Köln | Ab dem 01. August 2013 sollen Kinder schon ab Vollendung des ersten Lebensjahres bis zum dritten Lebensjahr einen einklagbaren Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege erhalten. Die Stadt Köln präsentierte heute ihren Zwischenstand beim Ausbau des Kölner U3-Angebotes. Unmittelbar nach den Sommerferien und zu Beginn des Kindergartenjahres 2013/14 sollen laut Stadt Köln rund 10.150 sogenannte „U3-Betreuungsplätze“ in Köln zur Verfügung stehen. Das entspricht nach Angaben der Stadt  einer Versorgungsquote von 34 Prozent bezogen auf alle unter Dreijährigen (rund 29.800 Kinder).

Die Zahl der 10.150 Plätze, die zum 1. August zur Verfügung stehen sollen, setze sich dabei aus 7.534 U3-Plätze in Kitas und weiteren 2.612 Plätzen in der Kindertagespflege zusammen. Das Verhältnis von institutioneller Kindertagesbetreuung zu Kindertagespflege betrage somit gerundet 74 zu 26 Prozent. Laut einer Erhebung aus dem Jahre 2012 lebten im Kölner Stadtgebiet rund 29.800 Kinder im Alter unter drei Jahren – Tendenz: steigend, so Agnes Klein, Kölner Beigeordnete für Bildung, Jugend und Sport. Von einer Klagewelle könne man im Falle Kölns nicht sprechen, so Klein. Bisher zähle man in Köln rund 25 bei Gericht anhängige Klagen. Die meisten hiervon bezögen sich auf die Entfernung der Kita zum Wohnort der Kläger.

Weiterer Ausbau im Laufe des Kindergartenjahres

Im Laufe des Kita-Jahres 2013/14 sollen bis zu 41 neue Einrichtungen an den Start gehen. Ziehe man die unmittelbar zu Beginn des Kita-Jahres realisierten neuen Kitas ab, würden – so die Stadt Köln – abhängig von Baufortschritten im Laufe des Jahres nach und nach bis zu 32 weitere neue Kindertagesstätten eröffnen.

Im Zeitraum von April bis August 2013 sollen 14 neue Kindertageseinrichtungen mit knapp 290 U3-Plätzen sowie rund 450 neue Plätze für über Dreijährige in Betrieb gegangen sein. Im Bereich der Kindertagespflege konnten seit April 2013  rund 100 neue Plätze geschaffen werden. Eine dieser neu eingerichteten Kindertagesstätten ist städtische Kita am Venloer Wall im Stadtbezirk Köln-Innenstadt. Bei der neben einer bereits existierenden Einrichtung errichteten Kita handelt es sich um eine sogenannte „mobile Kindertagesstätte“.

Von manchen Kölnern werde diese Art der Kita abwertend als „Container-Kita“ bezeichnet, so Agnes Klein. Dies transportiere jedoch einen falschen Eindruck. Obwohl aus Fertigmodulen errichtet, stehe die mobile Kita einer Kita, die auf konventionelle Art gebaut wurde, in nichts nach. Es gälten die selben Standards und Auflagen. Tatsächlich macht das Gebäude auf den ersten Blick nicht den Eindruck, den man sich unter einem Container vorstellt. Vier solcher mobiler Kitas hat die Stadt Köln momentan im Einsatz. Bei dieser Zahl soll es auch bleiben. Die Erfahrung habe gezeigt, dass die mobilen Kitas, für die man sich wegen ihrer schnellen Errichtung entschieden habe, nur einen geringfügigen Zeitvorsprung mit sich bringen, so Beigeordnete Klein. Dies liege daran, dass die Vorlaufzeit bei der Planung einer Kita für die mobilen Einrichtung identisch mit der einer konventionell errichteten sei.

Auch was die Kosten anbelange, falle die „Container-Kita“ nicht wesentlich günstiger aus. Dies liege daran, so Klein weiter, dass man öffentliche Fördermittel, die zum Bau einer Kita zur Verfügung stünden  – rund eine Million Euro – für die mobile Variante nicht abrufen können. Grund: Der Bebauungsplan für eine mobile Kita ist mit einer Laufzeit von nur fünf Jahren zu kurz für eine Förderung. Hierfür wäre ein Bebauungsplan von mindestens 20 Jahren Laufzeit vonnöten. Aus diesen Gründen habe sich die Stadt Köln dazu entschlossen, keine weiteren mobilen Kitas zu errichten, so Klein. Fünf Gruppen finden in den neuen Räumlichkeiten der Kita am Venloer Wall Unterkunft. Die Einrichtung beherbergt 73 Kinder, 28 davon im Alter unter drei Jahren. Momentan stünden für das Kita-Jahr 2013/14 über 50 Kinder auf einer Warteliste.

Einen Zuschuss aus öffentlichen Födermitteln erhalten hat indes die 2011 eröffnete „Paramecium“- Kindertagesstätte der Universität zu Köln. Für rund 5,5 Millionen Euro ist eine Einrichtung entstanden, in der sich insgesamt 25 Fachkräfte – einige davon in Teilzeit – um insgesamt 120 Kinder kümmern – 52 von ihnen im Alter unter drei Jahren. Die großzügig gestaltete Einrichtung mit Krabbel-Parcours und „Kinder-Restaurant“ ist jedoch ausschließlich Universitäts-Angehörigen vorbehalten.

Mit den bisherigen Planungen und dem weiteren Ausbau in der Tagespflege könnten laut Stadt im Idealfall im Laufe des Kita-Jahres 2013/14 folgende Versorgungsquoten erreicht werden: 41 Prozent bei den unter Dreijährigen Kindern in Kindertagesstätten und Kindertagespflege sowie 61 Prozent bezogen auf die Ein- bis Zweijährigen mit Rechtsanspruch.

Bedarf an U3-Plätzen noch nicht genau zu beziffern

Momentan könne man seitens der Stadt noch keine Zahlen zum Bedarf an U3-Plätzen nennen, so Klein. Dies sei frühestens im September möglich.  Eltern meldeten ihr Kind bei der Stadt und Einrichtungen freier Träger (etwa kirchlich oder Elterninitiativen) gleichzeitig an, um auf Nummer sicher zu gehen.  Den prozentualen Anteil dieser Doppel- oder Mehrfachbewerbungen beziffert Karin Brähler-Haucke, Leiterin der Abteilung Kindertagesstätten im Jugendamt auf rund 30 Prozent. Erst wenn ein Betreuungsvertrag zwischen Eltern und Einrichtung zustande komme, erhalte das Jugendamt eine definitive Rückmeldung. Das Aufnahmeverfahren ist laut Stadt noch nicht abgeschlossen, weil täglich aus kommunalen Einrichtungen wieder frei gewordene Plätze gemeldet würden – selbst aus kinderreichen Stadtteilen wie Sülz. Dies ergebe sich aus dem Nachrücken auf den Wartelisten der Kitas freier Träger und auch durch neu entstehende Einrichtungen und der Besetzung derer Plätze.

Das Vergabeverfahren für Plätze in kommunalen Kitas

Seit dem 15. April 2013 erfolgen schriftliche Zusagen für die Aufnahmen zum Kindergartenjahr (1. August 2013 – 31. Juli 2014) für die 227 Kindergärten der Stadt Köln. Zur Verfügung standen 4.695 freie Plätze: 1.475 U3 (Kinder im Alter unter drei Jahren) und 3.220 Ü3 (Kinder im Alter von drei Jahren und älter). In insgesamt vier Zuweisungswellen erhielten rund 6.000 Kinder ein Platzangebot. Gesamtstädtisch hätten 30 Prozent der Eltern die angebotenen Plätze nicht angenommen. Ein Kind, das bereits in einer Kita betreut werde, erhalte kein weiteres Angebot, so die Stadt Köln.

Die Plätze würden nach dem Anmeldedatum und dann mit folgender Priorität vergeben: Wunscheinrichtung, Stadtteil, angrenzender Stadtteil, nächstmöglicher freier Platz in benachbarten Stadtbezirken, Tagespflege (nur für U3-Kinder). U3-Kinder, die einen Platz in der Tagespflege haben, bleiben auf der Warteliste und erhalten laut Stadt ein Angebot, sobald ein Platz zur Verfügung stehe, spätestens aber zum dritten Lebensjahr. Gleiches gelte für U3-Kinder bei freien Trägern, in deren Einrichtung nur die Betreuung bis zum dritten Lebensjahr angeboten wird (betrifft etwa 20 Kitas in Köln).

Wenn Eltern einen zumutbaren Platz ablehnten, so die Stadt Köln, sei der Rechtsanspruch von Seiten der Stadt zunächst einmal erfüllt und ihr Anspruch auf ein weiteres Platzangebot der Stadt erloschen. Dabei sei es Eltern durchaus zuzumuten, so die Beigeordnete Klein, längere Fahrtstrecken mit dem ÖPNV zurückzulegen. Einige Eltern verlangten wohnortnahe Unterbringung ihrer Kinder. Dies sei nicht immer zu gewährleisten. Es gebe Stadtteile mit einer hohen Nachfrage, so etwa Lindenthal. Daneben gäbe es in Stadtteilen wie Mülheim, Chorweiler oder auch Rodenkirchen noch freie Kita-Plätze.

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Hintergrund:

Im April 2007 einigten sich Bund und Länder bei einem gemeinsamen „Krippengipfel“ auf einen massiven Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter 3-Jährige.  Ende 2008 trat das Kinderförderungsgesetzes (KiföG) in Kraft. Demnach gilt ab dem 1. August 2013 der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in Kindertagesein-richtungen oder der Kindertagespflege für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjah-res (§ 24 SGB VIII).

In Köln beschloss der Rat im Februar 2009 den Ausbau von U3-Betreuungsplätzen mit einer Zielquote von 40 Prozent im Kindergartenjahr 2013/14, was nach den damaligen Prognosen rund 10.200 Plätzen entsprach. Davon sollten 80 Prozent in Kitas und 20 Prozent in der Kindertagespflege realisiert werden. Ende 2011 verstärkt die Stadt Köln den Ausbau der Kindertagespflege per Ratsbeschluss. Aufgrund steigender Kinderzahlen wurde das Ausbauziel auf 11.500 Plätze erhöht. Mit Ratsbeschluss vom Dezember 2012 übergab die Stadt Köln den Aufgabenbereich der Kindertagespflege an Träger der freien Jugendhilfe. Die Vernetzung von Tagespflegepersonen, die Akquise und Eignungseinschätzung von Bewerbern zur Kindertagespflege sowie die Vermittlung von Kindern in Kindertagespflege sollen durch Träger der freien Jugendhilfe erbracht werden.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Karina Rappenhoener von der Kindertagesstätte Venloer Wall beim Mittagessen mit Kindern aus ihrer Gruppe