Düsseldorf | Die Sorgen um die Eurozone und die sich abschwächende Konjunktur haben auf dem Arbeitsmarkt deutliche Bremsspuren hinterlassen. Die Zahl der Arbeitslosen sank in NRW und Gesamtdeutschland im Juni zwar noch leicht, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Düsseldorf und Nürnberg mitteilte. Normalerweise gibt es im Juni jedoch eine weitaus stärkere Belebung auf dem Arbeitsmarkt. Anlass zur Beunruhigung sei die Entwicklung aber noch nicht, erklärte die Vorsitzende der BA-Geschäftsführung in NRW, Christiane Schönefeld.

Insgesamt waren im Juni knapp 727.500 Menschen in NRW arbeitslos gemeldet und damit 0,4 Prozent weniger als im Mai. Die Arbeitslosenquote stagnierte sowohl im Vergleich zum Vormonat als auch im Vergleich zum Vorjahr bei 8,0 Prozent.

Die Zahl der Arbeitslosen stieg jedoch im Jahresvergleich um 0,9 Prozent. Für Schönefeld hatte sich diese Entwicklung abgezeichnet. „Wir haben schon in den vergangenen Monaten gesehen, dass die Dynamik des NRW-Arbeitsmarktes nachlässt“, sagte sie. Schon die Frühjahrsbelebung sei in diesem Jahr schwächer ausgefallen als noch im Vorjahr. Ursache sei zum einen die schwächere konjunkturelle Entwicklung. Zum anderen brächten arbeitsmarktpolitische Maßnahmen weniger Entlastung.

Unter anderem waren zuletzt die Bedingungen für den Gründungszuschuss verschärft worden. Daher ist die Zahl der Anträge für diese Unterstützung nach Angaben einer BA-Sprecherin gesunken. Potenzielle Gründer, die sich den Weg in die Selbstständigkeit dadurch nicht mehr zutrauen, bleiben nun eher arbeitslos.

Auch bundesweit verliert Arbeitsmarkt an Schwung

Auf dem bundesweiten Arbeitsmarkt sank die Zahl der Arbeitslosen im Juni im Vergleich zum Vormonat um 46.000 auf 2,809 Millionen. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Bereinigt um saisonale Effekte ergibt sich jedoch ein düstereres Bild: Danach stieg die Zahl der Arbeitslosen im Juni im Vergleich zum Vormonat um 7.000.

„Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es im Juni Anzeichen einer schwächeren Entwicklung“, sagte der BA-Vorstandsvorsitzende Frank-Jürgen Weise. Die Zahl der arbeitslosen Menschen sei nicht nur weniger stark gesunken als im Juni üblich. Auch die Arbeitskräftenachfrage sei schwächer. Positiv ist jedoch nach wie vor die Entwicklung der Erwerbstätigkeit und der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, die laut Weise weiter deutlich im Plus liegt.

Auch NRW-Chefin Schönefeld betonte das Positive in der Statistik. Die Entwicklung verlaufe weiter auf einem hohen Niveau, sagte sie.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in NRW blickt hingegen besorgt auf die aktuellen Arbeitsmarktdaten. Verärgert reagierte der DGB-Landesvorsitzende Andreas Meyer-Lauber vor allem auf den Anstieg der Zahl jüngerer Arbeitsloser. Es sei „ein Skandal, dass im Vergleich zum Vormonat zwei Prozent mehr unter 25-Jährige arbeitslos sind, weil sie nach ihrer Ausbildung nicht übernommen wurden“, kritisierte er. Gerade vor dem Hintergrund eines drohenden Fachkräftemangels sei das Verhalten der Arbeitgeber unverständlich. Zugleich rief Meyer-Lauber die Landesregierung dazu auf, die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Ausbildungsgarantie umgehend in die Tat umzusetzen.

Autor: Tonia Haag, dapd