Berlin | Angesichts der herrschenden Hitzewelle fordern die Gewerkschaften spezielle Regeln für Arbeitnehmer bei heißen Temperaturen.

„Für Arbeit, die bei Rekordtemperaturen im Freien stattfinden müssen, braucht es entsprechende Regelungen: Es ist eine berechtigte Frage, ob bei 38 Grad im Schatten Arbeiten auf frischer Betondecke auf der Baustelle gemacht werden müssen“, sagte Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagsausgaben). Buntenbach regte konkret an, im Baugewerbe nicht nur im Winter, sondern auch bei Sommerhitze ein Ausfallgeld für witterungsbedingte Arbeitspausen zu zahlen: „Wenn aufgrund der Wetterverhältnisse nicht gearbeitet werden kann, würde Arbeitern dann ein Ausfallgeld in Höhe von 60 Prozent des letzten Nettolohns ausgezahlt“, sagte Buntenbach.

Nach Auskunft der IG BAU gegenüber den Funke-Zeitungen gibt es zu der Frage bereits seit einem Monat Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft, den Arbeitgebern und dem Bundesarbeitsministerium. Der DGB fordert die Arbeitgeber zusätzlich auf, „eine bessere und häufigere Gefährdungsbeurteilung“ der Arbeitsbedingungen ihrer Mitarbeiter vorzunehmen: „Angemessene Gefährdungsbeurteilungen sind noch immer kein Standard – ein Versäumnis der Arbeitgeber, das vollkommen inakzeptabel ist“, sagte Buntenbach.

Handwerkspräsident: Betriebe haben bei Hitze Fürsorgepflicht

Der Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, hält es für eine „pure Selbstverständlichkeit“, dass Betriebe bei Hitze besonders fürsorglich handeln und ihren Mitarbeitern mehr Pausen geben. „Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht, der sie nachkommen müssen“, sagte Wollseifer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die meisten Betriebe hätten das sehr gut im Blick.

Wollseifer fügte hinzu: „Keiner will, dass beispielsweise ein Zimmermann wegen eines Hitzeschlags vom Dach fällt.“ Auch verkürzte Arbeitstage seien daher in Hitzezeiten sinnvoll, so der Handwerkspräsident, der aus der Baubranche kommt. „In meinem Betrieb arbeiten wir derzeit sechs statt acht Stunden am Tag. An kühleren Tagen holen wir den Ausfall nach“, sagte Wollseifer. Auch werde in seinem Betrieb bei Aufträgen im Außenbereich derzeit schon vor sechs Uhr statt um 7:30 Uhr angefangen. „So halten es viele Betriebe, es kommt natürlich auf die Gewerke an. Ein Elektriker oder Heizungsbauer, der im Gebäudeinneren arbeitet, ist natürlich nicht so belastet wie ein Gerüstbauer, Dachdecker, Maurer oder Maler an der Außenfassade.“ Der Handwerkspräsident legte es Betriebs- und Baustellenleitern zudem nahe, bei extrem hohen Temperaturen kühle Getränke und Sonnenschutzmittel für die Beschäftigten bereitzustellen. Nach seiner Einschätzung liegen den meisten Betrieben das Wohlergehen und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter selbstverständlich am Herzen.

Dies erwarte er auch. „Das ist nicht allein Fürsorge. Wir wollen ja auch, dass unsere Mitarbeiter gesund bleiben. Das ist wichtig für die Beschäftigten und ihre Familien, aber auch für den Lauf des Betriebes“, sagte er.

Autor: dts