Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Schulfrust wächst rapide, unter dem Leistungsdruck leiden nicht nur Schüler, sondern auch immer mehr ganze Familien in Deutschland: Zu diesem alarmierenden Befund kommt eine Studie, die im Auftrag des Bundesfamilienministeriums und der Konrad-Adenauer-Stiftung erstellt wurde und die der „Welt am Sonntag“ vorliegt. Drei Viertel der Eltern wünschen sich demnach, dass ihre Kinder Abitur machen – und leiden offenbar stark unter der Verkürzung der Gymnasialzeit. Vor allem Mütter sehen sich wegen des hohen Lernpensums immer stärker in der Rolle einer „Hilfslehrerin“, heißt es in der Studie.

Nicht wenige Frauen gehen auf Teilzeit im Beruf oder bleiben ganz zu Hause, um ihren Kindern in der Schule zu helfen. Eine Entwicklung, die auch von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt kritisch gesehen wird, weil der Wirtschaft weibliche Fachkräfte abhanden kommen. Neben mehr Kita-Plätzen fordert Hundt mehr Ganztagsschulen in Deutschland, „um Eltern bei der Kinderbetreuung zu unterstützen und die Beschäftigungschancen insbesondere der Frauen zu verbessern“ wie er der „Welt am Sonntag“ sagte.

Auch Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sieht die Entwicklung mit Sorge. Viele Eltern hätten das Gefühl, dass ihre Kinder „einfach nur Kind sein können, sondern dass alles schon bei den Kleinsten immer `höher, schneller, weiter` gehen muss“. Schröder plädierte im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“ für mehr Wahlmöglichkeiten von Eltern und Schülern auf dem Weg zum Abitur, etwa zwischen den acht- und neunjährigen Wegen G8 und G9. Dies böte die Chance, „besser auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder, aber auch auf die Lebenssituation der Eltern einzugehen“, sagte Schröder.

Autor: dts | yuriimaging/fotolia