Köln | Wer weiß heute noch, wie Kohlrabi angebaut werden oder wie neugierig kleine Ferkel sind. Am Neumarkt können die Menschen aus der Stadt derzeit diese Erfahrungen hautnah machen. Da müssen Kinder durch Riechen und Tasten herausbekommen, welche Gemüsesorten sie in der Hand halten, während sich einige Stände weiter die erwachsenen Kölner wundern, dass es mehr als 200 zugelassene Kartoffelsorten in Deutschland gibt.

„Erlebnis: Bauernhof mobil“ heißt die Aktion, die bis zum 25. August mitten in der Stadt zu Gast ist. Präsentiert wird sie vom Rheinischen Landwirtschaftsverband, von der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft und von der Initiative Innovation und Naturhaushalt. Im Vorfeld hatten Umweltschützer kritisiert, dass sich die Nahrungsmittelindustrie zu idyllisch in Köln präsentiert und dass auch große Konzerne wie Bayer oder BASF, Monsanto zur Fördergemeinschaft gehören [report-k.de berichtete]. „Wir sehen das eher gelassen. Wir wollen hier den Stadtmenschen die Landwirtschaft und die Erzeugung von Nahrungsmitteln näherbringen“, sagt der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes, Friedhelm Decker. Man sei sich der Verantwortung für Mensch, Tier und Natur bewusst.

Zu sehen und zu erkunden gibt es auf dem mobilen Bauern viele Angebote. Dazu gehören auch die elf Ferkel mit Muttersau, die sich schnell zu den Stars mausern. Ebenfalls hoch im Kurs stehen drei junge Kälber und ein knappes Dutzend gerade geschlüpfter Küken. Eine Belastung ist die Schau für die Tiere nicht, wie Tierarzt Jürgen Harlizius betont: „Die Ferkel sind sehr neugierig und ihre Mutter ist so entspannt, dass sie hier auch den Nachwuchs säugt.“

Bienenzucht aus Freude an der Natur

Ein paar Meter weiter präsentieren sich die beiden Kölner Imkervereine gemeinsam mit Bayer Bee Care, wo man erforscht, wie man Bienen vor Schädlingen schützt. Insgesamt haben die beiden Vereine 200 Mitglieder. „Früher wurde die Bienenzucht meist als Nebenerwerb betrieben, heute ist es die Freude an der Natur, die wir als Imker haben“, sagt Peter Gauger vom Porzer Verein. Wie Gemüse und Obst wächst und schmeckt, können die Besucher beim Rheinischen Verband für Obst- und Gemüseanbau erfahren. Dort finden sich Kulturen von Kohlrabi- und Erdbeerpflanzen genauso wie verschiedene Tomaten- und Apfelsorten zum Testen. Kinder erfahren am Stand außerdem, wie aus Kohl Sauerkraut wird. Ein weiteres Thema ist der aktuell umstrittene Einsatz von Lebensmitteln bei der Gewinnung von regenerativen Energien. Anders als in den USA, wo größere Teile der Maisernte für die Ethanolgewinnung angebaut werden, sind hierzulande Zuckerrüben ein wichtiger Energielieferant.

Der mobile Bauernhof auf dem Neumarkt hat morgen und am Samstag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Neugierige Ferkel mitten auf dem Kölner Neumarkt