Dr. Marco Herling von der Kölner Klinik I für Innere Medizin am Universitätsklinikum ist mit seinen Forschungen der Leukämie auf der Spur. Dabei geht es um eine besonders lethale Form der Leukämie, die T-PLL.

Köln | Zwar ist die T-Prolymphozytenleukämie (T-PLL) mit rund zwei Neuerkrankungen pro eine Million Einwohner statistisch betrachtet eher selten, aber dennoch die häufigste Leukämie der reifen T-Zellen. Unter den verschiedenen Varianten des Blutkrebs gilt sie als die am wenigsten verstandene. Das könnte sich nun ändern, denn Dr. Marco Herling von der Klinik I für Innere Medizin konnte in seiner jüngsten wissenschaftlichen Publikation ein relativ präzises genetisches Porträt der Erkrankung zeichnen.

Mit den neuen Erkenntnissen und dem damit vermittelten besseren Verständnis verbunden ist auch die Hoffnung, dass diese Form der Leukämie zukünftig wirkungsvoller behandelt werden kann. Bisher führte sie in der Regel innerhalb von zwei bis drei Jahren zum Tod. Auf die üblichen Therapien sprachen die wenigsten Patienten mit T-PLL an. Die Arbeit von Herling und seinem Forscherteam habe aber gerade eine hohe therapeutische Relevanz.

In ihrer Arbeit gelang es dem Forscherteam anhand von Zelllinien- und Tiermodellen die molekularen Veränderungen in der Entstehung dieser Form des Blutkrebses in initiierende und sequentiell folgende Ereignisse zu unterscheiden. Damit war erstmals ein detailliertes Modell zur Krankheitsentwicklung möglich. Außerdem wiesen die Forscher, die auch international vernetzt vorgegangen sind, die Ursachen für die Instabilität des Genoms der T-PLL und ihrer Vorläuferzellen nach.

Neue Therapieansätze möglich

Die so genannten Basenmuster des akkumulierten DNA-Schadens im Tumorgenom glich den bekannten Mutationssignaturen von Alterungsprozessen und Tumoren durch Tabakgifte. Das verblüffte die Forscher zunächst. Offenbar war das zentrale Enzym der DNA-Schadensreparatur, ATM, in neun von zehn T-PLL-Fälle nicht in der Lage, die T-PLL-Zellen zu stoppen, was die Resistenz gegenüber herkömmlichen Therapien erklären kann. „In dieser einzigartigen synergetischen Liason beider Moleküle ATM und TCL 1 besteht die tumortreibende Feder des T-PLL“, so Herling zum Kern seiner Forschungen.

Hieraus ergibt sich jedoch wieder Hoffnung, die Therapien gegen T-PLL weiterentwickeln zu können. So reagierten T-PLL-Zellen von Patienten wie auch von Mäusen ausgesprochen empfindlich auf Kombinationen von neuartigen Therapeutika, die die stillgelegten Zelltodprogramme der Tumorzellen reaktivieren. Solche chemotherapiefreien Konzepte sollen nun Grundlage für neue klinische Studien werden. Überdies bestätitgte die jüngste Forschungsarbeit aus Köln den Ruf der Domstadt als führender Forschungsstandort in Sachen Blutkrebs.

Die Originalpublikation lautet: Schrader A*, Crispatzu G*, Oberbeck S, Mayer P, Pützer S, von Jan J, Vasyutina E, Warner K, Weit N, Pflug N, Braun T, Andersson EI, Yadav B, Riabinska A, Maurer B, Ventura Ferreira MS, Beier F, Altmüller J, Lanasa M, Herling CD, Haferlach T, Stilgenbauer S, Hopfinger G, Peifer M, Brümmendorf TH, Nürnberg P, Elenitoba-Johnson KSJ, Zha S, Hallek M, Moriggl R, Reinhardt HC, Stern MH, Mustjoki S, Newrzela S, Frommolt P, Herling M. Actionable perturbations of damage responses by TCL1/ATM and epigenetic lesions form the basis of T-PLL. Nat Commun 2018 Feb 15;9(1):697. doi: 10.1038/s41467-017-02688-6; *equal contribution.

Autor: Bernd F. Löscher