Nürnberg | Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) erwartet aufgrund der Corona-Krise schwere Folgen für den Arbeitsmarkt. „Wir gehen davon aus, dass wir vor einer schweren Rezession stehen. Dementsprechend wird das auch für den Arbeitsmarkt eine schwierige Zeit“, sagte Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen am IAB, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochsausgaben).

Grundsätzlich funktioniere der Arbeitsmarkt gut, er sei lange Zeit – auch bei konjunkturellen Schwankungen nach unten – robust geblieben. „Diese Robustheit gegenüber solchen Schwankungen hilft auch jetzt, aber die Ausfälle von Wirtschaftstätigkeit in großem Umfang schaffen ganz neue Herausforderungen“, so Weber. Derartige Ausfälle gebe es im normalen Konjunkturgeschehen sonst nicht.

Derzeit deute vieles auf einen Anstieg der Arbeitslosigkeit hin, so Weber. Es komme jetzt darauf an, wie lange die Corona-Gegenmaßnahmen anhalten. „Wenn die Einschränkungen noch halbwegs im zeitlichen Rahmen bleiben und die Lage wieder zur Normalität zurückkehrt, wird es zwar eine extrem harte Phase, die man aber auch überdauern kann“, sagte der Arbeitsmarktforscher dem RND. Wenn die Einschränkungen jedoch lange andauern und die Krise auch auf Finanzmärkte übergreift, werde es auch für den Arbeitsmarkt „extrem heikel“.

Das IAB gehe davon aus, dass Mittel wie Kurzarbeitergeld und Liquiditätshilfen Schlimmeres abwenden können. „Eine staatliche Lohnfortzahlung wäre eine gute Option für alle, die aus Gründen wie Kinderbetreuung oder Quarantäne nicht mehr arbeiten können“, sagte der IAB-Experte. Denn dadurch könnten Einkommensausfälle vermieden werden.

„Wir brauchen außerdem Liquiditätshilfen für Betriebe und für Selbstständige“, sagte Weber und plädierte zudem dafür, die Modalitäten sehr flexibel zu gestalten. Es müsse ermöglicht werden, dass Betriebe einen möglichst langen Zeitraum für eine Rückzahlung bekommen oder bei einer schwerwiegenden Krisenentwicklung auf Rückzahlungen auch verzichtet werden könnte. „Eine denkbare Maßnahme wäre Kurzarbeit für Minijobber“, sagte Weber außerdem. Minijobber hätten zwar normalerweise kein Recht auf Kurzarbeit, weil sie auch nicht in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Es spreche jedoch vieles dafür, dies in der aktuellen Situation dennoch zu ermöglichen.

Autor: dts | Foto: BAfA_PR