Köln | aktualisiert | Die Stadt Köln hat das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen abgeschlossen und muss wie in den Jahren zuvor wieder weit über 500 Schülerinnen und Schüler mit dem Wunsch des Besuchs einer Gesamtschule abweisen. In diesem Jahr sind es 733 Schülerinnen und Schüler, die mit einer Enttäuschung von der Grundschule auf die weiterführende Schule wechseln müssen, weil der Rat der Stadt Köln und die Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit ihrer Verwaltung nicht genügend Schulplätze an Gesamtschulen anbieten kann. Wohin die abgewiesenen wechseln lässt die Stadt offen. Und dieser Zustand wird sich kurz- und mittelfristig nicht verändern. Um genügend Plätze an Gymnasien anzubieten werden dort die Klassenstärken auf über 30 erhöht.

Die städtische Schulverwaltung meldet, dass zum Schuljahr 2019/20 insgesamt 8.494 Schülerinnen und Schüler von der Grundschule auf eine weiterführende Schule wechseln.

Die Situation an den Gymnasien

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die ein Gymnasium besuchen wollen beträgt 4.013. Davon wollen 3.622 auf ein städtisches Gymnasium wechseln. Für diese stehen aber in Köln zu wenig Plätze zur Verfügung, wenn sich die Stadt Köln an die Vorgaben des NRW-Schulgesetzes halten würde. Denn danach gibt es in Köln nur 3.422 Plätze. Jetzt bildet die Stadt Mehrklassen und erteilt Ausnahmegenehmigungen für Klassenstärken von 30 und 31 Kindern in den Eingangsklassen der fünften Jahrgangsstufe. Dennoch reicht es nicht und nicht alles Schülerinnen und Schüler können an das Gymnasium ihrer Wahl wechseln. Eltern die ein Alternativangebot erhalten müssen dieses der Stadt bis spätestens 24. Mai bestätigen, weil nur so lange werden die Plätze frei gehalten.

Die Real- und Hauptschulen

1.726 Schülerinnen und Schüler wollen an eine Realschule wechseln. Auch hier kann die Stadt nicht allen Erstwünschen entsprechen. Lediglich bei den Hauptschulen gibt es keine Platznot. 365 Schülerinnen und Schüler können hier problemlos wechseln.

Dramatische Situation an den Gesamtschulen

Für Eltern, deren Kinder die Gesamtschule besuchen wollen, zeigt sich seit Jahren ein desaströses Bild. In diesem Jahr meldeten die Eltern 3.001 Schülerinnen und Schüler an. 733 von ihnen werden von der Stadt Köln zurückgewiesen. Seit Jahren weist die Stadt Köln hunderte Schülerinnen und Schüler zurück und kann diese Misere nicht abstellen, auch wenn die Verwaltung sich jetzt auf die Schulter klopft und feststellt, dass sie seit 2007 rund 1.000 Plätze mehr geschaffen hat. Also in 12 Jahren eine einzige vierzügige Schule geschaffen hat.

Kölner SPD hat Ernst der Lage erkannt

Franz Philippi, schulpolitischer Sprecher der SPD, fordert schnellere Maßnahmen: „Mehr als 900 Schülerinnen und Schüler können nicht die Schule besuchen, die sie sich wünschen. Das ist eine Blamage für Köln, die sich Jahr für Jahr wiederholt. Besonders betroffen sind wieder einmal die Kinder, die auf eine Gesamtschule wollen. Das zeigt ganz klar: Neue Gesamtschulen müssen endlich Vorrang bekommen. Es kann doch nicht sein, dass Neubauten teilweise noch bis 2040 dauern sollen. So wird die Stadtverwaltung die Probleme nicht in den Griff bekommen.“

Die von den Gesamtschulen abgelehnten Kinder müssen auf eine andere Schulform gehen, zum Beispiel ein Gymnasium. Das führt auch an dieser Schulform zu großem Druck. Philippi: „Klassen mit über 30 Kindern aufzublähen ist kein Zustand, an dem individuelle Förderung noch möglich ist. Ich habe großes Mitgefühl sowohl mit den Schülerinnen und Schülern, als auch mit den Lehrerinnen und Lehrern, die das durchmachen müssen. Wir fordern seit Jahren, dass die Oberbürgermeisterin Schulbau zur Chefsache macht. Die Stadt kommt hier ihren Pflichten seit Langem nicht nach. Das ist kein Zustand!“

[infobox]Kommentar der Redaktion

Totalversagen der Oberbürgermeisterin und des Rates

Die Stadt Köln ist nicht in der Lage ausreichend Schulplätze zur Verfügung zu stellen. Und dies seit Jahren. Der Rat der Stadt Köln, die Verwaltung, allen voran die Kölner Oberbürgermeisterin als Verwaltungschefin und das Baudezernat und ihre Leiter versagen hier seit Jahren kläglich und folgenlos. Dies gilt nicht nur für die, die aktuell im Amt sind, sondern auch deren Vorgänger, in diesem Fall Jürgen Roters, Franz-Josef Höing und Bernd Streitberger. Franz-Josef Höing ist heute Oberbaurat in Hamburg und Streitberger soll das Operndebakel als Chef lösen. Viel zu langsam, mit wenig Weitsicht haben sie und treiben sie den Schulneubau voran. Und dabei ist dies keine freiwillige sondern eine pflichtige Selbstverwaltungsaufgabe der Stadt Köln. Leidtragende sind die Kinder und später Jugendlichen, die nicht nur beim Wechsel von der Grund- auf die weiterführende Schule nicht ihre Wunschschule besuchen können und damit mit einem positiven Impuls starten können, sondern auch bei einem Wechsel von einer auf die andere Schulform vor Schwierigkeiten stehen dürften, vor allem bei den vollen Eingangsklassen. Wenn die Stadt Köln so weiter macht wie bisher und 12 Jahre für 1.000 Schulplätze an Gesamtschulen benötigt, dann verlieren weiterhin große Teile einer weiteren Schülergeneration ihre Chance auf den besten Schulplatz an einer weiterführenden Schule den sie sich nicht nur wünschen dürfen, sondern den sie zu Recht einfordern, ja sogar auf ihrem Gemeindegebiet einklagen können. Denn Bildung ist nicht nur der Schlüssel, um später erfolgreich zu sein sondern auch um ein erfülltes und selbstbewußtes Leben in der Gesellschaft zu führen. 

Wie Hohn dürfte den Eltern der Kinder eine Formulierung aus der aktuellen Pressemitteilung mit dem Titel „Anmeldeverfahren für weiterführende Schulen abgeschlossen“ der Stadt Köln in den Ohren klingen: „Angesichts des bereits heute bestehenden Fehlbedarfs an Schülerplätzen, dem insbesondere an den Gymnasien nur durch die Bildung von Mehrklassen entsprochen werden kann und wegen steigender Geburten- und Schülerzahlen in den kommenden Jahren, steht die Stadt Köln vor der Herausforderung, kurz- bis mittelfristig in erheblichem Umfang zusätzliche Plätze an Gesamtschulen und Gymnasien zu schaffen und hierfür zusätzliche Schulen zu bauen.“ Im Rat, allen voran die seit Jahren die Stadt regierenden Parteien Bündnis 90/Die Grünen, SPD sowie CDU und an der Spitze der Verwaltung der Stadt Köln hat bislang niemand Verantwortung für die Schulbaumisere übernommen.

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Autor: Von Redaktion