Köln | Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Finanzminister Olaf Scholz versprechen viel, aber wird das in der Wirtschaft und vor allem in den kleinen Unternehmen ankommen? Auch in Köln. Das darf bezweifelt werden.

Peter Altmaier sagte heute zur Bereitstellung von Geldern, Krediten und Bürgschaften: „Wir haben nicht Wochen, wir haben Tage, damit das alles steht. Ich hoffe und erwarte mir auch, dass alle ihren Beitrag leisten, dass wir so schnell wie möglich Geld auch überweisen können“. Dabei setzt Altmeier auf das in Deutschland bevorzugte Hausbankprinzip, wenn es etwa um Unternehmenskredite geht, die über die KfW abgewickelt werden.

Und das funktioniert so: Kleinunternehmen, dem Banken und Sparkassen, auch die Sparkasse Köln Bonn, in der Regel nur Dispokredite einräumen, wenn sie nicht über ausreichende andere Sicherheiten verfügt, müssen einen Kredit förmlich beantragen. Dazu müssen aktuell nicht nur die Regeln der KfW beachtet werden, sondern auch die der Hausbank. Das Unternehmen muss so zum Beispiel aktuell eine Bilanz vorlegen und Betriebswirtschaftliche Auswertungen der letzten beiden Jahre. Gleichzeitig fordert etwa die Sparkasse Köln Bonn Berechnungen zur Vorhersage möglicher Gewinne und Verluste für die Jahre 2020 und 2021. Das halten aber Kleinunternehmer oft nicht vor, da dies auch schwierig ist, da es neben festen Kunden häufig einen hochvolatilen Bereich spontaner Kundenbestellungen gibt. Dies muss das Unternehmen zusammenstellen und dann zur Prüfung bei der Hausbank einreichen, die dann prüft. Soweit so gut, aber auch zu hinterfragen, warum in dieser Ausnahmesituation eine Vorhersage für 2021 abzugeben ist.

Aber: Nehmen wir an, das Unternehmen hat neben dem Chef einen Mitarbeiter. Nehmen wir an, dieser Mitarbeiter kostet das Unternehmen rund 4.000 Euro brutto im Monat. Die Auftraggeber stornieren wegen Corona oder Gäste bleiben weg. Neben dem Kredit könnte das Unternehmen jetzt Kurzarbeitergeld beantragen. Bei der Agentur für Arbeit sind die Telefone bereits ausgelastet und die Mitarbeiter müssen in die Kurzarbeit einwilligen. Dazu gilt die Empfehlung, dass sich das Kurzarbeitergeld erst ab mehreren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wegen des hohen bürokratischen Aufwandes lohnt. Und der Arbeitgeber muss das Kurzarbeitergeld vorstrecken. Zudem geht der Arbeitgeber das Risiko ein, dass der Antrag auf Kurzarbeitergeld abgewiesen wird. In der aktuellen Lage ohne zu wissen, wie lange die Krise andauert.

Sowohl Kreditvergabe, wie auch Kurzarbeitergeld sind für kleine Betriebe mit hohen Risiken verbunden, bei womöglich gleichzeitigem Totalausfall aller Umsätze. Dieser Totalausfall ist sofort und nicht verzögert in Wochen. Wartet das Unternehemen ab, muss es in Vorleistung treten. Es muss nicht nur das Gehalt zahlen, sondern allen Verpflichtungen nachkommen. Und kleine Unternehmen verfügen häufig nicht über hohe Liquiditätsreserven, ganz im Gegenteil, weil sie bei Leasing oder langfristigen Krediten gar nicht zum Zug kommen, müssen sie mit ihrer Liquidität neben den laufenden Kosten auch Investitionen bestreiten.

Vor die Wahl gestellt den Mitarbeiter zu kündigen – auch wenn es gerade wegen der engen Zusammenarbeit und persönlichen Beziehung schwer fällt – oder der Insolvenz werden sich gerade kleine Unternehmen wahrscheinlich eher dafür entscheiden, ihre Mitarbeiter zu kündigen. Denn auch die Kredite müssen später ja einmal zurückgezahlt werden. Und sie werden schnell handeln, denn jeder Tag Verzögerung bedeutet einen weiteren Monat etwa Personalkosten. Zurück zum Beispiel: Drei Monate Personalkosten von 4.000 Euro macht in der Summe 12.000 Euro, die kleine Unternehmen in Vorleistung treten müssen. Das klingt nach wenig, ist aber für kleine Unternehmen eine Menge Geld, ohne die Gewissheit, dass sie diese Summe etwa mit einem Kredit über einen längeren Zeitraum strecken können. Denn ob die Hausbank oder Sparkasse trotz Negativzinsen für Einlagen und absolut minimiertem Risiko durch die Bürgschaft der Bundesregierung unterstützt, ist für kleine Unternehmen nicht garantiert.

Es könnte sein, dass, wie bei vielen anderen KfW-Kreditprogrammen, am Ende zwar große Summen von der Politik in den Raum gestellt werden, aber nur wenige Mittel abfließen, da das bürokratische System dies verhindert.

Autor: Andi Goral