Köln | Steigende Energiekosten, Euro-Krise, Fachkräftemangel – Die Probleme der Unternehmen im Raum Köln sind vielfältig. Zudem ist die im Frühjahr noch erwartete Erholung der Weltwirtschaft ausgeblieben. Entsprechend eingetrübt fällt auch der Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer zu Köln über die Lage und die Erwartungen der Unternehmer im Raum Köln aus. Ein Rückfall in eine Rezession ist der IHK zufolge jedoch nicht zu befürchten.

Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt mit 87,6 Prozent mindestens befriedigenden Einschätzungen zwar ähnlich gut aus, wie in der Herbstumfrage der Handwerkskammer Köln (report-k berichtete), die Erwartungen der Unternehmen für das kommende Winterhalbjahr sind jedoch sichtlich getrübt. Ulf C. Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Köln, fand poetische Worte für die Ergebnisse der Umfrage: „Es sind Wolken am Horizont zu erkennen, aber dahinter wartet vielleicht schon wieder die Sonne“. Knapp ein Viertel der Unternehmen rechnet demnach mit einer Verschlechterung des Geschäfts. Fast die Hälfte erwartet sinkende Auftragszahlen. Die Gründe hierfür sind zahlreich. Zum einen scheint die lange Zeit unsichere Situation in der europäischen Währungsunion das Vertrauen der Unternehmen in die Maßnahmen der EU beschädigt zu haben. So haben die getroffenen Entscheidungen zum Euro-Rettungsschirm derzeit noch keine positiven Auswirkungen auf die Erwartungen der Unternehmen, weil die Verunsicherung mangels Vertrauen weiter anhält. In naher Zukunft könnte durch wieder gewachsenes Vertrauen in die Entscheidungen der EU jedoch auch ein Wachstumsimpuls entstehen, so die Hoffnung der IHK Köln. Zum anderen sind die steigenden Energiekosten für 41,9 Prozent der Unternehmen weiterhin ein zentraler Risikofaktor für die Konjunktur. Zum Erhebungszeitpunkt der Umfrage im September war die Erhöhung der EEG-Umlage noch nicht bekannt.

Ein weiteres Problem stellt nach den Ergebnissen der Umfrage der Fachkräftemangel dar. 45 Prozent der befragten Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen. Fast die Hälfte aller Unternehmen gab an, dass als Folge des Fachkräftemangels das Produktions- und Servicewachstum eingeschränkt werde. Auch die Nachfrage aus dem Ausland hat sich nicht wie erhofft entwickelt. Momentan stehe die Industrie im IHK-Bezirk Köln beim Auslandsumsatz erst bei 90 Prozent des Niveaus von vor der Weltwirtschaftskrise, so Christi Degen, Geschäftsführerin für Volkswirtschaft bei der IHK zu Köln. 26 Prozent der Unternehmen befürchten einen schlechteren Außenhandel im kommenden Halbjahr.

Als Konsequenz aus den gedämpften Erwartungen gehen erstmals seit 2010 auch wieder die Beschäftigungspläne der Unternehmen zurück. Ein Umschwung der grundsätzlich positiven Entwicklung in der Region Köln sei jedoch nicht zu erwarten, so Degen. Generell haben die Unternehmen in Köln eine abwartende Haltung eingenommen. Investitionen werden zurückgestellt, fällige Ersatzbeschaffungen bleiben aus. Die IHK hatte von 582 Unternehmen Antwort erhalten. Rund die Hälfte der Unternehmen hat ihren Sitz in Köln.

Autor: Christian Bauer
Foto: Dr. Matthias Mainz, Leiter Volkswirtschaft und Statistik der IHK Köln, Ulf C. Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und Christi Degen, Geschäftsführerin Volkswirtschaft (v. l. n. r.)