Köln | Eigentlich sollte das ehemalige Gebäude der Deutschen Welle am Raderberggürtel schon lange Geschichte sein. Doch immer wieder verzögerte sich die geplante „Weltrekord-Sprengung“. Nun will der Co-Investor Bauwens doch „konventionell“ zurückbauen. Nach mehreren Jahren scheinen sich die Proteste der Anwohner und Anlieger ausgezahlt zu haben. Derweil geht die Asbest-Sanierung im Inneren zügiger voran, als zunächst angenommen.

Wie die Kölner Unternehmensgruppe Bauwens am heutigen Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt gab, soll die bereits seit Jahren laufende Asbest-Sanierung im Inneren des 138 Meter hohen Wolkenkratzers weiterlaufen und bis Oktober dieses Jahres abgeschlossen sein. Bereits Anfang August dieses Jahres hatte die Projektgesellschaft, an der neben Bauwens auch das Unternehmen Die Wohnkompanie beteiligt ist, ein „konventionelles Rückbaukonzept“ eingereicht.

„Wir brauchen Planungssicherheit für die Abbrucharbeiten. Im Falle einer Sprengung ist die Klärung aller Belange zeitlich in keiner Weise abzusehen. Dies ist auch der Grund dafür, dass wir entgegen unserem ursprünglichen Ansatz, die Gebäude durch eine Knickfallsprengung rückzubauen, nun den konventionellen Rückbau beantragt haben. Die Risiken des konventionellen Rückbaus sind für alle Beteiligten aufgrund der Erfahrungswerte besser einzuschätzen. Wir hoffen nun auf eine zeitnahe Genehmigung, um weitere Verzögerungen der Abbruchphase zu vermeiden“, erläuterte Alexander Jacobi, geschäftsführender Gesellschafter der Bauwens Unternehmensgruppe, das nun gewählte Verfahren.

Vor allem der DLF erhob das Wort

Die Entsorgung des Asbests im Inneren schreitet zügig voran. In Kürze wird die Asbestsanierung beendet sein, kündigte der Investor an.  Bild: Zech Group

Tatsächlich hatte es in der Vergangenheit immer wieder massive Einwände gegen eine Sprengung gegeben. Vor allem der direkte Nachbar, der Deutschlandfunk DLF kritisierte die Planungen und befürchtete Schäden an seiner empfindlichen Sendetechnik. Einen Erhalt des Hochhauses, das dritthöchste in Köln, werde es aber nicht geben.

„Ein Erhalt der Bestandsgebäude ist keine Option. Wir halten an dem Wettbewerbsentwurf von Astoc Architects and Planners fest, der Grundlage für den Bebauungsplan ist und der nächstes Jahr zum Satzungsbeschluss geführt werden soll. Der Entwurf überzeugt nach wie vor durch seine klare Adressbildung sowie die klare Zonierung von öffentlichen und privaten Räumen“, ergänzte Gerd Kropmanns, geschäftsführender Gesellschafter vom Co-Investor Die Wohnkompanie NRW.

Bereits im Oktober, so vermeldete Bauwens weiter, wolle man den nächsten Meilenstein geschafft haben, die vollständige Sanierung der Asbestbestände im Inneren des Gebäudes. Eigentlich sollte dieser Abschnitt bis zum Jahresende andauern, wie es noch auf der Internetseite der Projektgesellschaft verkündet wird.

Eines der größten Wohnbauprojekte in Köln

[infobox]Auf dem Areal der ehemaligen Deutschen Welle sollen rund 700 Wohnungen in fünf- bis siebengeschossigen Mehrfamilienhäusern (70.000 Quadratmeter) sowie 10.00 Quadratmeter an sonstigen Nutzflächen entstehen. Die Wohnbebauung schließt sich an das südlich gelegene Areal einer früheren Polizeisiedlung an, die als Projekt „Reiterstaffel“ inzwischen weitgehend realisiert ist. In dem nun vorliegenden Plan für die Bebauung des DW-Areals sind mehrere begrünte Innenhöfe, ein Wohn- und Erschließungshof sowie eine Kindertagesstätte mit einer Geschossfläche von rund 1.500 Quadratmetern vorgesehen. Zum Raderberggürtel soll das neue Ensemble eine neue Fassadenfront bilden und so das Areal städtebaulich einfassen. Das gesamte Areal hat eine Fläche von rund 5,5 Hektar. Das Investitionsvolumen liegt nach Angaben des Co-Investors Die Wohnkompanie NRW bei rund 350 Millionen Euro.

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Autor: Ralph Kruppa
Foto: Das Deutsche Welle-Hochhaus wird nun doch „konventionell“ abgetragen.