Köln | Heute Morgen wurde die dritte C’n’B in Köln eröffnet. Der Kongress findet erstmals in der Industrie- und Handelskammer Köln statt und versteht sich als Plattform für die internationale Kreativwirtschaft. Zum Auftakt fanden sich die Teilnehmer jedoch eher zögerlich ein und auch Wirtschaftsdezernentin Ute Berg kam nicht.

„Die Kreativwirtschaft ist ein Konstrukt“, begrüßte heute Morgen Claudia Jericho, Head of C’n’B, die ersten Gäste des Kongresses. Ziel des Meetings heute und morgen solle es sein „dieses Konstrukt mit Leben zu füllen“, so Jericho. Der Börsensaal der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK), dem neuen Austragungsort der C’n’B, füllte sich allerdings zum Opening nur spärlich.  Rund 60 Teilnehmer fanden sich ein, um den Eröffnungsreden zu lauschen. Kölns Wirtschaftsdezernentin Ute Berg war nicht gekommen, auch sonst kein Vertreter der Stadt, obwohl diese die C’n’B als Partner unterstützt. Weil der ehemalige Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger vorgestern von seinem Amt zurückgetreten war, sprach heute nun recht spontan Karl-Uwe Bütof, Ministerialdirigent des Wirtschaftsministeriums NRW. Seine Ansprache hielt er recht allgemein. Zwar sei die Industrie in NRW immer noch die Wohlstandsbasis, doch auch Dienstleistungen und Kreativwirtschaft mit dem Zentrum in Köln machten heute das Gesamtbild des Landes aus, so Bütof. Optimistisch zeigte er sich, dass die neue Landesregierung die Branche fördern werden. Schließlich stünde im neuen Koalitionsvertrag, dass die Regierung sich auf die „Leitmärkte der Zukunft“ – darunter auch Medien und Kreativwirtschaft – konzentrieren wolle.

Während auf der Bühne die ersten Reden vorgetragen wurden, sammelten sich im Börsensaal Aussteller und Teilnehmer um die Stände. Insgesamt präsentieren sich rund 25 Unternehmen und Institutionen in der IHK – darunter etwa merkando, eZ Systems und simfy. Dabei drängen sich die Stände recht eng entlang der Saalwand. Den größten Bereich erhält die Bar mit Erfrischungen und Tischen zum Entspannen und Austauschen mitten im Raum. Neu ist in diesem Jahr, dass die Ausstellung täglich von 17 bis 19 Uhr für die Öffentlichkeit geöffnet wird. Den inhaltlichen Kongress im Börsensaal eröffnete heute Morgen Pius Knüsel, Direktor Pro Helvetia, mit einem ersten Visionary. Damit will die C’n’B ein neues Format im Kongress installieren. In insgesamt fünf Visionarys sollen kurze, aber prägnante Impuls-Referate zu aktuellen Themen gehalten werden.

„Nichts gilt mehr für immer“

In nur rund 15 Minuten erläuterte Knüsel, einprägsam, warum die stattliche Kulturförderung dringend überarbeitet werden müsse. Derzeit würde ein Großteil der Kulturförderung in wenige staatliche oder kommunale Institutionen fließen, die jedoch nur von rund zehn Prozent der Bevölkerung besucht würden. „Rote Zahlen zu schreiben, ist im geförderten Bereich der Kultur Ehrensache“, so Knüsel. Denn kommerzielle oder wirtschaftlich erfolgreiche Kunst gelte als wertlos. Er forderte daher ein Umdenken in der Kulturpolitik und mehr Akzeptanz für ein unternehmerisches Denken. Statt einer lebenslangen Förderung einzelner Institutionen will Knüsel einzelne Kultur-Kredite für Projekte oder Institutions-Gründungen installieren. Langfristig müssten die sich dann selbst für ihre Finanzierung aufkommen. Das, so Knüsel, könne zu einer beständigen Erneuerung der Kultur führen, da sich die Institutionen regelmäßig einem „Realitäts-Check“, so Knüsel, unterziehen müssten. Dass „nicht mehr für immer gilt“, müsse die geförderte Kultur von der kommerziellen Kunst lernen. Andersherum könne die von der Kultur lernen, auch auf Qualität zu setzen statt auf bloßen Massenkonsum.

Neben den Kurz-Referaten gliedert sich die C’n’B in diesem Jahr in sieben verschiedene Kategorien: Creativity & Business, Urheberrecht, Social Commerce, Global Networks, New Jib Circus, Digital Tools & Trends, Interactive Formats. Dazu werden jeweils Impuls-Vorträge und Podiumsdiskussionen angeboten. 2012 wurde die C’n’B dabei durch das neue Format „New Job Circus“ ergänzt. Dazu konnten sich vorab zehn Selbstständige und Mikro-Unternehmen bewerben. Von einer Jury ausgewählt, erhalten diese nun im Börsensaal der IHK die Möglichkeit, sich und ihre Geschäftsidee vorzustellen. Insgesamt erwarten die Veranstalter rund 1.500 Teilnehmer an den beiden Tagen.

Autor: Cornelia Schlösser
Foto: Kreative Pause am umgestalteten Brunnen vor der IHK Köln, dem neuen Zentrum der C’n’B