Berlin | Branchenübergreifend sind in Deutschland mehr als vier von zehn Neuanstellungen befristet. Von den 2,74 Millionen im dritten Quartal 2019 geschlossenen Beschäftigungsverhältnissen waren 1,17 Millionen befristet, ein Anteil von 42,6 Prozent, wie es aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, über die die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) berichtet. Demnach lag die Befristungsquote im Bereich Erziehung und Unterricht mit 66,1 Prozent am höchsten, gefolgt vom Kultur- und Unterhaltungssektor (63,9 Prozent) und Kraftfahrzeugbau (62,5 Prozent).

Im Baugewerbe waren hingegen nur gut 15 Prozent der Verträge befristet. Unter den Bestandsbeschäftigungen betrug der Anteil der Befristungen im vergangenen Jahr 7,2 Prozent, wie es in der Ministeriumsantwort weiter heißt. Klar über dem Durchschnitt lagen dabei der Non-Profit-Bereich (16,4 Prozent), Erziehung und Unterricht (14,9 Prozent) sowie Gastgewerbe, Landwirtschaft und Dienstleistungen (13,2 bis 10,4 Prozent).

Angaben über die Länge der Befristungen konnte das Ministerium nicht machen. Laut Statistischem Bundesamt hatten allerdings 2018 mehr als die Hälfte (55,5 Prozent) der befristeten Verträge eine Laufzeit von maximal einem Jahr. In der coronabedingten Wirtschaftskrise seien die Befristungen „eine arbeitsmarktpolitische Zeitbombe“, sagte Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, der „NOZ“.

Die Mehrheit der Verträge laufe aus, bevor die Folgen der Krise überwunden sein würden. „Dadurch wird die Arbeitslosigkeit noch weiter ansteigen“, so Zimmermann. Zimmermann forderte daher „ein Ende der sachgrundlosen Befristung“ sowie ein neues Sozialschutzpaket mit einem erhöhten Arbeitslosengeld.

„Außerdem braucht es ein massives Konjunktur- und Investitionsprogramm, das gute Arbeit und ökologische Nachhaltigkeit zu Leistungsvoraussetzungen macht.“

Autor: Andi Goral