Köln | Die Firma Procube Systementwicklung aus Köln-Ehrenfeld veranstaltet am Donnerstag 19. März in ihren Räumlichkeiten eine so genannte Cryptoparty. Im Interview verrät Jürgen Fricke, Kopf von Procube, was sich hinter dieser „Party“ verbindet und ob es den 100-prozentig sicheren Schlüssel gibt.

Herr Fricke, am 19. März veranstalten Sie Ihre nächste Cryptoparty in Köln. Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

Cryptoparty ist ein DIY Workshop zur digitalen Selbstverteidigung.

An wen richtet sich Ihre Veranstaltung?

An alle zwischen 9-99 Jahren, deren Kommunikation über das Netz vermittelt wird und die ihre Daten schützen möchten. Und nein; wir sind keine Computer-Reparatur Werkstatt.

Was bekommt man auf Ihren Cryptoparties gezeigt?

Digitale Briefumschläge geben uns Sicherheit in der Kommunikation. Wie chiffriere ich meine E-Mails? Welche robusten Möglichkeiten gibt es für Chats? Wie kann ich im Netz anonym sensible Themen recherchieren oder muss ich mich dabei zwangsläufig nackig machen?

Nun werden sich viele fragen: Wer interessiert sich schon für meine privaten Mails und Messages? Was entgegnen Sie diesen Menschen?

Das ist ein moderner Mythos, der leicht widerlegbar aber doch weit verbreitet ist. Denn jeder hat etwas zu verbergen! Machen sie den Test und fragen sie einen Mitmenschen nach seinem Smartphone. Picken Sie wahlfrei einen der SMS-Gesprächsfäden heraus. Spätestens jetzt reisst Ihnen ihr Gegenüber das Telefon wieder aus der Hand. Kameras in BAD & WC  würden mit Sicherheit gewisse Volkskrankheiten ganz schnell eindämmen, aber …

Gibt es den 100-prozentig sicheren Schlüssel?

Gute Frage. In der Theorie gibt es diese doch praktisch nicht. Was es gibt, ist Software die Verfahren der robusten Angewandeten Kryptographie implementiert. Zum Beispiel GNUPG von Werner Koch. Das wird und wurde für die blickdichte Kommunikation von Edward Snowden zum Austausch mit den Journalisten Laura Poitras und Glen Greenwald verwendet. Auch gibt es Methoden, wie ‚perfect forward secrecy‘, bei der selbst der von einen korrumpierten Rechner gestohlene Schlüssel nur eine Nachricht und nicht den ganzen Gesprächsverlauf lesbar werden lässt.

Wir machen es Schnüfflern schwer, sauschwer! Schlechte Zeiten für übergriffige Datenkraken und NSA, GCHQ, DGSE, BND & Co.

Herr Fricke, vielen Dank für das Interview.

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Cryptoparty

Als Cryptoparty bezeichnet man Veranstaltungen mit dem Ziel,  dass sich deren Teilnehmer gegenseitig grundlegende Verschlüsselungs- und Verschleierungstechniken für Datenträger und digitale Kommunikation beibringen. Cryptopartys sind meist öffentlich und unkommerziell, mit Schwerpunkt auf die Nutzung von Open-Source-Software.

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Autor: Daniel Deininger | Foto: privat
Foto: Jürgen Fricke (Foto: privat)