Köln | Wenn Professor Christoph Seeßelberg am 1. Oktober 2012 neuer Präsident der Fachhochschule Köln wird und seinen Vorgänger Joachim Metzner ablöst, ist es für den 52-Jährigen eine Rückkehr an den Rhein. Denn 1959 wurde er  in Mönchengladbach geboren. Von dort zog es ihn an die Isar, wo er an der Universität der Bundeswehr ein Bauingenieurstudium absolvierte.

Vom Maßkrug zur Kölschstange

1995 folgte Seeßelberg dem Ruf einer Professur für Baustatik und Stahlbau an die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in München. „Dort habe ich verschiedene Positionen durchlaufen – vom Frauenbeauftragten über den Senator bis zum Prodekan“, sagt der künftige Chef von Deutschlands größter Fachhochschule. Seit 2009 ist er Vizepräsident in der Bayrischen Landeshauptstadt. Die Rückkehr fällt dem vierfachen Familienvater, der Musik, Literatur und Theater liebt, nicht schwer: „Die Fachhochschule Köln steht gut da“, freut sich Seeßelberg. Auch mit den Gepflogenheiten seiner neuen Wahlheimat ist er bereits vertraut: „Das kölsche Grundgesetz habe ich immer in der Tasche, da kann man viel lernen. Der Wechsel vom Maßkrug zur Kölschstange ist wohl etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich bin lernfähig genauso wie beim Karneval“, sagt Seeßelberg schmunzelnd.

Dass seine künftige Wirkungsstätte vor großen Herausforderungen steht, dessen ist sich der Mann vom Niederrhein bewusst: „Ich ist eine spannende Zeit für die Fachhochschule. Die Arbeitswelt wird globaler, die Lebensentwürfe unserer Studenten verändern sich und die Grenzen zwischen den FH’s und den Universitäten fransen aus. Da ist es wichtig, Profil zu zeigen.“ 

Mit dem doppelten Abiturjahrgang, der auf seine neue Hochschule zukommt, kennt er sich bereits aus: „Das habe ich in Bayern schon im vergangenen Jahr erlebt.“ Im Fokus steht für ihn auch die Zukunft des Campus Deutz mit seinen sanierungsbedürftigen Gebäuden. „Das man dort von Denkmalschutz redet, löst bei manchen Menschen Befremden aus. Das gilt auch für mich“, bezieht Seeßelberg Position. 

Auf ins Ausland

Fünf Punkte, die für ihn von zentraler Bedeutung sind, stellte der designierte FH-Präsident den Gästen des Sommerempfangs der FH vor: Dazu gehört für ihn vor allem der Einsatz für die Qualität der Lehre. „In Köln gibt es keine ‚Low Quality‘-Studiengänge, das soll auch so bleiben.“ Wichtig ist Seeßelberg auch die Außendarstellung der Hochschule. „Wir müssen uns Gedanken machen, ob Fachhochschule Köln der ideale Name ist. Es gibt Alternativen wie Technische Universität Köln oder Cologne University.“ Wert legt Seeßelberg außerdem auf die Internationalisierung der FH, ein Gebiet, das zu seinen Aufgaben in München gehört. „Ziel ist es, dass mindestens 20 Prozent der Studierenden mindestens ein Semester im Ausland verbringen. Und auch für die Studenten, die das nicht realisieren können, muss es Wege zur Internationalisierung geben. Das sind Grundvoraussetzungen für den Arbeitsmarkt.“

Wichtig ist Seeßelberg zudem, dass sich Studenten und Mitarbeiter an der FH wohlfühlen. „Viele klagen darüber, dass junge Menschen weniger leistungsbereit sind. Dabei vergessen sie oft, dass diese heute ein viel breiteres Leistungsspektrum bewältigen müssen als früher. Dazu zählen Kenntnisse über Fremdsprachen genauso wie über EDV oder komplexe Normenwerke. Die Studenten von heute sind nicht schlechter als früher.“ Für ihn gehören Zeiten, als hohe Durchfall-Quoten ein Zeichen von Qualität waren, der Vergangenheit an. Es sei wichtig, im Sinne der Volkswirtschaft die Zahl der Abbrecher zu senken, allerdings nicht auf Kosten der Qualität der Lehre.

Als letzten Punkt nannte Seeßelberg die Positionierung der Fachhochschule Köln zwischen FH und Uni. Dazu zählt für ihn ein angepasstes Promotionsrecht genauso wie der Erhalt der Praxisorientierung als Stärke der Hochschule.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Hochschule Professor Christoph Seeßelberg wechselt von München nach Köln