Köln | Nicht nur die Sanierung von Oper und Schauspiel sprengen den in den Baubeschlüssen festgelegten Kostenrahmen. Viele Großprojekte laufen bei den Kosten aus dem Ruder. Nicht immer sind es Fehlplanungen, die zu diesen Kostensteigerungen führen.

In der gestrigen Sitzung des Stadtrates lieferte die Stadtverwaltung kurzfristig eine Antwort auf eine Anfrage der Linken nach. Darin erläuterten die Bauexperten die zum Teil deutlichen Kostenerhöhungen. Nach der aktuellen Auswertung der Stadtverwaltung ergibt sich unter allen Großbauprojekten unter städtischer Regie mit einem Kostenvolumen von mehr als zehn Millionen Euro eine durchschnittliche Kostenerhöhung um 15,46 Prozent. Ein Jahr zuvor betrug dieser Wert noch 7,22 Prozent, 2016 erhöhten sich die Kosten für die städtischen Großbauprojekte um 6,5 Prozent.

Darin sind jedoch die Kostensteigerungen für die Sanierung der städtischen Bühnen (Oper und Schauspiel) noch gar nicht enthalten. Auch wenn es in diesem Jahr noch keine weiteren Hiobsbotschaften zur Kostenentwicklung gab und die Kostenprognose aus dem vergangenen Jahr noch immer aktuell ist, beträgt die Kostensteigerung unter Einbeziehung dieses Projekts zwischen 34,61 und 36,5 Prozent.

Kostenschwankungen geringer mit fortschreitender Planung

Um die Planung von Großprojekten überhaupt aufnehmen zu können, wird vorab ein Kostenvoranschlag für den Haushaltsplan benötigt. Dieser erfolgt in der Regel auf der Basis einer groben Schätzung, die in diesem frühen Stadium noch mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet ist und gar nicht genau sein kann. Es handelt sich dabei um einen prognostizierten Kostenorientierungswert. Schwankungen von bis zu 40 Prozent sind eher die Regel als die Ausnahme.

Die notwendigen Detailinformationen verdichten sich erst im Laufe der Grundlagenermittlung, der Vor- und der Entwurfsplanung. Dementsprechend muss das finanzielle Projektvolumen immer wieder dem Stand der Planung angepasst werden. Die Preisabweichungen für ein Großprojekt muss also mindestens die Leistungsphase 3 HOAI (Entwurfsplanung) abgeschlossen sein, um eine gesicherte Kostenberechnung vornehmen zu können.

Erst diese Kostenberechnung ist Grundlage für eine Überprüfung durch das Rechnungsprüfungsamt. Darauf aufbauend wird der jeweilige Baubeschluss dem Rat zur Entscheidung vorgelegt. Wie oben dargelegt, erkennen Gerichte selbst nach abgeschlossener Kostenberechnung Schwankungen des Projektvolumens von plus/minus 20 Prozent an, führte die Stadt in ihrer Antwort (Anlage 1) aus.

Weitere Ursachen für Kostensteigerungen

Zu den Ursachen für die Kostensteigerungen gehörten neben der bundesweiten signifikanten Erhöhung des Baupreisindex –die Erhöhung lag zwischen Januar 2017 und Januar 2018 bei durchschnittlich vier bis 5,4 Prozentpunkten – gewünschte aber auch erforderliche Umplanungen aufgrund geänderter EU-Normen und überarbeiteten Bau-, Qualitäts- und Ausstattungsstandards.

Auch haben eine veränderte Marktlage im Baubereich durch die Niedrigzinspolitik der EU und die völlige Auslastung der Baufirmen mit Aufträgen die Situation zuungunsten des Auftraggebers beeinflusst. Ebenso müssen verstärkt externe Projektsteuerer sowie General- und Totalunternehmer infolge von Personalengpässen bei der städtischen Gebäudewirtschaft beauftragt werden, um den Sanierungsstau schneller abzubauen und, im Fall der Schulbauten, den Erfordernissen an wachsenden Schülerzahlen gerecht zu werden.

Von Kostenerhöhungen ist knapp mehr als jedes zweite Großbauvorhaben mit entsprechend langer Bauzeit betroffen. Aufgrund des großen Projektvolumens liegen zwischen Baubeschluss und Fertigstellung von Großprojekten oft mehrere Jahre, in denen sich die Kosten schon allein durch die Baupreissteigerung zwangsläufig erhöhen. Darüber hinaus ist jedes Bauvorhaben mit Unwägbarkeiten verbunden, die trotz sorgfältigster Planung zu einer Kostenerhöhung führen können.

Beispiel 1: Sanierung der Mülheimer Brücke

Für die Sanierung der Mülheimer Brücke, die vor wenigen Monaten begann, ist schon jetzt eine deutliche Kostensteigerung absehbar. Statt der ursprünglich im Baubeschluss veranschlagten 101,4 werden es nach derzeitiger Schätzung voraussichtlich 163,6 Millionen Euro. Im Jahr 2010 wurden die Kosten sogar auf nur 38,8 Millionen Euro geschätzt, allerdings waren die Voraussetzungen damals andere. So plante die Stadt damals lediglich eine Generalerneuerung. Inzwischen aber muss das mehr als 90 Jahre alte Brückenbauwerk an die verkehrlichen Gegebenheiten angepasst werden.

Das wiederum bedeutet, dass auch die Tragfähigkeit der Brücke erhöht werden muss. In dem Baubeschluss aus dem Jahr 2016 lag der Kostenrahmen daher schon im dreistelligen Millionen Euro-Bereich. Im weiteren Verlauf – insbesondere durch das eingeleitete Submissionsverfahren – erhöhten sich die Kosten auf den derzeitigen Stand von 163,6 Millionen, davon alleine rund 140 Millionen Euro für die Beauftragung des Auftragnehmers. Immerhin könnte sich die Kostenrechnung für den städtischen Haushalt noch reduzieren. Durch die Erhöhung der Tragfähigkeit für höhere Lastklassen besteht die Möglichkeit, vom Land NRW Fördergelder zu erhalten. Ein zwischenzeitlich eingereichter Förderantrag ist in der Prüfung, aber noch nicht entschieden.

Weitere Großprojekte – es geht auch günstiger

Die Schulbauvorhaben Görlinger Zentrum (Trakte C und E) sowie Bülowstraße wurden zwischenzeitlich abgeschlossen und werden letztmalig bei der Ermittlung der durchschnittlichen Kostensteigerung bei Großbauprojekten mit berücksichtigt. Die Kosten für diese Projekte sind gegenüber der Vorjahresmeldung jedoch nicht weiter angestiegen. Sie betragen für das Görlinger Zentrum rund 10,6 Millionen Euro und für die Bülowstraße rund 11,5 Millionen Euro. Letztere musste im Jahr 2016 eine Kostensteigerung in Höhe von 1,2 Millionen Euro verkünden. Der war bedingt durch einen Mehraufwand für die Betonsanierung und den Umstand, dass die Rohbaufirma Insolvenz beantragen musste.

Der Neubau des Historischen Archivs am Eifelwall hingegen ist mit den jetzt prognostizierten Kosten von rund 80,5 Millionen Euro wesentlich günstiger ausgefallen als zunächst mit 83,5 Millionen Euro berechnet. Allerdings gibt es immer noch einen Risikozuschlag, der lediglich derzeit noch unterschritten wird, wie es die Formulierung in Anlage 1 ausdrückt. Ein weiteres Großprojekt scheint ebenfalls gut zu laufen, die Verlängerung der Industriestraße im linksrheinischen Kölner Norden. Statt der im Baubeschluss veranschlagten Kosten von 12,737 liegt die aktuelle Kostenschätzung derzeit bei 9,3 Millionen Euro. Die Nachverhandlungen mit den bauausführenden Firmen sind jedoch noch nicht abgeschlossen, obwohl die Straße bereits seit dem Jahr 2016 freigegeben ist. Derzeit werden dort Grün- und Ausgleichspflanzungen durchgeführt.

Autor: bfl
Foto: Kölns ewige Baustelle. Die Sanierung der Kölner Oper sorgt für Mehraufwand in Höhe eines dreistelligen Millionen Euro-Betrags.  Bild: ehu/Archiv