Köln | Es scheint wie ein Paradoxon – große Hersteller wie Nintendo oder Microsoft bleiben in diesem Jahr der Kölner Computerspiel-Messe Gamescom fern, die heute ihre Pforten für das Publikum öffnet. Auch bei den großen Neuheiten im Hardware-Bereich gibt es kaum etwas zu berichten – die Wii U wird  nicht in Köln vorgestellt und für Xbox 360 und Playstation 3 sind noch keine Nachfolger in Sicht, was daran liegt, dass die Lebenszyklen im Konsolen-Bereicht deutlich länger geworden sind.

Und trotzdem meldet die Messe bereits im Vorfeld einen ausverkauften Samstag und auch ansonsten eine gute Nachfrage beim Publikum. Es sind deutlich mehr Aussteller, die mehr Neuheiten mitbringen und mehr Fläche nutzen als in den Vorjahren. „Die Gamescom ist gut aufgestellt. Sie dient der Community-Bildung und hat mit der Online-World und dem Mobil-Bereich weitere gute Standbeine“, erklärt der Chef der Spielentwickler-Konferenz Frank Sliwka das Phänomen.

Derweil versuchen die Großen der Branche, die der Messe treu geblieben sind, auf ihre Art die Lücken zu überbrücken. So setzt man bei der Playstation von Sony auf die Vernetzung der einzelnen Plattformen. So können Spiele problemlos auf der mobilen Playstation Vita und der stationären PS3 gespielt werden.  
Auch zwischen Tabelt-PCs und Smartphones gibt es bei Sony fließende Übergänge inklusive günstiger Angebote bei der ein Spiel gekauft wird, aber die Möglichkeit besteht dies überall zu spielen. Dazu kommt die Verbindung von PS3 und Move, wobei die Move als Controller eingesetzt wird.
Dazu kommen zahlreiche neue Spiele für Vita und Move, wie “Fifa 13” als Bewegungsspiel oder “Need for Speed Most wanted“ für die mobile Konsole. Bei „Tearaway“ für Vita begleitet der Spieler einen Botschafter aus Papier in einer bunten Papierwelt aus buntem Papier. Probiert werden können diese in einer bunten und im Vergleich zur kriegerischen Umgebung ziemlich friedlichen  Spielewelt in Halle 7.

Electronic Arts, das für Blockbuster bei Konsolenspielen steht, soll eine neue Download-Plattform den Nutzern mehr Service und Interaktion bieten. Mehr als 500 Spiele bietet das Internetportal künftig online. Dazu setzt man neben Premium-Versionen bekannter Spiele wie „Star Wars – the old Republic“ auf die Fortsetzung bekannter Bestseller wie „Fifa 13“, „NHL“, „Need for Speed – Most wanted2” oder „Sim City“. Zu testen gibt es die Spiele am ziemlich aufwändig gestalteten Stand in Halle 6.

Ziemlich im Vordergrund sind in vielen der Hallen die umstrittenen Kriegs- und Ballerspiele, die oft eher martialischen präsentiert werden und ab heute wohl wieder die längsten Warteschlangen vorweisen können. Dazu gehört “Call of Duty Black Ops II” genauso wie “Assassins  Creed 3” oder der Klassiker “World of Warcraft”.
Neu ist im diesem Jahr die Online World, die sich mit dem Elektronischen Sport die Halle 8 teilt. Dort finden sich Kriegsspiele, aber auch Sport- und Rennspiele, die direkt über das Internet am PC gespielt werden können.
Neu ist ebenfalls die verstärkte Ausrichtung auf mobile Spiele für  Smartphomes und Tabelt-PCs. Dazu gehört der Stand des japanischen Unternehmens Gree, das sich erstmals auf der Messe präsentiert und in Halle 9 zwölf neue Spiele für mobile Geräte zeigt. “Wir sind eine Plattform, auf der es derzeit für Europa derzeit 24 Spiele gibt. Sie funktioniert ähnlich wie Facebook und ermöglicht auch soziale Kontakte. Die meisten spiele sind kostenlos”, sagt Pressesprecher Patrick Schröder.
 
Insgesamt hat die Gamescom den Wegfall der  großen Aussteller gut kompensiert und neuen zukunftsweisenden Bereichen mehr Platz eingeräumt. Auf wenn in den Messehallen noch reiclich Luft zwischen den Ständen ist, gibt es für Gamesfans viele neue Spiele, die getestet werden können. Dazu kommen zahlreiche reale Freizeitangebote, wie ein Dorf für Cosplayer, ein Skaterpark und Fußballfelder in den Hallen 10.1 und 10.1. sowie ein Strand, ein Motorradparcours und eine Kletteranlage auf dem Außengelände.  So dürfte es in den kommenden Tage bei der Gamescom wieder ziemlich voll werden.
Wie die Zukunft der Messe aussehen wird, zeigt sich im kommenden Jahr bei der Frage, ob große Aussteller wie Nintendo, Microsoft oder Sega wie erwartet nach Deutz zurückkehren werden und ob andere Branchengrößen ihrem Beispiel so oder so folgen werden.   Ebenso wichtig scheint es, wie die Messe dem Massenphänomen Mobile- und Online-Games auch künftig entsprechen kann und damit dem wohl wichtigsten Trends der Branche folgt. Der erste wichtige Schritt dazu ist bereits mit der Online- und der Mobile-World getan.

Gamescom

Termin Die Gamescom öffnet morgen ihre Pforten für das Publikum. Der Samstag ist bereits ausverkauft. Die Messe für Computerspiele läuft bis zum Sonntag.
Öffnungszeiten donnerstags und freitags 10 bis 20 Uhr, samstags 9 bis 20 Uhr, sonntags 9 bis 18 Uhr
Tickets Die Tageskarte gibt es vor Ort ab 14 (ermäßigt sechs/neun) Euro. Am Sonntag gibt es ein Familienticket für 22 Euro.
Anfahrt Mit dem Zug bis Bahnhof Deutz und von dort direkt zu Fuß zum Eingang Süd und zu den Hallen 6 bis 10..
www.gamescom.de

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Autor: Stephan Eppinger
Foto: Seifenkiste mit Playstation