Köln | Es geht um die Bodenverkehrsdienste (BVD) am Flughafen Köln Bonn. Die Gewerkschaft Verdi befürchtet den Verlust von Arbeitsplätzen und vor allem dass die Geschäftsführung des Airports plane die Mitarbeiter in eine Tochtergesellschaft auszugliedern. Hintergrund des Flughafenmanagements sei dort ohne Tarifvertrag auszukommen. Im Interview mit report-K erläutert Verdi Gewerkschaftssekretär Frank Michael Munkler die Situation und die Position der Gewerkschaft. Der Flughafen Köln Bonn will sich zu dem Themenkomplex nicht äußern.

Flughafen Köln Bonn 2019 mit wirtschaftlichen Problemen

Geleitet wird der Flughafen Köln Bonn von Johan Vanneste, der seit etwa einem Jahr das Ruder in der Geschäftsführung übernahm. Schon bei seinem Antritt kamen Zweifel an den Qualifikationen des belgischen Flugzeugingenieurs auf, der zuvor den Flughafen Luxemburg leitete. Vanneste habe zu wenig Kontakte in die lokale Politik und Wirtschaft, sei zu zurückhaltend, habe zu geringe Deutschkenntnisse und zu wenig Erfahrung mit den in öffentlichen Unternehmen starken Betriebsräten. Auch mangelnde juristische Kenntnisse im Umgang mit einem Flughafen, dessen Betriebsgenehmigungen und Arbeitsrecht wird Vanneste nachgesagt. In der Kritik mit der Berufung Vannestes stand auch Aufsichtsratschef Friedrich Merz, der mit Torsten Schrank einen zweiten Geschäftsführer als Chief Financial Officer Vanneste an die Seite stellte.  Der war schon am Flughafen München Geschäftsführer. Schrank zeichnet für den Bereich Personal verantwortlich und soll, nachdem der Flughafen in wirtschaftlich schwieriges Fahrwasser gelangte Personal sozialverträglich abbauen, so die Meldungen Anfang des Jahres. Mitte des Jahres meldete das Unternehmen einen prognostizierten Verlust für 2019 von 19,9 Millionen Euro. 2020 will man, so heißt die Devise der Geschäftsführung wieder in den schwarzen Zahlen sein. Allerdings steuern einige Airlines den zweitgrößten Flughafen in NRW nicht mehr an. Die Geschäftsführung bezeichnete bei der Vorstellung der wirtschaftlichen Daten Mitte des Jahres die Bodenverkehrsdienste als besonders verlustreich und geht auch in 2020 davon aus, dass sich diese Situation ändere. Damals erklärte die Flughafenspitze, man wolle mit den Arbeitnehmervertretern eine kompromissfähige Lösung erarbeiten. Der Flughafen gehört der öffentlichen Hand, Hauptgesellschafter sind die Stadt Köln, das Land NRW, der Bund, sowie die Kreise in der Region und die Stadt Bonn. (Genaue Aufschlüsselung siehe Infokasten am Ende des Artikels)

Verdi zur aktuellen Situation der Bodenverkehrsdienste

Verdi befürchtet den Verlust von 700 Arbeitsplätzen. Es sei über Wochen verhandelt worden, so die Gewerkschaft, die am gestrigen Dienstag, 3. Dezember, einen Vorschlag zur Sanierung des Bodenverkehrsdienstes der Geschäftsführung vortrug. Dort sei ein Lohnverzicht der Beschäftigten von insgesamt 7,5 Millionen Euro vorgeschlagen worden. Dies so die Gewerkschaft sei die Grenze der Zumutbarkeit für die Beschäftigten.
Die Geschäftsführung habe in den Verhandlungen, so die Gewerkschaft, einen Lohnverzicht von 10.000 Euro brutto im Durchschnitt pro Beschäftigten als Sanierungsbeitrag gefordert. Dies lehnt die Gewerkschaft ab. Frank Michael Munkler, Verdi Gewerkschaftssekretär, befürchtet: „Trotz weitgehender Zugeständnisse der Beschäftigten plant die Geschäftsführung weiter an einem Ausstieg aus dem BVD oder einer Ausgründung in eine Tochter ohne Tarifvertrag.“
Nun soll, nach Informationen von Verdi dem Aufsichtsrat am 13. Dezember ein Vorschlag der Geschäftsführung unterbreitet werden. „Die Geschäftsführung hat seit Monaten nur das Ziel einer Tochtergründung verfolgt. Sie verschweigt bewusst, dass diese 50 bis 70 Millionen Euro Ablösezahlungen für die betriebliche Altersversorgung auslösen würde“, so Sven Kühn, Verdi Verhandlungsführer. „Wenn der Arbeitgeber eine tariflose Tochter gründet, dann werden die Beschäftigten aus dieser einen Streikbetrieb machen.“  
Auch die tägliche Praxis des Flughafens sei hart an der Grenze dessen, was rechtlich zulässig sei, analysiert Verdi. So sollen die Beschäftigungsverhältnisse von aktuell 67 befristet beschäftigten Kolleginnen und Kollegen, deren Befristung am Jahresende ausläuft, nicht verlängert werden. „Das ist ein Skandal. Erst recht, weil über 100 Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer zum 1. Januar.2020 befristet neu eingestellt werden sollen. Natürlich wieder befristet, und zwar für nur zwei Monate. Das ist einem öffentlichen Unternehmen unwürdig“, so Munkler.
Um Druck auf die Verhandlungen zu machen, werde hier mit der Angst um Arbeitsplätze gespielt, unterstellt Verdi. „Geschäftsführer Schrank hat in den Verhandlungen klargestellt, dass sich dieses Problem im Falle einer tariflichen Einigung erledigen würde“, so Tarifsekretär Kühn weiter. „Wir werden dieser rechtsmissbräuchlichen Praxis nicht tatenlos zusehen. Wir erwarten, dass alle zurzeit befristet Beschäftigten ein Angebot zur Verlängerung ihrer Arbeitsverträge bekommen. Darüber hinaus erwarten wir von den Gesellschaftern (Bund, Land NRW und Stadt Köln), den Aufsichtsratsvorsitzenden Merz zu stoppen und somit ein klares Bekenntnis zum Bodenverkehrsdienst im Flughafen abzugeben sowie die Gefährdung von Arbeitsplätzen zu stoppen.“

Der Flughafen äußert sich nicht

Diese Internetzeitung fragte beim Flughafen Köln Bonn an. Zu den Vorwürfen oder den Planungen zu den Bodenverkehrsdiensten werde sich der Flughafen derzeit nicht äußern teilte deren Sprecher Alexander Weise mit.
Ein Flughafen in öffentlicher Hand

[infobox]So ist die öffentliche Hand am Flughafen beteiligt

Stadt Köln 31,12 %
Bundesrepublik Deutschland 30,94 %
Beteiligungsverwaltungsgesellschaft des
Landes Nordrhein-Westfalen mbH (BVG) 30,94 %
Stadtwerke Bonn GmbH 6,06 %
Rhein-Sieg-Kreis 0,59 %
Rheinisch-Bergischer Kreis 0,35 %

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Autor: Andi Goral