Köln | Das Jobcenter Köln stellte heute seine Jahresbilanz 2012 vor. Danach ist die Anzahl der jungen Hartz-IV-Empfänger im Alter unter 25 Jahren um mehr als drei Prozent (von 13.055 auf 12.643) zurückgegangen. Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der alleinerziehenden Hilfeempfänger. Im Vergleich zum Vorjahr ist hier ein Rückgang um 2,1 Prozent ( von 10.325 auf 10.108) zu verzeichnen. Als besorgniserregend bezeichnet Stefan Kulozik, Geschäftsführer des Jobcenters Köln, die Entwicklung bei den „Aufstockern“, also Arbeitnehmern, die aufgrund ihres niedrigen Einkommens Anspruch auf  Arbeitslosengeld-II haben. Deren Anzahl von knapp 22.000 Personen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Mit einem neuen Projekt namens „Job-Offensive Köln“ versucht das Jobcenter zusätzlich an den ersten Arbeitsmarkt zurück zu vermitteln. 

Dabei ist die Gesamtzahl der Hilfeempfänger nahezu gleich geblieben. Im Jahr 2012 gab es in Köln 112.173 Leistungsbezieher. Das sind elf Prozent aller Kölner. Insgesamt konnte das Kölner Jobcenter 18.000 Menschen in Lohn und Brot bringen, rund 1.000 mehr als 2011 – so viele wie noch nie. Ebenfalls erreichte die Anzahl der Erwerbstätigen in Köln mit 485.167 Personen einen neuen Höchststand. Ein Drittel aller in 2012 neu besetzten Stellen in Köln stammten aus der Vermittlung des Jobcenters, so Geschäftsführer Kulozik. Dies sei oftmals schwierig, da gut zwei Drittel aller durch das Jobcenter zu Vermittelnden über keine abgeschlossene Berufsausbildung verfügten, rund ein Fünftel besitze keinen Hauptschulabschluss. Allgemein gebe es das Problem, dass den rund 6.600 gemeldeten freien Stellen in Köln gut 52.000 Arbeitssuchende gegenüberstünden.

Zahl der Aufstocker steigt

Als besonders besorgniserregend empfindet Kulozik die Tatsache, dass immer mehr Menschen sich durch ihr eigenes Einkommen nicht finanzieren könnten. Die Zahl dieser sogenannten „Aufstocker“ nehme stetig zu.  Deren Unterstützung bestünde in erster Linie aus Bezuschussungen ihrer Unterkunft, finanziert aus Mitteln der Stadt. Der Gesamtbetrag der städtischen Leistungen für Kosten der Unterkünfte belief sich in 2012 auf 291 Millionen Euro, der Bund steuerte 277 Millionen Euro zum Bestreiten des Lebensunterhaltes bei.

Ziel des Jobcenters für 2013 ist es, noch mehr Arbeitssuchenden einen neuen Job zu vermitteln. Dafür sollen die insgesamt 1.349 Mitarbeiter des Jobcenters – ebenfalls ein neuer Rekord – Sorge tragen. Doch dem Plus an Personal steht eine Einsparung beim Etat gegenüber: War dieser im Jahre 2012 noch mit 57 Millionen veranschlagt, so stehen für das laufende Jahr rund 50 Millionen Euro zur Verfügung. Zum Vergleich: im Jahre 2011 betrug diese Summe noch 73,5 Millionen Euro, im Jahre 2010 rund 97 Millionen Euro.

Neue Kampagne „Job-Offensive Köln“ gestartet

Für zusätzlichen Erfolg bei der Arbeitsvermittlung soll die im Januar 2013 gestartete Kampagne „Job-Offensive Köln“ sorgen. In einem auf sechs Monate pro Person angelegten Projekt sollen berufliche Fähigkeiten noch besser genutzt und gefördert werden. Dies wolle man im Kern durch einen verbesserten Betreuungsschlüsse erreichen, so Olaf Wagner, Mitglied der Geschäftsführung des Jobcenters Köln. Im Klartext bedeute dies: mehr Vermittler betreuen weniger Kunden. So liege das Verhältnis von Vermittler zu Kunden bei 1:100, im Normalfall liege dieses Verhältnis bei 1:150 beziehungsweise 1:160. Auf diese Weise habe man seit Jahresbeginn bereits 537 zusätzliche Personen in Arbeit vermittelt, 458 davon in langfristige Anstellungen. Die Zahl der durch diese Kampagne Vermittelten solle bis zum Jahresende auf 900 Personen ansteigen, so Wagner. Voraussetzung für die Teilnahme an der Kampagne sei eine aktive Zusammenarbeit der Arbeitssuchenden mit deren Vermittlern, und die Motivation, durch Weiterbildung und Umorientierung hin zu anderen Berufen die Arbeitslosigkeit beenden zu wollen.  

Autor: Daniel Deininger
Foto: Sozialdezernentin Henriette Reker, Roswitha Stock (Agentur für Arbeit Köln), Stefan Kulozik und Olaf Wagner (beide Jobcenter Köln, vlnr.)