Die Jahresbilanz fällt für die Region Köln/Bonn sehr positiv aus. Ein Risikofaktor ist für die Kammer das drohende Dieselfahrverbot.

Köln | Sehr zufrieden zeigt sich Ortwin Weltrich als Hauptgeschäftsführer der Kölner Handwerkskammer mit der Entwicklung der Region Köln/Bonn im vergangenen Jahr. „Das Handwerk war der Konjunkturmotor der Region und wird dies auch 2019 bleiben.“ Insgesamt steigerten die Unternehmen im Kammergebiet 2018 den Umsatz um rund fünf Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr wird ein Umsatzzuwachs von drei bis 3,5 Prozent erwartet. Wichtig für den anhaltenden Aufwärtstrend sind die Bau- und die Ausbaubranche, die mit gut gefüllten Auftragsbüchern teilweise an der Kapazitätsgrenze arbeiten.

Eine merkliche Abkühlung der Konjunktur sei aktuell nicht zu erkennen, sagt Weltrich. Die für das Handwerk maßgebliche Binnenkultur sei robust. Die Wachstumsprognose des Bundeswirtschaftsministeriums, die nur ein Prozent Wachstum für 2019 voraussagt, sei den außenwirtschaftlichen Risiken wie einen möglichen harten Brexit geschuldet, der wohl auch das Handwerk in der Region treffen würde. Der Grund für das Wachstum im Handwerk liege aber bei dessen heterogener Zusammensetzung.

Ein gravierendes Problem erkennt die Kammer aber in den sich verschärfenden Verkehrsproblemen mit dem drohenden Diesel-Fahrverbot in den Großstädten. Gefordert werden auch ein besseres Baustellenmanagement und eine bessere Kooperation von Kommunen und Straßen.NRW. Kritisiert wird der Fokus der Kölner Stadtverwaltung auf den ÖPNV sowie der Radverkehr zuungunsten des motorisierten Lieferverkehrs, auf den das Handwerk angewiesen sei.

Der Aufwärtstrend im Handwerk wirkt sich auch auf die Zahl der dort Beschäftigten aus. Hier gibt es ein leichtes Plus um knapp ein Prozent im vergangenen Jahr. 28 Prozent der Betriebe hat einer Umfrage zufolge die eigene Belegschaft vergrößert, bei 15 Prozent hat sich die Belegschaft verkleinert. Als Risikofaktor wird der zunehmende Fachkräftemangel eingeschätzt, der sich gerade bei einer guten Auftragslage bemerkbar mache. Hier hofft man im Handwerk auf hohe Fördermittel als Ausgleichsmaßnahmen beim Kohleausstieg im Rheinischen Revier, die dazu genutzt werden sollten, um Arbeitskräfte für gebäudetechnische Berufe umzuschulen.

Beim Thema Ausbildung gibt es ebenfalls positive Entwicklungen zu vermelden. So wurden im Vorjahr 4896 neue Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen – ein Plus von 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gesamtzahl der Ausbildungsplätze stieg 2018 um zwei Prozent auf rund 12.600. Etwa 1000 Lehrstellen konnten nicht besetzt werden.

Bei der Nachwuchswerbung stehen drei Zielgruppen besonders im Fokus: Abiturienten, Jugendliche ausländischer Herkunft und junge Frauen. Bei den Abiturienten stieg der Anteil an der Gesamtzahl der Auszubildenden von 18,6 Prozent 2017 auf 19,4 Prozent im vergangenen Jahr. Angewachsen ist auch der Anteil der Lehrlinge ausländischer Herkunft von 1782 (2017) auf 1994. Sie haben einen Anteil von 15,8 Prozent. 2014 lag dieser noch bei 9,1 Prozent. Wichtig ist hier die Ausbildung junger Flüchtling beispielsweise aus Kriegsländern wie Syrien, Irak oder Afghanistan.

Weniger erfolgreich ist der Versuch, junge Frauen ins Handwerk zu bringen. Mit 2345 Frauen in Ausbildungsberufen des Handwerks sank deren Anteil auf 18,6 Prozent (2017: 20,3 Prozent). Das ist der niedrigste Stand seit 20 Jahren. Dem entgegen steht der Trend, dass sich immer mehr Frauen im Handwerk selbstständig machen. Die Zahl der Betriebe mit weiblichen Inhabern stieg von 5250 im Jahr 2014 auf 6841 im Vorjahr. Dabei konzentriert sich diese Entwicklung auf wenige Berufe wie Kosmetikerin, Friseurin, Gebäudereinigerin, Fotografin, Maß- und Änderungsschneiderin.

Bei der Gesamtzahl der Betriebe der zulassungspflichtigen Handwerksberufe im Kammerbezirk gab es ein leichtes Minus von 0,6 Prozent auf 17.436 Betriebe. Die Zahl der Betriebe bei den zulassungsfreien Berufen stieg um 242 auf 9759. Bei den handwerksähnlichen Betrieben gab es ein Plus von 58 auf 63521 Betriebe.

Insgesamt gibt es im Kammerbezirk, zu dem die Städte Köln, Bonn und Leverkusen sowie der Rheinisch-Bergische, der Rhein-Erft, der Rhein-Sieg und der Oberbergische Kreis gehören, 33.546 Betriebe. Rückgänge gab es beispielsweise im Lebensmittelhandwerk wie bei den Bäckereien. Stabil waren Branchen wie bei den Bauberufen oder bei den gebäudetechnischen Meisterberufen. Steigerungen gab es zum Beispiel bei den Friseuren.

Autor: Von Stephan Eppinger