Düsseldorf/Köln | Wohl keine Hass-Liebe zwischen zwei Städten ist in Deutschland so ausgeprägt wie die zwischen Düsseldorf und Köln. Zwar trennen die beiden nordrhein-westfälischen Großstädte nur rund 40 Kilometer. Für die Betroffenen liegen allerdings Welten dazwischen. Jede Seite beansprucht für sich, die schönste Stadt zu sein, den tollsten Karneval zu haben und das leckerste Bier zu brauen. In den Streit über Kölsch und Altbier kommt nun Bewegung.

Denn am Donnerstag wird ein neues Altbier aus Düsseldorf auf den Markt gebracht, das schon jetzt für Diskussionen sorgt. Statt der traditionellen dunkelbraunen Färbung soll das Bier hell sein. Ein helles Altbier, so hell wie das in Düsseldorf als geschmackloses Wasser verteufelte Kölsch. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt kommt die Marktneuheit einem Tabubruch gleich. Ist man doch stolz auf sein bernsteinfarbenes Altbier mit dem kräftigen Geschmack.

Dort, wo das Altbiertrinken regelrecht zelebriert wird, stößt das helle Altbier auf breite Ablehnung. In den Gassen der Düsseldorfer Altstadt gibt es mehrere Hausbrauereien, die an ihrem traditionellen Gerstensaft festhalten. „Im Grunde ist es kein Altbier, weil echtes Altbier dunkel ist“, sagt Braumeister Dirk Rouenhoff von der Brauerei „Zum Schlüssel“ über das helle Altbier. Es sei „bedenklich“, wenn die regionale Herkunft eines Produkts verleugnet werde. Sein Haus stehe auch in Zukunft voll und ganz zum Düsseldorfer Altbier – mit dunkler Färbung.

Ähnlich kritisch sieht es die Brauerei „Füchsen“. „Da wir eine alteingesessene Altbierbrauerei sind, halten wir davon nichts“, sagt Inhaber Peter König über die Produktneuheit. Natürlich würden auch neue Entwicklungen auf dem Markt beobachtet. „Aber man sollte sich seiner Sache treu bleiben“, gibt er die Marschroute für sein Haus aus. Anstatt sich ein neues Image zu geben, sollten manche Brauereien erst einmal ihr Altbierimage aufpolieren.

Auch alteingesessene Düsseldorfer können sich mit der Idee eines hellen Altbiers nicht anfreunden. „Das ist so überflüssig wie der Kölner Dom in der Düsseldorfer Altstadt“, sagt der Düsseldorfer Kabarettist Manes Meckenstock. Wichtig sei, dass die Hausbrauereien in der Düsseldorfer Altstadt weiter am traditionellen Altbier festhielten und nicht auf modische Szenegetränke umstellten. „Ich werde dem dunklen Bier auch in Zukunft treu bleiben.“

Kölner wittern eine Fälschung

Aber nicht nur in Düsseldorf sorgt das neue Bier für Gesprächsstoff, auch die Kölner nehmen die Produktneuheit auf dem Biermarkt mit großem Interesse zur Kenntnis. Dort vermutet man hinter dem blonden Alt gar eine billige Kopie des heimischen Bieres. „Düsseldorfer fälschen unser Kölsch“, titelte vor einigen Tage eine Boulevardzeitung.

Für den Vorsitzenden des Kölner Brauerei Verbands, Heinrich Becker, ist die Sache klar: „Das könnte der Ausverkauf der Sorte Alt sein.“ Er könne sich vorstellen, dass der gemeine Biertrinker nicht zu einem hellen Alt greife, sondern gleich das Original Kölsch nehme.

Bei der betroffenen Brauerei Frankenheim versucht man sich derweil in Beschwichtigungen. Auch wenn die neue Marke hell sei, handele es sich um ein „lupenreines Altbier“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme. Das Bier werde mit der gleichen obergärigen Altbierhefe und den gleichen Rohstoffen gebraut wie das dunkle Alt. Lediglich die Zusammensetzung und Intensität der Zutaten werde variiert.

Was hinter dem neuen Bier steckt, deutet die Brauerei zaghaft an. „In den Altbiermarkt kommt frischer Wind – denn er braucht neue Impulse“, heißt es aus dem Haus. Das Produkt komme frisch, hell und mild daher. Damit sollen wohl neue Kundengruppen überzeugt werden – allen voran junge und weibliche Konsumenten. Ob die Strategie ihre erwünschte Wirkung zeigt, wird in den kommenden Wochen an den Biertheken und Supermarktregalen entschieden.

Autor: Christian Wolf, dapd | Foto: visuals and concepts/fotolia
Foto: Das ist ein leckeres Kölsch, hell und süffig – muss nicht gerelauncht werden