Marke an. Sie würde durch die Schule noch nicht ihr Trainingsmaximum absolvieren können, dadurch sei sie optimistisch.

Als Person des Kölner Sports kürte man Horst Maas, einen Mann aus der Mitte des Stadtsportbundes. Sein Herz gilt den Turnerinnen und Turnern für die er sich im Turnerverband Köln 1876 engagiert. Sportler des Jahres 2012 wurde Holger Nikelis. Er war schon einmal Sportler des Jahres. Der Olympiasieger von London im Rollstuhltischtennis freute sich sichtlich über die Auszeichnung. Auch die Goldmedaille bedeute ihm viel nach dem Erfolg in Athen und der Zeit als er in Peking nicht teilnehmen konnte. Ein besonderes Erlebnis für Nikelis war die Einladung des Festkomitee Kölner Karneval zum Rosenmontagszug und dessen Teilnahme. Den zweiten Platz nach Nikelis nahm Max Hoff, den dritten Mike Wunderlich, den vierten Andreas Tölzer und den fünften Platz Superjockey Andrasch Starke ein. Der hatte mit der Kölner Stute Danedream nicht nur den „Prix de l’Arc de Triomphe“ im Jahr 2011, sondern ein Jahr später in Ascot die „King George VI And Queen Elizabeth Stakes“ gewonnen.

Bei den Frauen gewann Britta Heidemann. Die Fechterin erzählte noch einmal die dramatischen Minuten des Halbfinales von London. Sie gewann vor Marina Mohnen, Leena Günther, Miryam Roper und Barbara Gähling. Beim Team 2012 setzten sich die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann durch. Den Preis nahm aber nur Jonas Reckermann entgegen, der auf Grund ärztlicher Ratschläge den aktiven Sport an den Nagel gehängt hatte. Julius Brink befindet sich derzeit im Trainingslager in Südafrika. Zweitplatziert war Fortuna Köln, dann folgten die Damen der LT DSHS Köln, die Hockeydamen von Rot-Weiss Köln und darauf folgend die Herren.

Die Verleihung der Preise war langatmig. Weder die Moderation von Tom Bartels, noch die filmischen Einspieler vermittelten wie emotional Sport sein kann. Die Einspieler zeigten oft nur Totalen, gerade von den olympischen Spielen, waren langweilig geschnitten und zeigten wenig vom Mensch, hinter dem Sportler. Immer die gleiche Trainingslocation in der Sporthochschule, statt einer Homestory oder etwas Besonderem. Statt dessen viel Sponsorenpräsentation, die auch noch durch die Moderation besonders zäh geriet. Für Tom Bartels war immer alles „wunderbar“, die „Kölsche Sportnaach“, die Sportler, die Sponsoren, die Funktionäre, eben einfach alles. Und statt pfiffiger, witziger oder hintergründiger Fragen, präsentierte er nur dieses übliche Sportredakteurs-Faktenwissen, oder sprach von einem Fußballverein der gar nicht anwesend war. Showacts, wie die Zoppe Mädels, Ringakrobatik oder Blues Brothers, rundeten das Programm ab.

Dr. Bernd Steegmann, der Vorsitzende des Stadtsportbundes Köln betonte das es Spitzensport nicht ohne Breitensport gebe und der die „Kölsche Sportnaach“ als Brücke sehe. Von der Politik forderte Steegmann mehr Akzeptanz für den Sport, denn er schaffe auch soziale und kulturelle Strukturen. Bürgermeister Manfred Wolf, FDP, begrüßte, dass sich die „Kölsche Sportnaach“ mittlerweile etabliert habe. Dem kam man zupflichten, wenn man die „Kölsche Sportnaach“ als Treff zwischen Sportlern, Sportfunktionären und Politik begreift. In der breiten Öffentlichkeit wird die „Kölsche Sportnaach“, wenn dann nur marginal wahrgenommen. Der Stadtsportbund hat nach eigenen Angaben seiner Website 220.000 Mitglieder. Bei 33.328 Votes haben nur 15 Prozent der Stadtsportbundmitglieder – also sportbegeisterte Menschen – gewählt, wenn man davon ausgeht, dass diese 33.328 jeweils nur einmal abgestimmt haben. Gerechnet auf die Kölner Bevölkerung sind es sogar nur drei Prozent.

Autor: Andi Goral
Foto: Holger Nikelis gewann bei den Olympischen Spielen in London Gold im Rollstuhltischtennis und wurde Kölns Sportler des Jahres 2012