Köln | Die Theo Steil GmbH Metall- und Schrottgroßhandel will in den Kölner Hafen ziehen. Geschäftsführer Christian Satlow spricht über die Pläne, das Genehmigungsverfahren und den Grund des Umzuges. Helmut Feld, Aktionsgemeinschaft Contra Erweiterung Godorfer Hafen ist eher skeptisch und fürchtet doch noch den Ausbau des Hafens und die Zerstörung der Sürther Aue. Die Bürger sorgen sich vor Dreck, Lärm und mehr Verkehr. Report-K sprach mit dem Geschäftsführer der Theo Steil Christian Satlow und Helmut Feld, Aktionsgemeinschaft Contra Erweiterung Godorfer Hafen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Es ist 11 Uhr an einem Freitagmorgen im Hotel am Rhein in Wesseling. Der Blick aus den Fenstern des Veranstaltungssaales gibt einen Blick frei auf den mächtigen Rheinstrom, Ausflugsdampfer, Flusskreuzfahrtschiffe und große Transportschiffe. Während auf der rechtsrheinischen Rheinseite Bäume und Grün dominieren, dampfen linksrheinisch die Schlote der Raffinerien und Chemiegiganten. Wer sich umdreht sieht den Godorfer Hafen und um den geht es. Die Häfen und Güterverkehr AG (HGK), ein Unternehmen in städtischer Hand, bewirtschaftet die Kölner Häfen in Niehl, Deutz und Godorf und betreibt Logistik auf der Schiene.

HGK hat an moderne Stadt verkauft

Aktuell hat sie im Jahr 2016 Grundstücke im Deutzer Hafen an die städtische Entwicklungsgesellschaft moderne stadt verkauft. Der Rat der Stadt Köln will aus dem Hafen und Industriegebiet ein Wohn- und Gewerbequartier entwickeln und damit die Industrieflächen aufwerten. Denn Köln braucht Wohnungen. Bis 2020 soll der Güterumschlag, vor allem Schüttgut in Deutz eingestellt werden. Im Geschäftsbericht schreibt die HGK: „Mit dem Verkauf eröffnet die HGK der wachsenden Stadt Köln die Möglichkeit, in bester innerstädtischer Lage ein völlig neues Quartier zu schaffen.“ Die HGK profitiert allerdings auch von dem Verkauf der Grundstücke, da Grundstücke für Wohnen in bester innerstädtischer Lage teurer als Industrieflächen sind. Der Ertrag aus den Verkäufen soll der HGK 2022 zufließen.

Kritik an Ort und Zeit der Infoveranstaltung

Von dieser Umwandlung des Deutzer Hafens sind auch die Unternehmen wie die Theo Steil GmbH, ein Metall- und Schrottgroßhandel betroffen. Das hat mit der HGK einen Mietvertrag für ein wesentlich kleineres Areal als in Deutz im Godorfer Hafen für zehn Jahre unterschrieben und will dieses nun ausbauen und bis zum 31. Dezember 2020 beziehen. Dazu gab es am gestrigen Freitag die Informationsveranstaltung in Wesseling. Die wenigen Bürger und Aktivisten gegen den Ausbau des Godorfer Hafens kritisierten gleich zu Beginn Ort und Zeit der Veranstaltung, denn so konnten Godorfer Bürger nur bedingt an der Informationsveranstaltung teilnehmen und hinterfragten, warum die Veranstaltung nicht in Godorf und auf Kölner Stadtgebiet stattfand, denn Wesseling liegt im Rhein-Erft-Kreis.

Unternehmen seit 30 Jahren in Köln mit Filiale

Theo Steil will, so beteuert das Unternehmen immer wieder, seinen Produktionsbetrieb von Deutz nach Godorf in der jetzigen Größe verlagern. Dazu sollen in Godorf Hallen und Produktionsbetriebe und eine vier bis sechs Meter hohe Lärmschutzwand gebaut werden. In Deutz ist man seit 1986 aktiv und verarbeitet Metallschrott aus den unterschiedlichsten Quellen. Dazu gehören ganze Lokomotiven, Transformatoren, Neumetallabfälle wie Späne von Industriebetrieben wie Ford, Anlagen nach Demontage oder Kleinschrott, den Handwerksunternehmen oder Schrottsammler anliefern. Dieser wird sortenrein auf dem Betriebsgelände aufgearbeitet, Öle oder Chemikalien getrennt und dann per Schiff oder Eisenbahn an Gießereien geliefert. Daher, so das Unternehmen benötige man die trimodale Anbindung, also Straße, Schiene und Wasserweg. In Köln beschäftigt die Theo Steil mit Hauptsitz in Trier zwischen 70 und 75 Mitarbeitern, die im Jahr rund 133.000 Tonnen Metallschrotte bearbeiten und auf die Reise bringen.

Sechs Tage Woche

Dies soll nun in Godorf geschehen. Als Betriebszeit sieht man 6:00 bis 22:00 Uhr von Montag bis Freitag und Samstag 7:00 bis 12:00 Uhr, wie in Deutz vor. Allerdings gilt der Samstag als Arbeitstag und das Unternehmen könnte auch an diesem Tag den gesamten Zeitraum produzieren. Es sei kein Nachtbetrieb geplant. Aktuell produziert das Unternehmen in Deutz auf 55.000 Quadratmetern, in Godorf hat die Fläche 14.000 Quadratmeter. Die 133.000 Tonnen Metallschrott sollen über den Verladekran 10 der HGK verladen werden, wenn sie mit dem Schiff transportiert werden. Es wird in Godorf eine Lagerfläche für die Schrotte geben. Für die edleren Metalle soll eine Halle in der Ausdehnung 36 x 40 Meter gebaut werden. An 10 Tagen im Jahr soll über einen externen LKW die sehr lärmintensive Zerkleinerung von Bahnschienen erfolgen. Zudem wird eine Packetierpresse Schrott in Würfel pressen, denn auch PKW werden verwertet. Schienenfahrzeuge werden mit Trennschneidern zerkleinert und der Stahlschrott mit einer Stahlschere. Denn Theo Steil gibt die Materialien nicht nur sortenrein und ohne Störstoffe weiter, sondern passend für die Öfen der Stahlschmelzen. Dabei fallen auch Öle an, die entsorgt werden müssen. Das Unternehmen will daher auch eine Wasseraufbereitungsanlage aufbauen, denn Schienenfahrzeuge und Transformatoren müssen trocken gelegt werden. Die eigenen Transport-LKW, rund 25, sollen auf einer noch anzumietenden Fläche in der Nähe abgestellt werden, da dazu die Fläche derzeit im Godorfer Hafen nicht ausreicht.

Die Sorgen der Bürger

Neben dem Ärger über Zeit und Ort der Öffentlichkeitsbeteiligung sorgen sich die Bürger vor Dreck-, Lärm- und Verkehrsbelastung. Sie fragen sich, wie im schon stark belasteten Kölner Süden die Industriestraße oder Kerkrader Straße noch mehr Verkehr aufnehmen soll. Denn die Metalle werden zum großen Teil mittels LKW angeliefert und denkt man an Ford, werden diese dann durch die gesamte Stadt in den Kölner Süden gefahren. Das Unternehmen sieht sich in Godorf im Vorteil, denn dort sei man an eine Bundesstraße, die Industriestraße, angebunden und nicht direkt im Stadtviertel wie in Deutz und Poll. Die Bürger machten mehrfach – auch sehr emotional – deutlich, dass man durch die schon vor Ort ansässige Industrie über die Maßen belastet sei. Sorgen bereitet den Bürgern auch, dass mit funkensprühenden Trennschleifern neben einem explosionsgeschützten Gashafen, denn dazu dient der Godorfer Hafen auch, jetzt ganz Lokomotiven zerteilt werden. Ein weiterer Aspekt ist der Hochwasserschutz, den die Anwohner sehr kritisch sehen.

Ausbau des Godorfer Hafens?

Die Ausbaugegner des Hafens fürchten eine Erweiterung des Godorfer Hafens durch die Hintertür. Denn auch im Geschäftsbericht der HGK steht die Hafenerweiterung noch und dort steht auch, dass mit einer Erweiterung nicht vor 2025 zu rechnen sei. Auf die Frage ob der Hafen Köln Niehl geprüft worden sei, antwortet Theo Steil, dass dort nicht ausreichend Flächen zur Verfügung stünden, nach Aussage der HGK. Dies ziehen die Ausbaugegner in Godorf in Zweifel. Das Unternehmen Theo Steil will jetzt erst einmal alle Unterlagen auf seiner Website veröffentlichen. Die Bürger fordern volle Transparenz von HGK und Theo Steil, auch was die Pläne zu einem Ausbau des Godorfer Hafens auf dem Gelände der Sürther Aue betrifft. Wann in Godorf Bauarbeiten beginnen steht aber noch nicht fest. Der einzige Termin den es momentan gibt ist, dass Theo Steil den Deutzer Hafen am 31. Dezember 2020 frei geräumt haben muss.

Autor: Andi Goral
Foto: Christian Satlow, Geschäftsführer der Theo Steil, bei der Informationsveranstaltung in Wesseling.