Köln | In einer wissenschaftlichen Untersuchung haben Wissenschaftler das Telekommunikationsverhalten der Deutschen unter die Lupe genommen. Das klassische Telefon bleibt nach wie vor ein wichtiger Baustein der alltäglichen Kommunikation.

Allerdings zeigt die Untersuchung auch, dass immer mehr Menschen so genannte „Over-the-Top-Dienste“ (OTT) nutzen. In einer wissenschaftlichen Studie haben nun die Hochschule Fresenius und das in Bad Honnef ansässige Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) bundesweit mehr als 2000 Verbraucher zu ihrem Konsumverhalten befragt. Das Ergebnis ist nur auf den ersten Blick überraschend. Neben der Tatsache, dass weiterhin viele das normale Telefon zur Kommunikation einsetzen. Die Konsumenten setzen die technischen Möglichkeiten, aber auch die Grenzen der verschiedenen Dienste ganz bewusst im Rahmen ihrer Kommunikation ein.

Die beiden Wissenschaftler Prof. Dr. Anna Schneider, Dozentin für Wirtschaftspsychologie an der Kölner Privathochschule und Dr. René Arnold vom WIK haben seit 2015 einen kontinuierlichen Anstieg der Bedeutung so genannter OTT-Dienste festgestellt. Im Jahr 2017 verzeichnete die Kommunikation via WhatsApp, Facebook Messenger, Instagram oder Threema sogar einen „sprunghaften Ansstieg“. Rund drei Viertel der Nachrichten und gut ein Viertel der Anrufe entfielen auf WhatsApp und Co..

TK-Markt: Nicht so düster wie befürchtet

Doch viele OTT-Leistungen unterliegen nicht der gleichen gesetzlichen Regulierung wie jene der Telekommunikationsanbieter. Beispielsweise wird das Thema Interoperabilität – die Interaktion von Diensten untereinander – aktuell diskutiert. Doch wäre eine derartige Regulierung aus Konsumentensicht überhaupt sinnvoll und gewünscht? Und sehen die Prognosen für die klassischen Telekommunikationsdienste (TK-Dienste) tatsächlich so düster aus wie es zunächst scheint?

Genau hierzu will die vorliegende Studie Antworten liefern. Obwohl ein immer größerer Teil der Kommunikation in Deutschland auf WhatsApp, Facebook Messenger oder iMessage entfällt, verwenden fast alle Konsumenten weiterhin auch TK-Dienste wie das Telefon. Ebenso wird deutlich, dass Konsumenten bei weitem nicht nur auf einen OTT-Dienst setzen, sondern drei bis vier solcher Dienste parallel nutzen. Dabei erfüllen die Kommunikationsdienste ganz unterschiedliche Bedürfnisse auf Seiten der Konsumenten.

Bewusste Entscheidungen der Konsumenten

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Konsumenten nicht nur bewusst entscheiden, ob sie in der jeweiligen Situation per Bild, Text oder Sprachnachricht kommunizieren wollen, sondern auch, dass darüberhinausgehende Informationen wie der ‚Zuletzt-online-Status‘ längst Teil bewusster Kommunikation geworden sind.

Außerdem zeigt sich, dass die technischen Grenzen zwischen den einzelnen Diensten mitnichten als Nachteil wahrgenommen werden, vielmehr sorgt es für blankes Entsetzen, wenn sich Verbraucher vorstellen, dass sie womöglich eine WhatsApp-Nachricht vom frisch gewischten Tinder-Kontakt erhalten könnten. Die Bedürfnisse der Verbraucher sollten dringend in die Überlegungen hinsichtlich der anstehenden Regulierungspolitik einbezogen werden“, empfiehlt Psychologin Schneider.

Autor: bfl