Köln | Heute hat Kölns Bildungsdezernentin Agnes Klein ihren Inkusions-Plan für die Kölner Schulen vorgestellt. Schon im kommenden Schuljahr sollen erste Maßnahmen umgesetzt werden – noch bevor das Land selbst einen Plan und damit gesetzliche Rahmenbedingungen veröffentlicht.

„Die Inklusion wird und muss kommen“, betonte Kölns Bildungsdezernentin Agnes Klein heute. Um rechtzeitig auf die Änderungen der Schullandschaft vorbereitet zu sein, präsentierte sie heute bereits einen ersten Realisierungsplan für Köln. Dabei liegt der Landes-Inklusionsplan und damit der schulgesetzlichen Rahmen noch gar nicht vor. Doch ohne das Land, so erklärte Klein, sei auch in Köln die Inklusion nicht zu stemmen. „Die Stadt kann und wird diesen anspruchsvollen Inklusions-Prozess nicht aus eigenen Haushaltsmitteln zahlen“, so Klein.Vielmehr müsse das Land, das die Verpflichtung zur Inklusion trage, auch die Kosten tragen – etwa für Schulumbauten, mehr Ganztagsbetreuung oder mehr Personal.

Nachfrage steigt schon jetzt

Dennoch will Köln schon im kommenden Schuljahr 2012/ 2013 mehr Kölner Schulen für inklusiven Unterricht öffnen. Derzeit besuchen nur knapp 1.200 Schüler eine allgemeine Schule. Im Primarbereich gehen rund 35 Prozent der förderbedürftigen Schüler auf eine allgemeine Grundschule, im Sekundarbereich sind es jedoch nur noch neun Prozent. In einigen Jahren, so das Ziel der Stadt, sollen 80 Prozent aller förderbedürftigen Schüler eine allgemeine Schule besuchen. Im Umkehrschluss heißt das auch, dass einige Förderschulen wohl geschlossen werden. Derzeit geht Klein davon aus, dass dies insbesondere Förderschulen für Lernen, emotionale und soziale Entwicklung sowie Sprache treffen wird. Förderschulen für körperliche und motorische Entwicklung würden hingegen auch weiter bestehen. Unklar ist jedoch noch, welche Schulen geschlossen werden. Eine Mindest-Schüler-Anzahl, wie sie für allgemeine Schulen besteht, gibt es für Förderschulen nicht. Hier erwartet Klein vor allem auch von der neuen Landesregierung eine eindeutige Regelung.

Das Auslaufen der Förderschulen hängt jedoch vor allem von dem Willen der Eltern ab. Denn sie entscheiden künftig, ob ihr Kind eine allgemeine oder Förderschule besucht. Der Trend spricht jedoch laut Klein eindeutig für inklusives Lernen. Schon für das Schuljahr 2012/ 2013 hätten deutliche mehr Eltern den Wunsch nach Inklusion geäußert. Für 236 förderbedürftige Kinder hat die Stadt nun einen Platz an einer allgemeinen Schule ermöglicht. Dazu wurde an 30 weiteren Kölner Schulen inklusiver Untericht angeboten. Insgesamt gibt es damit nun 70 allgemeine inklusive Schulen. Dazu gehören 34 Grundschulen und 35 weiterführende Schulen – darunter 12 Hauptschulen, 11 Realschulen, 2 Gymnasien, 2 Gemeinschaftsschulen und fast alle Gesamtschulen. Einzige Ausnahme bildet hier die Gesamtschule in Köln-Zollstock.

Klein will eine Anlaufstelle für alle Fragen

Um die Inklusion in den kommenden Jahren weiter auszubauen, hat Klein heute ein Maßnahmen-Paket vorgelegt. Zentrales Element soll das regionale Bildungsbüro werden. Dies wird voraussichtlich zum Schuljahr 2012/ 2013 eingerichtet und soll als zentrale Anlaufstelle für Eltern, Lehrer und Schulen fungieren. Zudem soll das Büro ein Inklusions-Netzwerk aufbauen. Mit aufgenommen werden sollen darin nicht nur die Schulen, sondern auch Akteure für Fortbildungen. Dazu gehören etwa der schulpsychologische Dienst, die Universität, die Montag Stiftung und die Inklusionskoordinatoren des Landes. Ziel soll es dabei sein, auf bereits bestehende Kooperationen und Strukturen in Köln aufzubauen. In jedem der neun Stadtbezirke soll zudem eine Schule in ein so genanntes „regionales Unterstützungszentrum“ umgewandelt werden. Welche Schulen das sein sollen, will die Stadt bis Ende 2012 ermitteln. „Die anschließende Umwandlung der Schule ist dann Landessache“, sagte Klein.

Darüber hinaus soll eine ämterübergreifende Lenkungsgruppe in Köln gegründet werden. Diese soll die Übergänge zwischen Kita, Grundschule und Sekundarbereich koordinieren. Zudem soll sie etwa  die Zusammenarbeit zwischen den Lehrern an den inklusiven Schulen und den einzelnen Integrationshelfern der Schüler organisieren. Jedes förderbedrüftige Kind erhält seinen eigenen Integrationshelfer, der eng mit dem Schullehrer zusammenarbeiten müsse, forderte Klein. Bereits in diesem Jahr sollen dazu modellhaft Kooperationen erprobt werden. Aus den Erfahrungen der kommenden beiden Schuljahre will Klein dann den Inklusionsplan weiter entwickeln. Dazu soll Mitte 2014 eine erste Zwischenbilanz vorgelegt werden. Bis dahin liegt dann wohl auch der Inklusionsplan des Landes vor.

Autor: Cornelia Schlösser