Berlin | Knapp die Hälfte der Deutschen lehnt die Nutzung der Corona-Warn-App ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest im Auftrag des Sachverständigenrates für Verbraucherfragen, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet. Insgesamt 44 Prozent der Studienteilnehmer sagten demnach, dass sie die App nicht heruntergeladen hätten und dies auch nicht planten.

Vier Prozent hatten die App wieder gelöscht. Fünf Prozent gaben an, die App habe bei ihnen nicht funktioniert. Tatsächlich dürfte die Ablehnung noch viel weiter verbreitet sein.

„Die Umfrage wurde digital durchgeführt und erreichte damit vor allem Personen, die der Nutzung von Apps grundsätzlich positiver gegenüberstehen als der Durchschnitt der Bevölkerung“, sagte der Ökonom Gert Wagner, Mitglied im Sachverständigenrat für Verbraucherfragen, der das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz berät. Aktuell haben rund 22 Millionen Deutsche die Corona-App heruntergeladen. Hinzu kommt, dass nicht alle Nutzer, die einen positiven Corona-Test erhalten, diesen auch digital melden.

In der Woche vom 2. bis 8. November gaben täglich durchschnittlich nur 2.200 Menschen in der App an, infiziert zu sein. Die Behörden registrierte im gleichen Zeitraum jedoch im Schnitt 18.000 neue Erkrankungen. Insgesamt 40 Prozent der App-Nutzer teilten bisher trotz Infektion ihr Testergebnis nicht mit.

Dabei hat die Regierung das Werbebudget für das von der Telekom-Tochter T-Systems und dem Softwarekonzern SAP entwickelte Programm erhöht. War zunächst von Ausgaben in Höhe von 3,5 Millionen Euro die Rede, belaufen sich diese nun auf fast 13 Millionen Euro, wie eine Anfrage von Joana Cotar, Mitglied der AfD-Bundestagsfraktion, an die Bundesregierung ergeben hat, über die die „Welt am Sonntag“ berichtet. Für die Erhebung befragte Infratest mehr als 1.000 Deutsche über 18 Jahre.

Städte- und Gemeindebund für Aufrüstung der Corona-Warn-App

Der Städte- und Gemeindebund fordert eine Weiterentwicklung der Corona-Warn-App. „Jeder Nutzer sollte die Möglichkeit erhalten, durch entsprechende Freigaben zu erfahren, wann und wo er einen Kontakt mit Infizierten gehabt hat“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben). Das würde die Arbeit der Gesundheitsämter enorm erleichtern.
„Denkbar wäre auch, ein positives Corona-Testergebnis direkt an das lokale Gesundheitsamt weiterzugeben, wenn die Nutzer zustimmen.“ Wenn es um das Leben von Bürgern gehe, müsse dies bei der Gewichtung gegenüber Datenschutzaspekten eine besondere Rolle spielen. „Die Corona-Warn-App kann viel leisten, wir müssen aber sicherstellen, dass sie nicht ein zahnloser Tiger bleibt.“ Ähnlich äußerte sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

„Das Warnen der Kontakte muss die Regel werden – es kann nicht sein, dass die Warnung nach positiven Testergebnissen erst noch freigeschaltet werden muss“, sagte er den Funke-Zeitungen. Außerdem solle den App-Nutzern mitgeteilt werden, wann genau eine Risikobegegnung gewesen sei – sofern diese Personen ihr Einverständnis erklärt hätten. „Uns läuft die Zeit davon“, mahnte Lauterbach. „Diese Funktionen werden dringend benötigt.“

Autor: dts