Köln | Die rückläufigen Geburtenzahlen in Deutschland stellen die Anbieter von Kinderbekleidung und Spielzeug vor Herausforderungen. Während die Zahl der Textilgeschäfte mit Kinderbekleidung im Sortiment bereits kontinuierlich sinkt, profitiert der Spielwarenhandel bislang noch von der Ausgabefreudigkeit der Eltern und Großeltern. Das berichteten Branchenvertreter heute in Köln, wo nächste Woche mit der „Kind + Jugend“ die weltgrößte Messe für Kinderausstattung beginnt.

„Die Kinderbekleidungsgeschäfte müssen kämpfen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Textil-Einzelhandels (BTE), Jürgen Dax. Deren Zahl sei in den vergangenen fünf Jahren um 14 Prozent auf 2.150 gesunken. „Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange“, prognostizierte Dax. Im Vorjahr war die Zahl der Geburten hierzulande mit knapp 663.000 auf den niedrigsten Stand seit 1948 gesunken. Das waren zehn Prozent weniger als noch 2001.

Als Folge klagen laut BTE inzwischen 75 Prozent der Kinderausstatter über weniger Kunden, 60 Prozent über Umsatzrückgänge. Zwar geben damit die weniger werdenden Kunden pro Kind mehr Geld aus, doch unterm Strich haben die Anbieter nicht mehr in der Kasse. Im Vorjahr sank der Umsatz mit textiler Kinder- und Babyausstattung gegenüber 2010 um ein Prozent auf 2,95 Milliarden Euro, während der Textileinzelhandel insgesamt ein Plus von zwei Prozent einfuhr. 2012 wollen die Kinderausstatter den Umsatz zumindest stabil halten.

Großzügige Großeltern

Unterdessen kann die Spielwarenbranche die Folgen der sinkenden Geburtenzahl durch großzügige Ausgaben von Eltern und Großeltern zum Teil noch abfedern. Die Familien legten sich bei den Ausgaben für die unter Dreijährigen „kräftig ins Zeug“, berichtete der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS). „Das Portemonnaie bleibt geöffnet. Noch nie gab es so viele Großeltern und so wenige Enkel“, sagte BVS-Geschäftsführer Willy Fischel. Doch im Vorjahr musste die Branche in diesem Segment ein Umsatzminus gegenüber 2010 von drei Prozent auf 437 Millionen Euro verkraften, während der gesamte Spielwarenmarkt um fünf Prozent zulegte. Im laufenden Jahr soll der Umsatz mit Spielzeug für unter Dreijährige aber wieder leicht um ein Prozent auf 440 Millionen Euro wachsen.

Impulse erwarten Textil- und Spielwarenanbieter von der „Kind + Jugend“. Auf der nur für Fachbesucher offenen Leitmesse der Branche geben vom 13. bis 16. September 938 Anbieter aus 46 Ländern einen Überblick über Neuheiten – von Bekleidung über Kinderwagen, Möbel, Spielwaren bis hin zu Hygieneartikeln.

Autor: Frank Bretschneider/ dapd