Köln | Köln braucht dringend Wohnungen. Über 500 könnten neu gebaut werden, werden die Ergebnisse des Wettbewerbs „Zukunft Wohnen“ umgesetzt. Ausgeschrieben hatten ihn Kölner Wohnungsgenossenschaften. Jetzt wurden die Sieger-Entwürfe im Rahmen der „Montagsgespräche“ des Bundes Deutscher Architekten (BDA) im Domforum vorgestellt.
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Fotostrecke: Diese Blöcke an der Scheidtweiler Straße sollen weichen >
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„Langhaus Braunsfeld“ an der Scheidtweiler Straße

Am weitesten fortgeschritten ist danach die Planung für Abriss und Neubau eines 132 Meter langes Wohngebäude an der Scheidtweiler Straße. Hier laufen schon die Vorbereitungen für den Bauantrag. Statt der bisherigen 36 Wohnungen kann die Ehrenfelder Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft dann die doppelte Zahl anbieten.

Die künftigen Wohnungen werden den unterschiedlichen Bedürfnissen Rechnung tragen, Wohngemeinschaften ebenso bedienen wie Senioren mit Barrierefreiheit. Zudem sollen zwei jeweils über zwei Geschosse reichende Gemeinschaftsräume entstehen. Im Erdgeschoss sind Gewerbeflächen für Dienstleister und Handel geplant. Ein Problem ist noch der vorgeschriebene Abstand zum hinter dem „Langhaus Braunsfeld“ liegenden KVB-Betriebsgelände. Die Verhandlungen laufen, sagte Bernd Kusserow vom Kölner Architektenbüro Damrau-Kusserow.

Dewog-Siedlung an der Rudolf Breitscheid-Straße

Vor allem auf Aufstockung der bestehenden neun dreigeschossigen Häuser setzt der Berliner Architekt Ulrich Schop bei der Dewog-Siedlung (Deutsche Wohnungsgesellschaft) rund um die Rudolf Breitscheid-Straße in Holweide. Eingesetzt werden sollen dabei 41 Quadratmeter große Holzmodule, die zu unterschiedlich großen Wohnungen zusammengesetzt werden können. Schop rechnet mit etwa 180 neuen Wohnungen.

50 Prozent mehr Wohnungen an der Piccolomistraße

Etwas weiter östlich an der Piccolomistraße liegt die Gemeinschaftssiedlung von Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Köln-Sülz (GWG Sülz) und der Wohnungs- und Baugenossenschaft Mieterschutz. Auch die beiden Besitzer haben sich vor allem eine Aufstockung der 15 drei- bzw. vierstöckigen Blöcke gewünscht. Zusätzlich sollen an einigen Häusern kleinerer, unterschiedlich aufgeteilte „Punkthäuser“ angebaut werden. Die bestehenden Erdgeschosswohnungen sollen über einen „Hintereingang“ barrierefrei umgebaut werden. Architektin Laura Fogarasi-Ludloff aus Berlin: „400 Wohnungen bestehen schon, nach unseren Plänen kommen 200 dazu.“.

Drei neue Häuser mit Maisonette-Wohnungen in Bickendorf

Kleinstes Projekt sind drei Wohnblöcke in Bickendorf von Mieterschutz und „Siedlungsgesellschaft am Bilderstöckchen“ zwischen Erlenweg und Eisenbahn. Auch hier steht eine Aufstockung im Mittelpunkt. Zusätzlich schlägt der Kölner Architekt Thomas Schiefer drei kleinere zusätzlich Gebäude mit Maisonette-Wohnungen vor. Der Wohnungsbestand wüchse damit von 58 auf 90.

Abriss und Neubau an der Palanterstraße in Sülz

Abriss und Neubau stehen auch auf einem Eckgrundstück an der Palanter-/Marsiliusstraße in Sülz an. Notwendig wurde dies durch eine Bodensenkung, die den Bau der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Sülz aus dem Jahr 1928 zum Teil unbewohnbar gemacht hat. Auch hier soll es nach den Vorstellungen von Sarah Escher vom schweizerisch-deutschen Architektenbüro Duplex eine Vielzahl unterschiedlich geschnittener Wohnungen geben, etwa für klassische „Kleinfamilien“, für große Wohngemeinschaften oder für Senioren mit extra breiten Türen, durch die auch Rollstühle problemlos passen. Da die Wohnungen im Schnitt aber größer werden, bleibt deren Zahl mit 54 gleich. Eine Besonderheit: Durch zwei Einfahrten sollen die Innenhöfe zugänglich sein, in einem wünscht man sich Raum für urban gardening.

„Marode Bausubstanz“ in Porz erfordert ebenfalls Abriss und Neubau

Unausweichlich sind Abriss und Neubau auch bei der Siedlung der Gewog-Porzer Wohnungsbaugenossenschaft an der Röntgenstraße. „Marode Bausubstanz, Aufstockung oder Anbau sind nicht möglich“, konstatierte Matthias Haber (Architektenbüro Hild und K. Arch, München). Und ergänzte: „Eine Herausforderung ist der Neubau im hochwertigen Baumbestand.“. Statt der zweigeschossigen Häuser aus den 1950er Jahren sollen hier künftig je zwei drei- und viergeschossige Häuser mit Durchgängen entstehen, deren Grundriss leicht schlangenartig gewunden ist. Die Erdgeschosse sollen von hinten zugängliche Terrassen erhalten, die oberen Etagen großzügige Loggien. Auch zwei Tiefgaragen sind geplant. Statt der gut 50 Wohnungen werden es am Ende bis zu 100 sein.

An der Schwalbacher Straße werden Reihenhäuser übereinander gestapelt

Am ambitioniertesten sind sicherlich die Vorschläge des Architekturbüros „Atelier Kempe Thill“ aus Rotterdam für ein noch unbebautes Eckgrundstück an der Schwalbacher Straße. Geht es nach Oliver Thill, baut die Wohnungsgenossenschaft am Vorgebirgspark hier zwei Häuser: In dem einen werden drei Maisonette-Wohnungen übereinandergestapelt, in dem größeren über Laubengänge zugängliche „Reihenhäuser“ in drei Geschossen. Die beiden oberen sind jeweils zurückgesetzt. Zum Vorgebirgspark sind Wintergärten geplant. Typisch für die niederländische Kompaktheit ist die Breite der insgesamt 45 unterschiedlich großen Wohnungen von jeweils nur 11 Metern.

Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb für acht Siedlungen schon im August 2015, 25 Architekturbüros aus dem In- und Ausland beteiligten sich. Zentrale Fragestellungen für die „Nachverdichtung“ in den bestehenden acht Siedlungen waren Aufstockung, Anbau, Neubau auf freier Flächen oder Abriss und Neubau. Drei Monate hatten die Wettbewerber Zeit, eine Realisierung wurde nicht garantiert.

Dass die Ergebnisse erst jetzt vorgestellt wurden, erklärte Martin Frysch (Vorstand der GWG Sülz – und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Köln Wohnungsunternehmen e.V.) damit, dass diese erst mit den Anwohnern der jeweiligen Projekte diskutiert werden mussten. Lediglich drei Entwürfe sind auf dem Weg der Umsetzung. Frysch beklagte dabei die Kölner Bürokratie. Unklar ist auch, welche Wohnungen durch staatliche Förderung im unteren Mietsektor angeboten werden können. Das achte Wettbewerbsprojekt wurde nicht vorgestellt – der Ausbau eines Innenhofs in einer Mauenheimer Anlage des Mieterschutz’ hatte sich als zu unrealistisch herausgestellt.

Autor: ehu
Foto: Hier soll das „Langhaus Braunsfeld“ entstehen an der Scheidtweiler Straße