Köln | Das Deutsche Tanzarchiv zeigt anlässlich des 150. Geburtstags des „Tanzmalers“ Ernst Oppler erstmals eine umfassende Retrospektive. Die Arbeiten Opplers stammen aus dem in Köln bewahrten Nachlassbestand. Die Ausstellung umfasst 120 Exponaten – darunter Gemälden, Druckgraphiken, Zeichnungen und Skizzen – die in sechs thematische Kabinette unterteilt wurde. Bis zum 28. Januar 2018 haben Interessierte die Möglichkeit die Ausstellung im Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln, im Mediapark, zu besuchen.

„Wir haben uns von einem Zitat Opplers für die Ausstellung inspirieren lassen“, sagt Thomas Thorausch, Kurator der Ausstellung: „Viele Hunderte solcher Momentaufnahmen liegen in meinen Mappen, die jeden charakteritischen Augenblickseindruck auf die Bühne oder Dem Tanzpodium festzuhalten suchen.“ Die Ausstellung soll nämlich, mit ihren Aufteilungen, nicht nur die Entwicklung Opplers Skizzen zeigen, sondern auch eine Innenanschicht auf Opplers Arbeitswelt geben, erklärt Thorausch.

Nachlass im Deutschen Tanzarchiv Köln

„Es gab mehrere Grüne die Werke von Ernst Oppler auszustellen. Ein ganz offensichtlicher war natürlich der 150. Geburtstag“, sagt Professor Dr. Frank-Manuel Peter, Leiter des Deutschen Tanzarchiv Köln. Oppler starb 1929 im Alter von 62 Jahren. Seine Werke sollen nach seinem Tod im Dritten Reich großen Schaden erfahren haben, erklärt Peter, denn seine vom jüdischen Museum Berlin aufgekauften Werke seien bei der erzwungenen Schließung beschlagnahmt worden und seien zum Teil bis heute noch verschollen. Nach dem Krieg geraten die Werke Opplers in Vergessenheit. Bis 1997: Als Jochen Bruns, Opplers Biograph und Verfasser, vor der Veröffentlichung seiner Arbeiten starb, veröffentlichte das Deutsche Tanzarchiv Köln die Arbeiten auf einer CD-ROM. Inzwischen hat das Tanzarchiv den Hauptnachlass übernommen und besitzt neben einigen Gemälden mehr als 1.000 Skizzen und Radierungen von Oppler.

Wie Ernst Oppler zum „Tanzmaler“ wurde

Wie Ernst Oppler zum „Tanzmaler“ wurde beschreibt das Deutsche Tanzarchiv wie folgt: „Als Mitglied der Berliner Secession und als bereits etablierter Gesellschaftsporträtist und Landschaftsmaler erlebte Ernst Oppler am 5. Mai 1909 eine künstlerische Sensation, die seinem Schaffen eine völlig neue Ausrichtung gab: das Russische Ballett mit seiner Solistin Anna Pawlowa. Dass die 1898 unter dem Namen „Berliner Secession“ gegründete Künstlervereinigung heute noch ein Begriff ist, liegt insbesondere daran, dass man die Werke ihrer Mitglieder aus den Museen kennt: Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Emil Orlik, Otto Modersohn, Emil Nolde, Wassily Kandinsky, Käthe Kollwitz, Lyonel Feininger, Max Beckmann und unzählige andere gehörten der Berliner Secession an.
Aber nahezu unbekannt ist, dass die Secession durch ihren damaligen Sekretär, den Kunsthändler Paul Cassirer, auch das Auftreten des Russischen Balletts in Berlin gefördert hat.

In einer Zeit, als die Künstler und die Kritiker vom freien modernen Tanz der Isadora Duncan oder von den Wiesenthal-Schwestern schwärmten, hatte der Vorstand der Secession ein zweiwöchiges Gastspiel des Kaiserlichen Russischen Balletts in Berlin arrangiert. Der Erfolg war bahnbrechend, das Publikum strömte ins Theater. Die Secession hatte hierdurch die Basis für zahlreiche deutsche Gastspiele der ungefähr zwei Wochen später erstmals in Paris aufgetretenen, von Serge de Diaghilev gegründeten Tournee-Kompanie der „Ballets Russes“ mit Fokine, Nijinsky, Karsavina u.v.a. geschaffen. Für die Maler, aber vor allem für Ernst Oppler war bereits die Berliner Aufführung vom Mai 1909 ein Schlüsselerlebnis und Wendepunkt: Oppler wurde nun zu einem begeisterten Maler des Tanzes.

Dabei entwickelte Ernst Oppler einen eigenen Stil, der sich grundlegend von den zu jener Zeit bereits populären Ballettbildern eines Edgar Degas unterschied, welcher das Sujet, das Genre „Ballett“ zeigte und „Ballett-Tänzerinnen“ malte. Degas bildete die Namenlosen ab, sitzend in der Pause (au repos), an der Ballettstange stehend, bei der Verbeugung auf der Bühne und allenfalls ausnahmsweise einmal statuarisch in einer Tanzszene. Nicht so Ernst Oppler: Die Tänzer waren für ihn keine posierenden Modelle. Oppler war an der Bewegung der Tänzer interessiert, an den namhaften Solisten und an den einzelnen Balletten, die getanzt wurden. Er versuchte, den Tanz selbst festzuhalten. Oppler hatte sich einen beleuchteten Stift konstruiert, um im dunklen Zuschauerraum zeichnen zu können. Dort und auf der Probebühne versuchte er in Hunderten von Kohle-, Kreide- oder Bleistift-Skizzen die Tänzerinnen und Tänzer in der schnellen Bewegung zu erfassen. Später fertigte er im Atelier danach Zeichnungen, Radierungen und Gemälde an. Zum Kreis der von Oppler Dargestellten gehören nicht nur die namhaftesten Solisten russischer Herkunft wie Anna Pawlowa, Waslaw Nijinsky, Tamara Karsavina, Adolph Bolm, Michail Fokine, Léonide Massine, der Impresario Serge Diaghilew etc., sondern auch andere Tänzer in den 1910er und 1920er Jahren wie Josephine Baker, Leni Riefenstahl, La Argentina oder die Sacharoffs.“

[infobox]Die Ausstellung des Deutschen Tanzarchivs Köln im Tanzmuseum[/infobox]

11. März 2017 bis 28. Januar 2018

Eröffnung: Freitag, 10. März, 19 Uhr

Tanzmuseum des Deutschen Tanzarchivs Köln, Im Mediapark 7 (3.OG), 50670 Köln

Anna Pawlowa tanzt „Der Sterbende Schwan“

19. März 2017 15 Uhr, Führung: 16 Uhr 

Ein kleines Tanzstück mit großer Wirkung: Michail Fokine kreiierte für Anna Pawlowa dieses kleine, weltberühmte Tanzwerk, dem das Musikstück „Der Schwan“ aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns zugrunde liegt. Anna Pawlowas Interpretation berührte nicht nur Ernst Oppler zutiefst, sondern jeden, der sie dieses Tanzstück tanzen sah.

Kuratoren der Ausstellung: Dr. Frank-Manuel Peter, Thomas Thorausch, Klaus-Jürgen Sembach

Autor: Irem Barlin