Köln | Dr. Achim Schloemer ist der Chef der Köln Düsseldorfer. Eigentlich sollte die Schiffahrtssaison an Ostern starten. Doch jetzt in der Corona-Krise ist alles anders. Ein Interview in Zeiten der Corona-Pandemie.

Wie erleben Sie gerade Köln in der Corona-Krise?

Dr. Achim Schloemer: Im Moment ist es sehr ruhig in der Stadt. Wir haben unser Büro direkt in der Altstadt. Dort arbeiten wir mit einen kleinen Team und haben reichlich zu tun. Da ist es direkt ein Kontrast, wenn man aus der Tür rauskommt und die leere Altstadt sieht. Auf dem Heimweg komme ich auch durch die Schildergasse, auch dort ist es unglaublich leer und leise. Man fühlt sich wie bei einem Endspiel der Fußball-WM, bei dem alles zu Hause vor dem Fernseher sitzt – ein echter Ausnahmezustand. Was mir auch auffällt ist, dass sich die Menschen an die Regeln halten und sich aus dem Weg gehen. Das passiert aber sehr freundlich – oft mit einem Nicken oder einem Lächeln.

 

Welche Folgen hat die Krise für Ihr Unternehmen?

Schloemer: Wir mussten die Reißleine ziehen. Denn nach dem guten Weihnachts- und Silvestergeschäft kam für uns die Winterpause, aus der wir mit kaum Rücklagen rausgehen und jetzt im Frühjahr unser Geld verdienen müssen. Denn in der Pause kommt nichts rein, dafür geht Geld unter anderem für die Instandhaltung der Schiffe raus. Jetzt versuchen wir Kosten zu sparen, wo es geht. So haben wir auf die geplanten, neuen Panoramafenster für die RheinEnergie verzichtet und den Großteil der Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt. Da die Schiffe über unsere Luxemburger Tochter laufen, bekommen die Mitarbeiter dort 80 Prozent ihres Bruttogehaltes. Auch bei uns in der Verwaltung ist die Kurzarbeit angelaufen, das ist die einzige Chance, um Kündigungen zu vermeiden. Unsere Mitarbeiter sind unser wichtigstes Gut, es ist ganz zentral, diese zu halten. Bei den Gesprächen hier in Köln gab es von der Mitarbeiterseite viel Verständnis, aber auch viele Fragen. Wir haben mit jedem gesprochen.

 

Wie können Sie derzeit planen? Die Saison sollte jetzt zu Ostern starten.

Schloemer: Geplant war der Karfreitag, das geht jetzt natürlich nicht. Das ist schwierig, da wir die Einnahmen gerade jetzt dringend brauchen. Wir haben Fixkosten wie bei den Häfen, den Mieten oder den Versicherungen. Die Gespräche mit unseren Hausbanken zu den Liquiditätshilfen von der KfW laufen sehr gut. Was das Planen angeht, haben wir zunächst ein Szenario entwickelt, das von einem Start am 1. Mai ausgeht. Die aktuellen Maßnahmen zur Kontaktsperre laufen bis zum 20. April. Ob es dann wieder losgeht, ist derzeit noch eher unwahrscheinlich. Wir hoffen aber noch auf den Sommer und müssen abwarten, welche Auflagen es gibt. Die KD verfügt über große Schiffe mit Freidecks, auf denen man entsprechend Abstand halten kann. Aber es wird dann wohl ein Start mit sehr verhaltenen Umsätzen geben.

 

Wie sieht derzeit Ihr beruflicher Alltag aus?

Schloemer: Ich bin von Montag bis Donnerstag im Büro sehr gut ausgelastet. Wir arbeiten dort mit einer kleinen Mannschaft von drei bis vier Kollegen, die entsprechend Abstand halten. Ein Teil ist auch im Home-Office. So können wir einen geordneten Geschäftsbetrieb aufrechterhalten. Derzeit liegen mit den Schiffen unserer Kooperationspartner 40 Schiffe im Niehler Hafen. Auch das muss organisiert werden. Dazu kommen die Verhandlungen mit den Banken und die Planungen für den Start, wenn dieser möglich sein wird. Dazu kommt die Hotline, die Buchungen für den Sommer und Spätsommer aufnimmt und die sich um Stornierungen sowie um Umbuchungen kümmert.

 

Was ist bei der KD neu in dieser Saison?

Schloemer: Da ist in erste Linie unser Neubau, die RheinGalaxie, zu nennen, die ihren Heimathafen in Düsseldorf haben wird, die aber auch viel in Köln und Bonn unterwegs sein wird. Das Schiff wird derzeit in der Werft in den Niederlanden fertiggestellt und soll am 5. Juni an den Start gehen. Das ist unser Schmuckstück für diese Saison.

 

Was macht Ihnen derzeit Sorgen und was Hoffnung?

Schloemer: Hoffnung macht mir, dass unser Team auch in schlechten Zeiten sehr motiviert an seine Arbeit geht. Das bewerten auch unsere Banken positiv. Wenn es wieder losgeht, stehen wir binnen zwei Tagen parat. Hoffnung macht mir auch eine Geschichte von unserem kleinen Unternehmen, der Dampfschifffahrt Colonia. Da haben wir ein Schiff und zweieinhalb Stellen. Wir haben am Freitag die 9000 Euro Kleinstförderung beantragt, am Sonntag wurde diese bewilligt und kurz danach war das Geld auf dem Konto. Sorgen macht mir auch, dass wir viele Gäste aus den USA und Asien haben. In den USA ist der Markt komplett zusammengebrochen und aus Asien sind frühestens im Sommer wieder Gäste zu erwarten. Ansonsten ist der Bedarf an Panorama- und Rundfahrten sicher da. Die Leute wollen wieder raus und wir können auf den Schiffen auch mögliche Auflagen erfüllen. Schwierig ist der Markt mit den Hotelschiffen, die wir bereedern. Da kommen die meisten Gäste aus den USA. Da wird bis auf Weiteres nicht kommen. Sorgen macht mir natürlich auch, dass wir keinen festen Zeitraum für Planungen haben. Aber jetzt geht es vorrangig um die Gesundheit. Da muss man auf die Experten hören, dass nicht eine zweite, noch schlimmere Corona-Welle entsteht. Sorgen macht außerdem, dass wir als Liquiditätshilfen Kredite bekommen, die haben zwar niedrige Zinsen, zurückzahlen müssen wir sie aber trotzdem. Auch das wird ein Kraftakt werden.

 

Wie gehen Sie ganz persönlich mit der Bedrohung durch das Virus um?

Schloemer: Gut ist, das wir zu Hause zu zweit sind. Schwierig ist, dass man derzeit die Eltern und den Rest der Familie nicht sehen kann. Das geht nur über What’s App oder per Telefon. Auch nette Nachrichten von Freunden sind ein Grund zu Freude. Ansonsten geht es auch um die eigene Einstellung. Ich habe großes Verständnis für die Kontaktbeschränkungen, weil wir nur so unser Gesundheitssystem am Laufen halten können. Und die Krise hat auch etwas Positives. Man lernt neue Kommunikationsformen wie zum Beispiel die Videokonferenz besser kennen und kann sie effektiv für sich nutzen.

Autor: Von Stephan Eppinger | Foto: KD