Dearborn | Der US-Autohersteller Ford fährt im laufenden Jahr einen Milliardenverlust im Europageschäft ein. „Angesichts des zerbröckelnden Umfeldes in Europa rechnet Ford nun mit einem Verlust von mehr als einer Milliarde US-Dollar auf dem Kontinent“, heißt es im Zwischenbericht. Bisher hatte der Hersteller von Modellen wie Focus und Fiesta nur halb so hohe Europa-Verluste angekündigt.

Damit ist Ford nach General Motors (GM) der zweite US-Autohersteller, der sein Europageschäft nicht im Griff hat. Ford hat zwei Werke in Deutschland, in Köln und Saarlouis. Dazu kommen fünf Werke in England und je eines in Belgien und Frankreich. Im ersten Halbjahr machte Ford in Europa bereits ein Minus von 553 Millionen Dollar (455 Millionen Euro) vor Steuern, nachdem im Vorjahreszeitraum noch 470 Millionen Dollar Gewinn verbucht wurden, wie Ford am Mittwoch am Stammsitz Dearborn in den USA mitteilte.

Nach Ansicht des Herstellers steckt der europäische Automarkt in einer Strukturkrise. Experten warnen seit Jahren, dass die Produktionskapazität der gesamten Autoindustrie in Europa viel zu hoch sei. GM will deshalb sein Opel-Werk in Bochum schließen. Ford-Finanzvorstand Bob Shanks erklärte, der Konzern habe schon früher „herausfordernde Situationen gemeistert“. Ford hatte in den USA tausende Mitarbeiter entlassen und Werke geschlossen, um wieder profitabel zu werden. Genaue Pläne zur Sanierung des Europageschäfts nannte Ford nicht.

Immerhin hat der Konzern mit dem blauen Oval weltweit weiter kräftig Geld verdient, vor allem wegen guter Geschäfte im Heimatmarkt: Der Nettogewinn zum Halbjahr lag bei 2,4 Milliarden Dollar, etwa 2,5 Milliarden Dollar unter dem Vorjahreswert. Der Umsatz fiel um 3 Milliarden Dollar auf rund 66 Milliarden Dollar. Ford führt den Gewinneinbruch auch auf nachteilige Steuereffekte zurück. Ford nahm die Gewinnprognose für das Jahr zurück: Der operative Gewinn von 8,7 Milliarden Euro aus dem Vorjahr werde zwar nicht wieder erreicht, werde aber „stark“ ausfallen.

Autor: dapd