Köln | aktualisiert | Der Chef von Galeria Kaufhof, Wolfgang Link, erwartet auch für dieses Jahr wieder rote Zahlen. „Galeria Kaufhof hat im Jahr 2016 deutliche Verluste verzeichnet und wir erwarten auch für 2017 ähnliche Ergebnisse“, sagte er dem „Handelsblatt“ (Dienstagsausgabe). Der Umsatz sei im vergangenen Jahr flächenbereinigt um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz gesunken.

„Und aktuell liegen wir auch negativ im Umsatz“, sagte Link. Angesichts dieser schlechten Zahlen ist Galeria Kaufhof in Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi eingetreten über den Abschluss eines neuen Tarifvertrages mit deutlichen finanziellen Einschnitten für die Mitarbeiter. „Wir brauchen eine wirtschaftliche Atempause“, sagte Link, der zugleich Europa-Chef der kanadischen Kaufhof-Mutter Hudson`s Bay Company (HBC) ist.

Im Gegenzug bietet Kaufhof den Mitarbeitern eine langjährige Arbeitsplatzgarantie an. Eine Standortgarantie will das Unternehmen jedoch nicht bieten. „Wenn Mietverträge auslaufen, müssen wir immer prüfen, ob eine profitable Weiterführung des Standortes möglich ist“, so Link.

Im Gegensatz zu vielen anderen Konkurrenten zahlt Kaufhof bisher noch nach dem Flächentarifvertrag. Dies bedeutet höhere Personalkosten. Link bezifferte diesen Kostennachteil auf über zehn Prozent.

„Das hat über die Jahre zu einer deutlichen Wettbewerbsverzerrung geführt“, so Link. HBC hatte Kaufhof 2015 von der Metro übernommen. Link macht auch den Vorbesitzer Metro für einen Großteil der Misere verantwortlich. „HBC hat ein traditionelles Handelsunternehmen übernommen, das in den Jahren davor keine großen strukturellen Maßnahmen mehr angestoßen hat, weil das Unternehmen ja immer zum Verkauf stand“, sagte er. Mit den ausgewiesenen kleinen Gewinnen sei „die Braut jahrelang herausgeputzt“ worden. Die Versäumnisse hätten sich über Jahre summiert. „Und das müssen wir jetzt nachholen.“

Kaufhof-Chef: Auch Manager sollen sich an Kostensenkung beteiligen

Im Kampf um die Zukunft der Warenhauskette Kaufhof hat Unternehmenschef Wolfgang Link auch Beiträge des Managements in Aussicht gestellt: „Dieses Thema wird nicht einseitig auf Basis der Beschäftigten ausgetragen. Wir werden sehen, was das Management und die Stakeholder beitragen können“, sagte Link der „Welt“ (Mittwoch). Details müssten im Zuge eines Gesamtpakets ausgehandelt werden.

Man sei noch ganz am Anfang des Verhandlungsprozesses, strebe aber eine möglichst zügige Lösung an. „Es wäre schön, wenn bis Weihnachten in den Grundzügen Klarheit herrschte“, so Link. Das sei auch im Sinne der Beschäftigten wünschenswert.

Link schloss nicht aus, dass es zur Schließung einzelner Häuser kommt. „Es ist denkbar, dass wir an einigen Standorten keine Beschäftigungssicherung geben können, an denen Mietverträge auslaufen“, sagte er der „Welt“. Ziel sei aber insgesamt die Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze.

Dabei unterstrich der Kaufhof-Chef, dass es der Tochter des kanadischen HBC-Konzerns nicht um einen Ausstieg aus dem deutschen Tarifvertragssystem gehe. Kaufhof sei vielmehr einer der letzten großen Textilhändler, die überhaupt noch nach Handelstarif bezahlten, während Online-Händler sich durchweg nach dem niedrigeren Logistik-Tarif richteten oder überhaupt nicht mehr tarifgebunden seien. Dasselbe gelte auch für viele stationäre Textilketten.

„Wir wollen eine moderne Vereinbarung, die uns fairen Wettbewerb ermöglicht“, sagte Link.

Autor: dts